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1914–2014« - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014<br />

<strong>Österreich</strong>, Europa und die Welt<br />

5<br />

Finanztransaktionssteuer und war jahrelang<br />

das einzige EU-Organ, das sich nachdrücklich<br />

für diese Abgabe einsetzte. Das Parlament<br />

wirkte allgemein als Antrieb bei der<br />

Ausarbeitung der neuen Aufsichtsstruktur<br />

für Finanzdienstleistungen.<br />

Bankenaufsicht und<br />

Krisenmanagement<br />

Seit 2010 forderte das Parlament grundlegende<br />

Änderungen der Art und Weise, wie<br />

Banken beaufsichtigt werden, und der Strukturen,<br />

die zur Bewältigung eventueller Bankkrisen<br />

notwendig sind. Leider wurde vielen<br />

Ländern diese Notwendigkeit erst in der<br />

Mitte des Jahres 2012 bewußt. In diesen<br />

zweieinhalb Jahren gab es in der EU mehrere<br />

spektakuläre Bankenzusammenbrüche,<br />

die ganze Volkswirtschaften ernsthaft bedrohten<br />

und die Steuerzahler in Bedrängnis<br />

brachten.<br />

Die schließlich vereinbarten Vorschriften<br />

für den Bankensektor sorgen für eine deutliche<br />

Verstärkung der Aufsicht auf EU-Ebene<br />

und für strengere Regeln über die Höhe der<br />

Kapitalpolster, über die die Banken zur Absicherung<br />

von Risiken verfügen müssen. Vor<br />

allem aber wurden auch Systeme eingerichtet,<br />

die sicherstellen sollen, daß die Steuerzahler<br />

nie mehr alleine zur Abwehr gegen<br />

den Zusammenbruch der Bankenbranche<br />

herhalten müssen und daß herkömmliche<br />

Bankeinlagen ein hohes Maß an Schutz erhalten.<br />

Bemerkenswerte Rechtsvorschriften, die<br />

das Europäische Parlament maßgeblich mitgestaltet<br />

hatte, umfassen Gesetze zur Bankenaufsicht,<br />

zum Kapitalbedarf, zu den Bonuszahlungen<br />

an Banker und zu Einlagensicherungssystemen.<br />

Das Parlament forderte<br />

auch mit Nachdruck eine umfassende Bankenreform<br />

und einen gemeinsamen Rahmen<br />

für die Abwicklung insolventer Banken.<br />

Schließlich bestand das Parlament wegweisend<br />

auf den Obergrenzen für die Bankerboni,<br />

ein Modell, das manche nun auch auf<br />

andere Bereiche der Finanzdienstleistungsbranche<br />

angewendet sehen wollen.<br />

Wettbewerbsvorteile für<br />

Unternehmen und Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze<br />

Der globale Wettbewerb und die Finanzkrise<br />

haben europäische Unternehmen vor<br />

große Herausforderungen gestellt. Besonders<br />

in den von der Krise besonders stark<br />

betroffenen Ländern geht es vielen Unternehmen<br />

schlecht.<br />

Das Parlament hat während der gesamten<br />

letzten Legislaturperiode daran gearbeitet,<br />

Unternehmen und deren Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer zu unterstützen. So wurden<br />

Mittel aus dem EU-Haushalt eingesetzt,<br />

damit europäische Unternehmen auf dem<br />

Weltmarkt bestehen können und um den<br />

Aufbau von Beschäftigung zu fördern, insbesondere<br />

von jungen Menschen.<br />

Gemeinsam mit den nationalen Parlamenten<br />

verabschiedete das EU-Parlament<br />

Gesetze, um den Patentschutz zu stärken sowie<br />

Zahlungsverzug durch Einführung einer<br />

allgemeinen 30-Tage-Frist für Zahlungen zu<br />

bekämpfen. Das Parlament hat entscheidend<br />

dazu beigetragen, die öffentliche Auftragsvergabe<br />

zu überarbeiten, um öffentliche<br />

Ausgaben ökologischer, sozialer und innovativer<br />

zu gestalten, und den Luft- und<br />

Eisenbahnverkehr zu modernisieren.<br />

Die Abgeordneten spielten eine wichtige<br />

Rolle dabei, 325 Milliarden Euro für Investitionen<br />

in die regionale Entwicklung zu<br />

sichern, um Europa aus der Krise zu führen.<br />

Dazu gehören Projekte zur Ausbildung junger<br />

Menschen und entlassener Arbeitskräfte<br />

und zur Förderung kleiner, innovativer Unternehmen,<br />

die neue Geschäftsmöglichkeiten<br />

suchen. Weiterhin soll die Anbindung<br />

entlegener Regionen an das schnelle Internet<br />

sowie die europäische Forschung unterstützt<br />

werden.<br />

Mittel für Wachstum<br />

und Beschäftigung<br />

Das Parlament setzte sich während der<br />

Verhandlungen zum EU-Haushaltsrahmen<br />

für die Jahre 2014 bis 2020 dafür ein, Investitionen<br />

in den Bereichen Wachstum und<br />

Beschäftigung zu schützen. Die Abgeordneten<br />

bestanden auch darauf, daß es eine<br />

Möglichkeit zur Anpassung des Haushaltsrahmens<br />

geben muß, wenn vor Ende der<br />

Legislaturperiode etwas Unvorhergesehenes<br />

geschieht, damit die Mittel nicht an Stellen<br />

gebunden werden, an denen sie nicht notwendig<br />

sind, während sie in anderen Bereichen<br />

fehlen. Eine weitere Priorität des<br />

Parlaments war, dafür zu sorgen, daß die EU<br />

ihre Rechnungen pünktlich zahlen kann.<br />

Das Europäische Parlament hat ebenfalls<br />

gewährleistet, daß in jedem der Jahreshaushalte<br />

der EU, die seit 2009 vom Parlament<br />

und den EU-Regierungen gemeinsam ausgearbeitet<br />

werden, genügend Mittel bereitstanden,<br />

um der EU bei der Bewältigung der<br />

Krise zu helfen, beispielsweise durch die<br />

Unterstützung ärmerer Regionen, arbeitsloser<br />

Jugendlicher oder entlassener Arbeitskräfte<br />

und durch Investitionen in Forschung<br />

und Infrastruktur.<br />

Das Parlament ist außerdem jedes Jahr<br />

für den Abschluß der Abrechnungen aller<br />

EU-Organe verantwortlich und arbeitet dabei<br />

mit dem Europäischen Rechnungshof<br />

(der Finanzaufsicht der EU) zusammen.<br />

Regionale Beihilfen für von der<br />

Rezession betroffene Gebiete<br />

Etwa ein Drittel des EU-Budgets wird in<br />

Projekte zur Förderung der regionalen Entwicklung<br />

investiert, vor allem in den Gebieten,<br />

die am stärksten von der Wirtschaftskrise<br />

betroffen sind. Die Abgeordneten haben<br />

den neuen Struktur- und Investitionsfonds<br />

in Höhe von insgesamt 325 Milliarden<br />

Euro zugestimmt und dabei die Planung der<br />

regionalen Beihilfen für den Zeitraum 2014<br />

bis 2020 verbessert. Beispielsweise sollen<br />

sich die lokalen und regionalen Partner stärker<br />

an der Einrichtung zukünftiger regionaler<br />

Hilfsprogramme beteiligen.<br />

Die Abgeordneten haben auch eine Klausel<br />

abgeschwächt, die im Falle von Fehlern<br />

eines Landes bei makro-ökonomischen Fragen<br />

Kürzungen der Finanzmittel zur Folge<br />

hätte, etwa wenn das Land übermäßige Defizite<br />

aufweist. Die Abgeordneten sind der<br />

Ansicht, dadurch würden die Regionen ungerechterweise<br />

für die Fehler bestraft, die<br />

ihre Zentralregierung begangen hat. Des<br />

weiteren ist das Parlament nun bei der Anwendung<br />

dieser Klausel in den Entscheidungsprozeß<br />

einbezogen, und es müssen<br />

soziale und wirtschaftliche Umstände im betroffenen<br />

Mitgliedsstaat berücksichtigt werden.<br />

Förderung von Innovation<br />

und Forschung<br />

Das Parlament verabschiedete Rechtsvorschriften<br />

zur Unterstützung von Forschung,<br />

KMUs und Innovation im Zeitraum 2014 bis<br />

2020. Zu den wichtigsten Prioritäten zählten<br />

die Vereinfachung der Regeln und kürzere<br />

Wartezeiten. Um Europa dabei zu helfen, die<br />

Finanzkrise schneller zu überwinden, konnte<br />

das Parlament die Mitgliedsstaaten dafür<br />

gewinnen, die Mittel für die beiden Hauptprogramme<br />

(Horizont 2020 für Forschung<br />

und Innovation und COSME für KMUs) in<br />

den ersten Jahren des Haushaltszeitraums<br />

2014-2020 aufzustocken.<br />

Weitere Maßnahmen, mit denen Unternehmen<br />

in Zukunft unterstützt werden sollen,<br />

schließen zum Beispiel einen besseren<br />

Zugang zu öffentlichen Daten ein, sowie<br />

einen Gesetzesvorschlag, der ermöglichen<br />

soll, elektronische Unterschriften grenzübergreifend<br />

zu nutzen.<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at

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