Klima im Wandel Climate Change - Universität Salzburg
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Gletscher und <strong>Kl<strong>im</strong>a</strong> <strong>im</strong> Alpinen Spätglazial und frühen Holozän<br />
Moränensysteme (Patzelt 1972, Patzelt & Bortenschlager 1973). Dabei zeigte sich,<br />
daß die Moränenserie des Egesenstadiums wohl der Kaltphase der Jüngeren Dryas<br />
(= Grönland Stadial 1 der O 16/18 Isotopenstratigraphie Grönländischer Eiskerne, 12.7<br />
– 11.5 ka, Björck et al. 1998, Walker et al. 1999) entspricht, während alle anderen<br />
Stadien mindestens älter als das Alleröd - Interstadial, wahrscheinlich aber älter als<br />
der Beginn des Bölling - Interstadials (14.7 ka) sind. Bei beiden handelt es sich um<br />
pollenanalytisch erfaßte Stratozonen Mitteleuropas des spätglazialen Interstadials (=<br />
Grönland Interstadial 1). Im Einklang mit der zunehmenden Möglichkeit, Radiokarbondaten<br />
zu kalibrieren, wurden diese Stadiale kalendarisch <strong>im</strong>mer älter. Die Radiokarbondatierung<br />
wurde allerdings durch zwei Umstände behindert. Einerseits findet<br />
man gerade in der Zeit vor dem Beginn des Bölling kaum hinreichendes organisches<br />
Material in Beziehung zu den Moränensystemen und andererseits bestehen gerade<br />
während der interessanten Zeitabschnitte, wie etwa <strong>im</strong> frühen Präboreal vor rund<br />
9.600 Radiokarbonjahren, lange 14 C – Plateaus, wo die Radiokohlenstoffdatierung<br />
mit großen Unsicherheiten behaftet ist (Becker und Kromer 1986, 1993).<br />
Entscheidende Fortschritte konnten erst durch die Oberflächenexpositionsdatierung<br />
von Moränen mit kosmogenen Radionukliden ( 10 Be, 26 Al, 36 Cl; vgl. Gosse,<br />
Phillips 2001, Ivy-Ochs, Kober 2008) erzielt werden. Derzeit wird in Kristallingesteinen<br />
fast ausschließlich 10 Be für die Datierung verwendet. Damit wird der<br />
Zeitraum festgestellt, seit dem Gesteinsoberflächen der sekundären kosmischen<br />
Strahlung ausgesetzt sind. Diese Methode der Datierung von Moränen wurde in<br />
Europa erstmals von Ivy-Ochs et al. (1996) angewandt. Sie ergibt Mindestalter für<br />
die morphologische Stabilisierung des Moränenkörpers. Dieser Zeitraum kann<br />
knapp nach dem Gletscherrückzug von der Moräne liegen, muß es aber nicht.<br />
Erosionsphasen, eine verzögerte Stabilisierung der Moräne, eine spätere Destabilisierung<br />
oder eine nachträgliche verstärkte Oberflächenerosion der Blöcke durch<br />
Baumwuchs können zu einer scheinbaren Verjüngung der Moräne beitragen (Ivy-<br />
Ochs et al. 2007).<br />
Alle angegebenen Alter in dieser Arbeit sind «Kalenderjahre» vor 1950 in Tausenderjahren<br />
(ka). Hier werden nur die Mittelwerte bzw. Altersbereiche angegeben, die<br />
Originaldaten können der zitierten Literatur entnommen werden. Die Schneegrenzdepressionen<br />
beziehen sich auf den Gletscherhochstand von 1850, der ein gutes<br />
Maß für die holozäne Max<strong>im</strong>alausdehnung darstellt (Gross et al. 1977).