Cicero Die 100 Auf- und Absteiger des Jahres (Vorschau)
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Fotos: Mauritius Images, Picture Alliance/DPA, Vera Hartmann/13 Photo, Andreas Teichmann/Laif, Action Press (2) [M], Najlah Feanny/Corbis; Illustration: Alfred Schüssler/dieKLEINERT.de<br />
JENS WEIDMANN<br />
Eine Rede <strong>des</strong> B<strong>und</strong>esbankpräsidenten<br />
ist für je<strong>des</strong> Publikum das beste<br />
Sedativum. Ein großer Rhetoriker wird<br />
Weidmann wohl nicht mehr.<br />
Inhaltlich hat er sich mit seiner<br />
Stimmungsmache gegen die<br />
Niedrigzinspolitik von Mario Draghi<br />
innerhalb der EZB weitgehend isoliert.<br />
Dabei wäre es gerade jetzt seine<br />
<strong>Auf</strong>gabe, den Deutschen <strong>und</strong> der<br />
Politik zu erklären, warum sie mehr<br />
leisten müssen, um den Euro zu retten.<br />
PETER TERIUM<br />
Peter Terium setzt auf Mitleid: „Unser<br />
traditionelles Geschäftsmodell bricht<br />
uns unter den Füßen weg“, klagte der<br />
RWE-Chef kürzlich. Schuld ist wie<br />
immer die Politik. Aber statt ständig<br />
mit dem Finger auf Berlin zu zeigen,<br />
hätten sie bei RWE schon beim<br />
rot-grünen Atomausstieg ihre Strategie<br />
ändern müssen. Sie setzten aber lieber<br />
weiter auf Lobbyismus <strong>und</strong> satte<br />
Gewinne aus alten, längst abgeschriebenen<br />
Kraftwerken – bis Fukushima.<br />
Jetzt werden die großen Energieversorger<br />
in ihrer heutigen Form nicht<br />
mehr gebraucht, weil die Deutschen<br />
die Energieerzeugung mit Erneuerbaren<br />
selbst in die Hand genommen haben.<br />
Ausbaden müssen es die Mitarbeiter,<br />
bei RWE soll jede zehnte Stelle<br />
gestrichen werden.<br />
FRANK ASBECK<br />
<strong>Die</strong> Subventions-Party<br />
geht zu Ende, aber<br />
Solarworld-Chef Frank<br />
Asbeck lässt sich<br />
davon nicht aufhalten.<br />
Nachdem er Anfang<br />
August die Insolvenz nur durch einen<br />
drastischen Schuldenschnitt abwehren<br />
konnte, feierte er seinen Geburtstag<br />
auf seinem Schloss in Remagen so<br />
laut, dass die Polizei zu Besuch kam.<br />
Mit der Übernahme von Teilen der<br />
ebenfalls defizitären Solarsparte von<br />
Bosch sorgte Asbeck im Herbst für<br />
Schlagzeilen. Wie aus zwei Kranken ein<br />
Ges<strong>und</strong>er werden soll, konnte er aber<br />
bisher nicht beantworten.<br />
CHRISTOPH FRANZ<br />
Als Sanierer war er Ende<br />
2010 angetreten, jetzt<br />
verzichtet Lufthansa-Chef<br />
Christoph Franz auf eine<br />
Vertragsverlängerung.<br />
Sein Sparprogramm Score<br />
kann bisher keine großen Erfolge<br />
verzeichnen. <strong>Die</strong> Kosten sind weiter<br />
zu hoch, schmerzliche Reformen,<br />
wie eine Kürzung der betrieblichen<br />
Altersvorsorge, überlässt der amtsmüde<br />
Franz lieber seinem Nachfolger.<br />
ISABELLA DE KRASSNY<br />
„20 Prozent auf alles – außer<br />
Tiernahrung“, lautete der Slogan der<br />
Baumarktkette Praktiker. Aktionärin<br />
Isabella de Krassny kontrollierte<br />
zwischenzeitlich 20 Prozent der Anteile,<br />
hatte aber keine passende Strategie.<br />
Durch die Insolvenz im Juli verlor die<br />
reiche Österreicherin nach eigenen<br />
Angaben 15 Millionen Euro. Anleger<br />
ihres Fonds klagen auf Schadensersatz.<br />
Mitleid muss man mit ihr nicht haben.<br />
<strong>Die</strong> wahren Betroffenen der Praktiker-<br />
Pleite sind die 20 000 Mitarbeiter.<br />
ULI HOENESS<br />
Seit dem 20. April dieses <strong>Jahres</strong> gibt<br />
es ihn doppelt: als Uli Hoeneß, den<br />
erfolgreichen Präsidenten <strong>des</strong> FC Bayern<br />
München, <strong>und</strong> als den Steuerhinterzieher<br />
Ulrich H. Uli hat mit dem Gewinn <strong>des</strong><br />
Triple aus Meisterschaft, Pokal <strong>und</strong><br />
Champions League das erfolgreichste<br />
Jahr seines Vereins erleben dürfen.<br />
Aber als Ulrich H. konnte er dies nicht<br />
so genießen, wie es Uli gern getan<br />
hätte. Ein Rücktritt kam für ihn<br />
trotzdem nie infrage: „Ich habe diese<br />
Fehler als Privatmann gemacht, aber<br />
ich glaube nicht, dass meine Arbeit für<br />
den FC Bayern darunter gelitten hat.“<br />
Gelebte Persönlichkeitsspaltung, die das<br />
Landgericht München ab März 2014<br />
beenden wird.<br />
STEVE BALLMER<br />
Sein rot gefärbter Schädel<br />
ist legendär. Microsoft-<br />
Chef Steve Ballmer stand<br />
immer unter Strom.<br />
Wettbewerb war sein<br />
Credo, intern ließ er die<br />
Abteilungen um seine Gunst kämpfen.<br />
Er vergraulte damit nicht nur kreative<br />
Talente, sondern verpasste epochale<br />
Trends, etwa den <strong>Auf</strong>stieg von Social<br />
Media, Tablets <strong>und</strong> Smartphones. Aber<br />
er erkannte, wo das Problem lag <strong>und</strong><br />
kündigte seinen Rücktritt für 2014 an.<br />
JAMIE DIMON<br />
<strong>Auf</strong> einen Vergleich in<br />
Höhe von 13 Milliarden<br />
Dollar hat sich die<br />
US-Bank JP Morgan mit<br />
der Regierung in Washington geeinigt –<br />
ein Rekord. Den Deal hat Bankchef<br />
Jamie Dimon am Ende persönlich mit<br />
US-Justizminister Eric Holder ausgehandelt,<br />
um mit allen Mitteln<br />
ein Gerichtsverfahren wegen frag -<br />
würdiger Hypothekengeschäfte<br />
zu verhindern. Leisten kann er es sich.<br />
<strong>Die</strong> Bank verdiente im vergangenen<br />
Jahr 21 Milliarden Dollar.<br />
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<strong>Cicero</strong> – 1. 2014