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96<br />
ANTON CZETTLER<br />
Abstand, eilte dem Sultan entgegen, der ihn am 16. Juni 1566 in Belgrad<br />
empfing, den Fürsten erneut zu seinem »Sohn adoptierte« und ihm<br />
für die Zukunft seine »wohlwollende Unterstützung« in Aussicht stellte.<br />
Noch vor diesem feierlichen Akt übersandte er dem Fürsten sein »Annámé«*<br />
22 . Noch wichtiger war, daß er für den Fall, daß Johannes Sigismund<br />
ohne Nachkommen hinscheiden sollte, den Ständen Siebenbürgens<br />
das Recht zugestand, ihren Fürsten selber zu wählen. Durch die freie<br />
Fürstenwahl unterschied sich Siebenbürgen völkerrechtlich von den zwei<br />
rumänischen Woiwodschaften, wo der Sultan die Woiwoden nach seinem<br />
Belieben ernannte und absetzte. Der andere, völkerrechtlich relevante<br />
Unterschied lag darin, daß die Fürsten Siebenbürgens — im Gegensatz<br />
zu den rumänischen Woiwodschaften — diplomatische Beziehungen aufrechterhalten<br />
durften. Ihre Vertreter bei der Pforte wurden dementsprechend<br />
so behandelt, wie die Botschafter und Gesandten anderer<br />
christlicher Fürsten. Dies kam nahezu einer Souveränität gleich.<br />
In Feldzug von 1566 starb Süleymam IL, ider große Sultan, nach beinahe<br />
fünfzigjähriger Herrschaft während der Belagerung der westungarischen<br />
Festung Szigetvár. Sein Tod führte zu einer wenn auch geringen<br />
Schwächung der osmanischen Macht, so daß Johannes Sigismund seinen<br />
— durch den Feldzug Süleymanis unterbrochenen — »prowestlichen Kurs«<br />
weiterverfolgen konnte. Nach lange andauernden Verhandlungen unterzeichneten<br />
seine Vertreter mit den Bevollmächtigten König Maximilians 23<br />
im Jahre 1570 den Vertrag von Speyer, der die wesentlichen Bestimmungen<br />
des 1565 abgeschlossenen Abkommens von Szatmár aufrechterhielt.<br />
Wie bereits erwähnt, verzichtete Johannes Sigismund auf die Königswürde.<br />
Als Gegenleistung wurde seine Herrschaft über Siebenbürgen<br />
und das Partium anerkannt. Kurz nach der Ratifizierung des Vertrages<br />
von Speyer im März 1571 starb der kaum dreißigjährige Johannes Sigismund.<br />
Da er keine Nachkommen hinterließ, hätte Maximilian auf Grund<br />
des Vertrages von Speyer Siebenbürgen und die östlichen Komitate<br />
Ungarns (Partium) in Besitz nehmen sollen. Die Stände Siebenbürgens<br />
verweigerten jedoch die Übergabe und wählten — mit türkischer Unterstützung<br />
— Stefan Báthory zum Fürsten.<br />
2. Die Herrschaft Stefan Báthorys — Personalunion mit Polen<br />
Mit Stefan Báthory gelangte eine Persönlichkeit an die Spitze Siebenbürgens,<br />
die eine von allen bisherigen Modellen abweichende außenpolitische<br />
Konzeption hatte. Als ehemaliger Student der Universität<br />
Padua, stand er unter dem Einfluß der »Schule von Padua«, die ihrerseits<br />
von der venezianischen Diplomatie beeinflußt war. An der Univer-<br />
22 Der Brief des Sultans, mit welchem er den Fürsten von Siebenbürgen in<br />
seiner Würde bestätigte, wurde türkisch »Athnamé« genannt.<br />
23 Maximilian (1564—1576), König von Ungarn und Kaiser des Heiligen Reiches<br />
(als Maximilian II.), Sohn von Ferdinand I., führte eine expansivere<br />
Außenpolitik als sein Vater.