Klima im Wandel Climate Change - Universität Salzburg
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<strong>Kl<strong>im</strong>a</strong>wandel in Österreich<br />
konnten, eine Erstellung der angestrebten Holozän-Chronologie gelang jedoch bis<br />
zum Ende des 20. Jahrhunderts nicht (Giertz-Siebenlist 1977, Röthlisberger et al.<br />
1980, Bircher 1982, Renner 1982, Schär und Schweingruber 1987, 1988). Erst in den<br />
letzten etwa 10 Jahren war es möglich <strong>im</strong> Zuge mehrerer Forschungsprojekt eine<br />
durchgehende Chronologie für die letzten rund 9100 Jahre, basierend vor allem auf<br />
Hölzern des mittleren Ostalpenraumes, zu erstellen (Nicolussi et al. 2004, Nicolussi<br />
et al., under review). Darüber hinaus wurden auch für das früheste Holozän bereits<br />
mehrhundertjährige, derzeit allerdings noch „schw<strong>im</strong>mende“ Jahrringchronologien<br />
erarbeitet (Abb. 1). An der 9100 Jahre langen Ostalpinen Nadelholz-Chronologie<br />
(Eastern Alpine Conifer Chronology, EACC), die auf 1432 subfossilen und subrezenten<br />
Holzproben vor allem der Baumarten Zirbe und Lärche beruht (Stand: 2007),<br />
waren auch mehrere „schw<strong>im</strong>mende“ Reihen und Chronologien aus dem ganzen<br />
Alpenraum synchronisierbar und damit kalender-datierbar (Abb. 1). Damit konnte<br />
sich ein alpenweites Netzwerk von holozänen Nadelholzchronologien etablieren,<br />
in dem durchwegs Jahrringserien aus dem Hoch- und Waldgrenzbereich der Alpen<br />
korreliert werden konnten, was auf eine übereinst<strong>im</strong>mende beziehungsweise<br />
ähnliche Steuerung des Jahrringwachstums in diesem Bereich zurückzuführen ist.<br />
Jahrringdatensätze aus tiefer gelegenen Alpenbereichen, die vor allem aus archäologischen<br />
Fundkomplexen stammen, lassen sich hingegen in der Regel nicht oder<br />
kaum mit diesem Hochlagendatensatz synchronisieren.<br />
Potenzial und Ergebnisse<br />
Der wesentliche Anwendungsbereich der Ostalpinen Nadelholz-Chronologie<br />
(EACC) ist die Paläoumwelt- und <strong>Kl<strong>im</strong>a</strong>forschung. Wesentliche Ergebnisse waren<br />
für die Kenntnis der holozänen Gletscherentwicklung in den Alpen erarbeitbar.<br />
Eine Reihe von Vorstößen des Gepatschferners, Tirol, während der letzten 4000<br />
Jahre konnten aufgrund der Datierung von überfahrenen Bäumen präzise datiert<br />
werden (Nicolussi und Patzelt 2001). Auch die weitreichenden Vorstöße des Großen<br />
Aletschgletschers Wallis in den beiden Jahrtausenden vor und nach Christi Geburt,<br />
die so genannten Göschenen I und II Vorstöße, waren durch die Synchronisation<br />
der Jahrringdatensätze von überschütteten Hölzern an der EACC kalenderdatierbar<br />
(Holzhauser et al. 2005).<br />
Während Hölzer aus alpinen Gletschervorfeldern aus dem Zeitraum der letzten<br />
rund 4000 Jahre in der Regel weit reichende Vorstöße der Alpengletscher dokumen-<br />
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