Cicero Die 100 Auf- und Absteiger des Jahres (Vorschau)
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STIL<br />
ABSTEIGER<br />
↘<br />
Leider hat man mit<br />
„The Bling Ring“<br />
nur ein langes Musikvideo<br />
gesehen<br />
Foto: Olivier Laban-Mattei/Neus/Laif<br />
SOFIA COPPOLA<br />
Es hätte ein Film werden können, den<br />
man als Zuschauerin mit einem Gefühl<br />
großen Unbehagens verlässt, wohin<br />
das mit der „Selfie“-Kultur noch<br />
führen soll. Mit der beinahe krankhaften<br />
Selbstdokumentierung vieler<br />
Teenager auf ihren Social-Media-Seiten,<br />
bei der sie wie kleine Medienprofis<br />
agieren. Wie Prominente. Leider<br />
hat man mit „The Bling Ring“ dann<br />
doch nur ein langes Musikvideo gesehen,<br />
in dem die Obsession der Jugend<br />
mit trashigen Berühmtheiten ebenso<br />
verführerisch inszeniert wie banalisiert<br />
wird. Ein Film, der schimmert<br />
wie das nächtliche LA, dem aber die<br />
Abgründe dieser Stadt fehlen. Er zeigt<br />
nur die Oberfläche.<br />
Dabei war die Materiallage für<br />
ihren fünften Film, der auf wahren<br />
Begebenheiten basiert, hervorragend:<br />
In einer Reportage für die amerikanische<br />
Vanity Fair hatte Nancy Jo<br />
Sales 2010 die Geschichte einer Clique<br />
privilegierter, aber erschreckend<br />
durchschnittlicher Teenager erzählt,<br />
die in die Villen ihrer Celebrity-Vorbilder<br />
einsteigt, um Taschen <strong>und</strong> Stöckelschuhe<br />
zu klauen – aber auch, um<br />
sich vor den Kulissen von deren Leben<br />
zu fotografieren. Coppola machte<br />
daraus einen seichten Partyfilm. Zu<br />
wenig für die Regisseurin, die sich<br />
2003 mit ihrem Japan-Film „Lost in<br />
Translation“ in die Filmgeschichte<br />
einschrieb.<br />
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