Klima im Wandel Climate Change - Universität Salzburg
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Rekonstruktion der <strong>Kl<strong>im</strong>a</strong>- und Seenentwicklung am Ende der letzten Eiszeit<br />
Rekonstruktion der <strong>Kl<strong>im</strong>a</strong>- und Seenentwicklung mit Hilfe multidisziplinärer<br />
Methoden<br />
Der Wärmeanstieg nach dem Hochglazial führte zu einem raschen, wahrscheinlich<br />
nur einige Jahrhunderte dauernden Zerfall der alpinen Talgletscher. In dieser Eiszerfallslandschaft<br />
bildeten sich nach dem Abtauen sogenannter Toteisreste Seen, wie<br />
wahrscheinlich auch der Längsee. Während einer Warmphase nach dem LGM wurden<br />
<strong>im</strong> Längsee fossilführende (z.B. Pollen, Kiesel- und Goldalgen, Muschelkrebse)<br />
Sed<strong>im</strong>ente abgelagert. Da <strong>im</strong> Längsee auf eine Warmphase wieder ein Kälterückschlag<br />
folgte, wurde diese Warmphase von Schmidt et al. (2001) als Längsee<br />
Oszillation bezeichnet. Zwei Radiokarbondaten ( 14 C) aus dem Bereich der Längsee<br />
Oszillation (Schmidt et al. 1998, Huber et al. 2009) ergaben ein Radiokarbonalter ( 14 C)<br />
von ca. 15.500 bzw. 15.700 vor heute (bezogen auf 1950), was einem geeichten (=<br />
kalibrierten) Alter von ungefähr 18.000 bis 19.000 Kalenderjahren entspricht. Eine<br />
Umrechnung der Radiokarbondaten in Kalenderjahre ist notwendig, da der Gehalt<br />
der Kohlenstoffisotopen ( 13/14 C) in der Atmosphäre Schwankungen unterworfen ist.<br />
Hinweise geben sogenannte 14 C-Plateaus, d.h. Intervalle mit sehr geringer Veränderung<br />
oder sogar inversen 14 C-Daten. Die Eichung (in Kalenderjahren) erfolgt u.a.<br />
mit 14 C-datierten Hölzern und der Auszählung ihrer Jahresringe.<br />
Die Pollenanalyse (Palynologie) bedient sich des in Ablagerungen (Seen, Moore)<br />
eingewehten Blütenstaubes (Pollen) von Bäumen, Sträuchern und Kräutern, um<br />
die Vegetation früherer Zeiten zu rekonstruieren. In der Längsee Schwankung<br />
kam es zu einer Verdichtung der Vegetationsdecke. Dies wird pollenanalytisch<br />
aus der Erhöhung der Typenzahl der Kräuter auf Kosten von Beifuß- (Artemisia)<br />
und Gänsefuß-reichen (Chenopodiaceae) Pollenspektren geschlossen, wie sie<br />
für Rohböden und steppenreiche Habitate unter dem kontinentalen <strong>Kl<strong>im</strong>a</strong> der<br />
ausklingenden Eiszeit charakteristisch sind (Abb. 2). Im Zuge dieser Warmphase<br />
dürfte es auch schon zu einer schwachen Ausbreitung kälteresistenter Gehölze wie<br />
Zwergweiden, Wacholder, Zwerg- und Stauchbirken und Föhren (Legföhre, Zirbe)<br />
gekommen sein, die entweder südlich der Alpen die letzte Eiszeit überdauert haben,<br />
oder von ihren südlichen eiszeitlichen Refugien wie zum Beispiel den Dinariden oder<br />
Italien rückgewandert sind (Avigliano et al. 2000, Schmidt et al. 2001). Die Zwergund<br />
Strauchbirke war in der späten Eiszeit in den Alpen weit verbreitet (siehe u.a.<br />
Drescher et al. 2007), beide weisen aber heute hier nur mehr Reliktstandorte auf.<br />
Das Vorkommen der Lärche <strong>im</strong> südlichen Alpenvorland während dieser Zeit ist<br />
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