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112<br />
ANTON CZETTLER<br />
Gabriel Bethlen gab seine Pläne, gegen das Haus Österreich eine<br />
große europäische Koalition zu errichten, auch nach dem Nikolsburger<br />
Frieden nicht auf. Er wußte Bescheid über die Pläne Christians von<br />
Braunschweig und des nach der Schlacht am Weißen Berg in Emigration<br />
lebenden Winterkönigs. Er schmiedete Pläne, wonach Siebenbürgen und<br />
die protestantischen Stände das mitteleuropäische Habsburgerreich hätten<br />
angreifen sollen. Nach diesen Vorstellungen wäre Frankreich, den Generalstaaten,<br />
Venedig und Savoyen die Aufgabe zugefallen, die spanische<br />
Großmacht zu neutralisieren. Auf Grund dieser Vorstellungen begann<br />
Gabriel Bethlen 1623 einen neuen Feldzug in Oberungarn. Die vorgesehene<br />
»Grande Alliance« kam trotzdem nicht zustande, da die von<br />
Christian von Braunschweig geführten protestantischen Streitkräfte eine<br />
große Niederlage erlitten hatten. Auch die vorgesehene westeuropäische<br />
Koalition konnte nicht verwirklicht werden, da England sich zu jener<br />
Zeit mit Spanien verbünden wollte 80 . So kam es zum zweiten Male zu<br />
einem Kompromißfrieden mit dem Kaiser, zum zweiten Wiener Frieden.<br />
Für eine kurze Zeit befaßte sich Bethlen mit dem Gedanken, sich<br />
mit dem Kaiser gegen die Türken zu verbünden. Er schlug Ferdinand<br />
vcxr, eine Erzherzogin zu heina/tan 83 . Dde spanische Diplomatie unterstützte<br />
seine Pläne, die aber an der Starrheit Ferdinands und des Wiener<br />
Hofes scheiterten 84 . Man mag über diesen »Opportunismus« Bethlens<br />
urteilen wie man will, er ist jedenfalls ein Beweis dafür, daß trotz seiner<br />
zwangsmäßg protürkischen politischen Richtung und seiner Kämpfe für<br />
die Unabhängigkeit Siebenbürgens, Bethlen die Idee der Wiederherstellung<br />
des 1541 geteilten ungarischen Königreiches im Prinzip nicht<br />
aufgegeben hatte.<br />
Da Bethlen als eventueller Bündnispartner vom Kaiser abgelehnt<br />
wurde, heiratete er Katherine von Brandenburg. Damit wandte er sich<br />
unwiderruflich der protestantischen Sache zu. Nach langen Verhandlungen<br />
schloß er sich mit dem am 20. November 1626 unterzeichneten Ver-<br />
62 Verwendetes Schriftum zu dieser Phase des Dreissigjährigen Krieges und<br />
des zweiten Feldzugs Bethlens :<br />
— Burckhardt, C. J. Richelieu.<br />
— G r o o ß , R., Österreichs Staatsverträge.<br />
— Hóman/Szekfű, Magyar Történet, Band 4.<br />
— Lukinich, E.: Erdély területi változásai a török hódoltság korában.<br />
— Mann, G. Wallenstein.<br />
— Meister, M. Siebenbürgen als selbständiges Fürstentum in<br />
Lukinich, E., Die siebenbürgische Frage, Budapest 1940.<br />
— Makkai, Magyar-román közös múlt.<br />
— Stadtmüller, G.: Geschichte Südosteuropas.<br />
— Szekfű, J.: Bethlen Gábor.<br />
83 Makkai, und Szekfű erwähnen sogar, daß Bethlen bereit war, zur<br />
katholischen Religion überzutreten. Zwar ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen,<br />
mangels überzeugender Beweise nehmen wir aber diese Behauptung<br />
mit Skepsis an.<br />
84 M a k k a i, L.: Histoire, S. 228.<br />
Szekfű, Bethlen Gábor, S. 212 ff.