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Klima im Wandel Climate Change - Universität Salzburg

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<strong>Kl<strong>im</strong>a</strong>wandel in Österreich<br />

Spätglazialen Interstadials (= Grönland Interstadial 1, GI-1), heran (siehe unten).<br />

Die δ 18 O‐Werte von Kalkschalen eines Muschelkrebses (Cytherissa lacustris, Abb. 3)<br />

aus dem Sed<strong>im</strong>entkern des Längsees zeigten ebenfalls die kl<strong>im</strong>atische Instabilität<br />

während der Erwärmungsphase der Längsee Oszillation (unveröff. Ergebnisse).<br />

Untersuchungen an rezenten Populationen zeigen, dass diese Art sehr sensibel auf<br />

Temperatur- und Umweltveränderungen reagiert (u.a. Danielopol & Casale 1990).<br />

Die folgende Absenkung der mittleren SEWT um ca. 2,9 °C gegenüber der Längsee<br />

Oszillation und des Min<strong>im</strong>alwerts auf 10,6 °C, lässt auf eine deutliche <strong>Kl<strong>im</strong>a</strong>verschlechterung<br />

schließen. Diese Längsee Kaltperiode wurde von Schmidt et al.<br />

(1998, 2001) mit der Pollenzone der Ältesten Dryas (Ia) korreliert. Die sogenannten<br />

Dryas-Zeiten, benannt nach der Silberwurz (Dryas ocotopetala), wurden ursprünglich<br />

in der Pollenanalyse als Vegetationszonen (Stratozonen) verwendet (Firbas 1954).<br />

Während des Kälterückschlags dominieren weiterhin kräuterreiche Pollenspektren.<br />

Nach den 14 C-Daten könnte dieser Kälterückschlag dem Teilabschnitt GS-2a des<br />

Grönland Stadials 2 (GS-2) entsprechen. Kälterückschläge dieser Größenordnung<br />

werden auch als Stadiale bezeichnet. Der Kälterückschlag <strong>im</strong> Längsee könnte auch<br />

der als Heinrich Stadial 1 (H1) bezeichneten Kaltphase des Nordatlantik (Bond &<br />

Lotti 1995) entsprechen, die zwischen 17.900 und 14.700 vor heute datiert wurde.<br />

Während dieser Kaltphase verschob sich die Grenze der nordpolaren Eisdrift<br />

nach Süden, was durch verfrachtetes Gestein in den Ablagerungen des Nordatlantiks<br />

angezeigt wird („ice rafting events“) (Heinrich 1988). In den Alpen ist dieser<br />

stadiale Abschnitt durch eine neuerliche deutliche Gletschervorstoßphase nach dem<br />

Zerfall der alpinen Talgletscher gekennzeichnet. Der Gletschervorstoß des Gschnitz<br />

Stadials – benannt nach dem markanten Moränenwall am Ausgang des Gschnitztales<br />

in Tirol – wurde von Ivy-Ochs et al. (2006) der Kaltphase H1 zugeordnet<br />

(Kerschner et al. 2008). Die dafür geschätzte Absenkung der Lufttemperatur in<br />

diesem Stadial von 8,5 bis 10 °C gegenüber heute, st<strong>im</strong>mt gut mit der Differenz<br />

der Wassertemperatur <strong>im</strong> Längsee zwischen 12,9 °C (= SEWT fossil<br />

) und 21,7 °C<br />

(= SEWT rezent<br />

, basierend auf Messdaten zwischen 2002 bis 2006, Kärntner Institut<br />

für Seenforschung) überein. Der Langzeittrend in den abgeleiteten Wassertemperaturen<br />

(Abb. 5) lässt eine angedeutete 3-Teilung erkennen. Zwei kältere Phasen sind<br />

durch eine Phase mit höheren Temperaturspitzen getrennt. Versucht man diesen<br />

paläol<strong>im</strong>nologischen Befund auf die Gletscherdynamik umzulegen, so könnten<br />

neben dem Gschnitz Stadial nach einer Rückzugsphase noch weitere, derzeit noch<br />

nicht genau einzuordnende Gletschervorstöße, untergebracht werden (Ivy-Ochs et<br />

al. 2008, Kerschner et al. 2008).<br />

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