Cicero Die 100 Auf- und Absteiger des Jahres (Vorschau)
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Foto: Tim Wegner/Laif<br />
kommuniziert. Aus dem Ende 2012 verabschiedeten<br />
„Strategiepapier 2015+“ –<br />
also aus der „Regierungserklärung“ Fitschen/Jain<br />
– geht hervor, dass die Bank<br />
in den nächsten Jahren vor allem sparen<br />
will, um die Erträge wieder zu steigern.<br />
Um 4,5 Milliarden Euro pro Jahr will die<br />
neue Führung die Kosten drücken, unter<br />
anderem, indem sie Tausende Stellen<br />
streicht – <strong>und</strong> indem sie die 2008 übernommene<br />
Postbank endgültig integriert.<br />
Wirklich wachsen dürften die Frankfurter<br />
in den nächsten Jahren nur im<br />
Transaction Banking, einem unspektakulären<br />
Geschäft, bei dem Finanzdienstleistungen<br />
im <strong>Auf</strong>trag anderer Geldhäuser<br />
abgewickelt werden. Das Geschäft mit<br />
Normalk<strong>und</strong>en hingegen leidet unter den<br />
niedrigen Zinsen, die auf die Marge drücken,<br />
Ähnliches gilt für die Verwaltung<br />
großer Vermögen. <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>des</strong><br />
Investmentbankings, einst der große Ertragsbringer,<br />
ist unter<strong>des</strong>sen kaum zu<br />
prognostizieren. Zu sehr ist die Bank in<br />
diesem Bereich von äußeren Einflüssen<br />
abhängig, zum Beispiel von der Notenbankpolitik<br />
in Europa <strong>und</strong> den USA. Zudem<br />
ist noch immer nicht absehbar, wie<br />
stark die neuen Vorgaben von Politik <strong>und</strong><br />
<strong>Auf</strong>sicht dieses Geschäft verändern werden.<br />
Schäuble <strong>und</strong> Asmussen haben erst<br />
jüngst wieder betont, dass sie bei der Regulierung<br />
nicht lockerlassen wollen.<br />
Wie geht es weiter? Das Schicksal<br />
Fitschens <strong>und</strong> Jains hängt letztlich an<br />
den großen Aktionären der Deutschen<br />
Bank, vor allem internationale Fondsgesellschaften<br />
mit Sitz in New York <strong>und</strong><br />
London. Sie halten bislang still. Im Frühjahr<br />
haben sie Milliarden an frischem Kapital<br />
bewilligt, um die Bank zu stärken<br />
<strong>und</strong> die Finanzaufseher zu befriedigen.<br />
<strong>Die</strong> Stimmung der „Shareholder“ könnte<br />
jedoch kippen, wenn sich die Prozesskosten<br />
noch tiefer ins Ergebnis fressen. Um<br />
Unruhe zu vermeiden, hat der <strong>Auf</strong>sichtsrat<br />
Fit schens Vertrag jüngst bis 2017 verlängert<br />
– Jains Kontrakt läuft ohnehin so<br />
lange. Man kann es als Vertrauensbeweis<br />
für Fitschen werten. Oder als Misstrauensvotum<br />
gegen Jain, um ihn nicht 2015<br />
zum alleinigen Chef machen zu müssen.<br />
In Berlin, bei der Podiumsdiskussion<br />
<strong>des</strong> Bankenverbands, wartet Fitschen in<br />
unveränderter Haltung, bis der Grüne<br />
Giegold zu Ende gesprochen hat. Und<br />
er wartet, bis ihm die Moderatorin das<br />
Wort erteilt. Dann platzt es aus ihm heraus.<br />
Fitschen blickt herüber zu Giegold<br />
<strong>und</strong> nennt „populistisch“ <strong>und</strong> „unverantwortlich“,<br />
was der mitunter von sich gebe.<br />
Bumm. Wo er einmal dabei ist, fällt er<br />
dasselbe Urteil über Schäuble.<br />
<strong>Die</strong> 200 Banker im Saal sind zufrieden,<br />
einige nicken anerkennend. Ein<br />
Deutsche-Bank-Chef, so sehen sie das<br />
hier, braucht sich nicht alles bieten zu lassen.<br />
Eine letzte Oase für Fitschen. Draußen<br />
schwindet die Unterstützung.<br />
MEIKE SCHREIBER <strong>und</strong> HEINZ-ROGER<br />
DOHMS berichten über die Finanzwelt.<br />
Bei der Deutschen Bank beobachten sie<br />
ein ungewohntes Gefühl: Unsicherheit<br />
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