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Götz Mavius,<br />
Regensburg<br />
Ungarische Denkmalskunst zwischen Tafelrichterstil und Millenium<br />
Es ist in den letzten Jahren in Deutschland und Österreich viel über<br />
die Kunst des neunzehnten Jahrhunderts 1 geschrieben worden und auch<br />
sehr viel über ein spezifisches Charakteristikum dieses Jahrhunderts, das<br />
Denkmal. Dabei gingen die Autoren zumeist von Beispielen aus dem<br />
deutschsprachigen Raum aus, oder sie fanden sie in den westeuropäischen<br />
Zentren 2 London, Paris oder Rom. Wie steht es nun mit der Denkmalskunst,<br />
also mit figuraler Großplastik, die öffentlich ohne direkten Architekturbezug<br />
und zum Gedenken aufgestellt wurde im Königreich Ungarn?<br />
Erinnern wir uns. 896 gilt als Stichdatum der Einwanderung der von<br />
Osten in das Karpatenbecken eindringenden Magyaren am Ende des<br />
neunten Jahrhunderts, die die »Landnahme« genannt wird. Seit 1000<br />
bestand das selbständige Königreich Ungarn unter der einheimischen<br />
Dynastie der Arpaden. 1<strong>30</strong>1 starb sie aus. Verschiedene ausländische<br />
Dynasten (Anjou, Pfemysliden, Luxemburg u. a.) folgten auf dem Thron.<br />
1526 fiel der ungarische König Lajos (Ludwig) IL, der gleichzeitig König<br />
von Böhmen war, in der Schlacht von Mohács gegen die Türken, und<br />
laut Erbvertrag kam die Krone an das Haus Habsburg. Seit dieser Zeit<br />
war Habsburgs Schicksal eng mit Ungarn und Böhmen verknüpft gewesen.<br />
Weil bis 1699 das Osmanische Reich zwei Drittel des Königreiches<br />
Ungarn besetzt hielt, konnten die Habsburger erst danach ihre Ansprüche<br />
durchsetzen. Während dieser 150 Jahre hatte das Königreich Ungarn eine<br />
gewisse Eigenstaatlichkeit mit verfassungsähnlichen Organen bewahren<br />
können und bewahrte sie auch in der folgenden Zeit. Das führte zu einem<br />
Gegensatz zwischen der absolutistisch regierenden Statsspitze in Wien<br />
und der nationalistischen, sich nur in Personalunion mit Wien verbunden<br />
fühlenden und autonomistisch denkenden Führungsschicht Ungarns. Dieser<br />
Gegensatz bestimmte Tonart und Verlauf der Revolution von 1848/49.<br />
Ungarn hatte kurzzeitig ein (revolutionäres) verantwortliches ungarisches<br />
Kabinett gehabt. Nach der Niederschlagung regierte Kaiser Franz Joseph<br />
I. mit neoabsolutistischen Mitteln wie eine Besatzungsmacht in Ungarn<br />
bis zum »Ausgleich« von 1867, dem Staatsvertrag, der Ungarn innere<br />
Autonomie verlieh. Die Weichen dazu waren schon 1861 gestellt worden.<br />
Das Ziel der Revolution war erreicht. Von Budapest aus begann nun<br />
eine selbständige, betont magyarische Kulturpolitik. 1896 feierte das Königreich<br />
Ungarn 1000 Jahre seines Bestandes: es war der Jahrestag der<br />
»Landnahme«, kurz das »Millenium«. Das Millenium wurde zu einem<br />
magyarischen Bekenntnisfest, bei dem der Vielvölkercharakter Ungarns<br />
1 Lietzmann 1968.<br />
2 z. B. London: Prince Albert Memorial,<br />
z. B. Paris: Vendôme-Saule, Arc de Triomphe,<br />
z. B. Rom: Monumento Vittorio Emanuele.