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BESPRECHUNGEN 251<br />

auftritt, und mit »seiner« Kirche sich selbst ein repräsentatives Denkmal zu<br />

setzen bestrebt ist. Um diese Dominante gruppieren sich dann auch die<br />

Häuser der wohlhabenderen Dorfbewohner, die dem Grundbesitzer nachzueifern<br />

bestrebt sind — als Mäzene des Gotteshauses, im Rahmen ihrer<br />

Möglichkeiten.<br />

Die formelle, architekturgeschichtliche Seite der mittelalterlichen Dorfkirchen<br />

Ungarns kommt bei den Betrachtungen des Autors — neben der soziologischen<br />

und historischen — keineswegs zu kurz. Marosi weist sehr richtig<br />

auf die Rundkirche als weitverbreiteter Typus der mittelalterlichen ungarischen<br />

Architektur hin, betont die Bedeutung der möglichen markantesten<br />

Vorbilder (Grabeskirche in Jerusalem, Pantheon in Rom, Pfalzkapelle Karls<br />

des Großen in Aachen), läßt aber die Hinweise auf die wahrscheinliche Vermittlerrolle<br />

der byzantinischen Kunst vermissen. Seit dem 14. Jh. wird freilich<br />

dieser Typus verdrängt, und zwar durch die gotische Architektursprache —<br />

wieder wären hier Hinweise auf die Vermittlerrolle der engen politischen<br />

Beziehungen zum Deutschen Reich angebracht und aufschlußreich. Marosis<br />

Verdienst ist allerdings die Herausarbeitung der ab jetzt dominierenden und<br />

als typisch zu bezeichnenden architektonischen Gestalt der ungarischen Dorfkirchen<br />

(wie eingangs betont, müssen die Randgebiete mdt ihren Sonderformen<br />

ausgeklammert werden): die Apsis als Würfel, anschließend das erhöhte Langhaus<br />

als länglicher Quader gebildet, beide mit einem Satteldach versehen, im<br />

Westen ein wiederum quadratischer Turm, von einer Dachpyramide bekrönt.<br />

Es kann nunmehr mit Marosi übereinstimmend behauptet werden, daß diese<br />

Außenerscheinung im wesentlichen bis ins 19. Jh. hinein zur vorherrschenden<br />

Form der ungarischen Dorfkirchen wird. Auch die Gotik ändert nichts an<br />

dieser Aussage, sie liefert nur einige neue als rein konstruktiv zu bezeichnende<br />

Elemente (wie Strebepfeiler oder Kreuzgratgewölbe) hinzu.<br />

Um 1500 beginnt die Renaissance auch auf die ungarischen Dorfkirchen<br />

überzugreifen — Marosi widmet dieser Erscheinung ein eigenes Kapitel, wobei<br />

er sich mit der Innenausstattung als dem herausragenden Beitrag dieser Epoche<br />

intensiver beschäftigt. Sehr bedeutsam sind die fast versteckten Hinweise des<br />

Autors auf kunstgeschichtliche Phänomene, die als Ausblicke auf folgende<br />

Epochen gedacht sind: hier auf die Tatsache, daß Denkmäler der Renaissance<br />

wegen der »Umbauwut« des Barock so spärlich überliefert sind. Hier wird<br />

vielleicht unbewußt ein Merkmal der Kunst überhaupt angesprochen: ihr<br />

enormes Selbstbewußtsein, ihr Selbstvertrauen, das zur Zerstörung des jeweiligen<br />

Überlieferungsgutes führte. Ein Phänomen also, das nicht nur die<br />

Kunst des 19. Jhs. kennzeichnete — wie heute noch immer angenommen wird<br />

— sondern, wie hier Marosi belegt, auch dem Barockzeitalter eigen gewesen<br />

ist. Noch einmal muß somit auf die »Nebenprodukte« der Arbeit Marosis<br />

hingewiesen werden: auf seine umfassende kunsthistorische Betrachtungsweise,<br />

die noch unbekannte Phänomene auch der Kunst des 19. Jhs. mit erläutern<br />

hilft!<br />

Auch im Kapitel über die »Dorfkirche im 16.—17. Jahrhundert« weist<br />

Marosi auf Zusammenhänge hin, die manch eine künstlerische Erscheinungsform<br />

erst überhaupt verständlich machen — diese analytische Betrachtungsweise<br />

kann nicht genug hervorgehoben werden. Hier sind es die Türkenkriege,<br />

die in der ungarischen Architektur der Zeit eine kaum zu überschätzende<br />

Rolle spielten: die Herausbildung der sog. Wehrkirchen ist eine dieser<br />

außenbedingten Formen. Auch die Reformation und Gegenreformation spielten<br />

hier eine gewichtige Rolle, nicht nur in Gestalt des unrühmlichen Bildersturmes,<br />

sondern auch in der protestantischen Architektur, die während der Gegenreformation<br />

eine Sonderform zu entwickeln gezwungen wurde. Hier

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