1914–2014« - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014<br />
<strong>Österreich</strong>, Europa und die Welt<br />
22<br />
Foto: Bundesheer / Pusch<br />
Verteidigungsminister Gerald Klug (l.) und der gesamtverantwortliche Organisator<br />
der Münchner Sicherheitskonferenz, der deutsche Botschafter Wolfgang Ischinger,<br />
mit einem Expemplar des Buches »Strategie und Sicherheit 2013«<br />
Deutschland vielleicht öfter zur österreichischen<br />
Politik befragt werden. Einen kleinen<br />
Ausschnitt davon, nämlich Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik, möchte ich heute<br />
Abend mit Ihnen diskutieren.“<br />
Historisches Friedensprojekt EU ist<br />
nicht hoch genug einzuschätzen<br />
Deutschland und <strong>Österreich</strong> seien noch<br />
nie so frei, wohlhabend und sicher gewesen,<br />
was vor allem dem europäischen Einigungswerk<br />
zu verdanken sei. Die Europäische<br />
Union sei nicht bloß eine Wirtschaftsgemeinschaft,<br />
sondern vielmehr ein historisches Friedensprojekt.<br />
100 Jahre nach Ausbruch des<br />
Ersten Weltkrieges, 75 Jahre nach Beginn des<br />
Zweiten Weltkrieges und 25 Jahre nach dem<br />
Fall des Eisernen Vorhangs könne die friedenstiftende<br />
Funktion der EU nicht hoch genug<br />
eingeschätzt werden.<br />
„Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises<br />
an die EU im Jahr 2012 wurde diese<br />
historische Leistung Europas aus meiner<br />
Sicht zu Recht gewürdigt“, so Klug. „Dank<br />
der EU sind Kriege zwischen EU-Staaten nahezu<br />
undenkbar geworden. Aus Feinden wurden<br />
Freunde, deren politische, wirtschaftliche<br />
und sicherheitspolitische Zukunft unteilbar<br />
miteinander verbunden ist.“ Diese historische<br />
Errungenschaft sei zugleich Auftrag<br />
für die Zukunft, denn unter den neuen sicherheitspolitischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
einer vernetzten Welt könne das „Friedensprojekt<br />
Europa“ im 21. Jahrhundert nur dann<br />
erfolgreich weitergeführt werden, wenn es gelinge,<br />
auch international wirksam für europäische<br />
Werte- und Rechtsvorstellungen einzutreten.<br />
Der Verteidigungsminister teilt die Einschätzung<br />
vieler Experten, daß Europa zukünftig<br />
mehr Verantwortung für die eigene<br />
Sicherheit werde übernehmen müssen. Wenn<br />
sich Europa nicht den zahlreichen Krisen in<br />
seiner Nachbarschaft zuwende, dann würden<br />
sich diese auf die Sicherheitslage in der<br />
Union negativ auswirken – siehe Lampedusa,<br />
Syrien oder Mali. Dem Europäischen<br />
Frieden sei heute und in Zukunft am besten<br />
gedient, wenn die EU von stabilen und demokratisch<br />
regierten Staaten umgeben sei.<br />
Neue <strong>Österreich</strong>ische<br />
Sicherheitsstrategie<br />
„Im Juli letzten Jahres wurde im Parlament<br />
mit breiter Mehrheit die neue <strong>Österreich</strong>ische<br />
Sicherheitsstrategie beschlossen.<br />
Darin sind die spezifisch österreichischen<br />
Ansätze herausgearbeitet, mit denen wir die<br />
Sicherheitspolitik in der nächsten Dekade<br />
gestalten wollen“, so Klug, der auf deren<br />
Verfügbarkeit in Form einer Broschüre hinwies,<br />
die er als „Mutterdokument“ der österreichischen<br />
Sicherheitspolitik bezeichnete<br />
und aus der er einige ihm politisch besonders<br />
wichtige Aspekte für seinen Vortrag herausgriff.<br />
(Am Ende dieses Beitrags finden Sie<br />
einen Download-Link auf das im Juli 2013<br />
erschienene Grundlagendokument im pdf-<br />
Format, Anm.)<br />
„Unverrückbares Fundament der österreichischen<br />
Sicherheitspolitik ist unsere Neutralität.<br />
Deren Kernelemente sind: keine<br />
Teilnahme an Kriegen, kein Beitritt zu einem<br />
Militärbündnis und keine dauerhafte Stationierung<br />
ausländischer Soldaten in <strong>Österreich</strong>.<br />
Die österreichische Neutralität bedeutet im<br />
Verständnis der Sicherheitsstrategie aber kein<br />
,sicherheitspolitisches Trittbrettfahren‘, sondern<br />
ein aktives Engagement für den internationalen<br />
Frieden. Als neutrales Land können<br />
wir glaubwürdig als internationaler Vermittler<br />
auftreten und uns für humanitäre Ziele<br />
einsetzen“, so der Minister, der als ganz<br />
konkrete Beispiele dieser österreichischen<br />
Form einer engagierten Neutralitätspolitik<br />
die konsequente Haltung <strong>Österreich</strong>s in der<br />
Frage des EU-Waffenembargos gegenüber<br />
Syrien oder das frühzeitige Eintreten für ein<br />
chemiewaffenfreies Syrien nannte. „Wir<br />
haben unseren Worten auch Taten folgen lassen:<br />
Das <strong>Österreich</strong>ische Bundesheer beteiligt<br />
sich mit ABC-Spezialisten und Lufttransport<br />
an der laufenden Operation zur<br />
Chemiewaffenvernichtung.“<br />
Es sei offenkundig, daß viele der neuen,<br />
grenzüberschreitend wirkenden Risiken nur<br />
in Kooperation bewältigt werden könnten:<br />
„Unsere Sicherheitspolitik beginnt nicht erst<br />
an den Grenzen <strong>Österreich</strong>s. Wir werden den<br />
Weg der Europäisierung und der Zusammenarbeit<br />
mit gleichgesinnten Partnern überall<br />
dort intensivieren, wo es um die Bewältigung<br />
transnationaler Sicherheitsprobleme geht, also<br />
etwa in den Bereichen Konfliktmanagement,<br />
internationale Katastrophenhilfe, Terrorismusabwehr<br />
oder Cyber-Sicherheit. Denn<br />
diese neuen Sicherheitsrisiken respektieren<br />
keine Staatsgrenzen“, erläuterte Klug, der in<br />
diesem Zusammenhang auch auf die grenzüberschreitenden<br />
Auswirkungen von Katastrophen<br />
hinwies. Die Bilder der Zerstörung<br />
durch die Sturm- und Hochwasserkatastrophen<br />
der letzten Jahre seien nur allzugut in<br />
Erinnerung, weshalb es dem Minister ein besonderes<br />
Anliegen sei, die grenzüberschreitende<br />
Katastrophenhilfe weiter voranzutreiben:<br />
„Gemeinsame zivil-militärische Katastrophenschutzübungen<br />
zwischen Deutschland,<br />
<strong>Österreich</strong> und der Schweiz – wie<br />
zuletzt 2012 – sollten aus meiner Sicht intensiviert<br />
werden.“<br />
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