1914–2014« - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 127 / 03. 02. 2014<br />
Wirtschaft<br />
Teuerung in <strong>Österreich</strong><br />
<strong>Österreich</strong> wies im Dezember 2013 mit 2 Prozent erstmals die höchste<br />
Inflationsrate aller Mitgliedsländer des Euroraums auf (Euroraum: 1,4 Prozent)<br />
83<br />
Im Dezember 2013 ist die Inflation gemessen<br />
am harmonisierten Verbraucherpreisindex<br />
in <strong>Österreich</strong> auf 2 % im Jahresvergleich<br />
gestiegen. Erstmals seit Beginn der Preisindex-Berechnung<br />
Mitte der 1990er Jahre<br />
weist <strong>Österreich</strong> damit die höchste Teuerung<br />
aller Mitgliedsländer des Euroraums auf“, faßt<br />
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer<br />
zusammen. Mit einer durchschnittlichen Jahresinflation<br />
von 2,1 % war das Jahr 2013 in<br />
<strong>Österreich</strong> dennoch eines der preisstabilsten<br />
überhaupt.<br />
Die im Vergleich mit dem Durchschnittswert<br />
im Euroraum von 1,4 % 2013 höhere<br />
Inflationsrate in <strong>Österreich</strong> ist nach Ansicht<br />
der Ökonomen der Bank Austria nur zum<br />
Teil durch die unterschiedliche Konjunkturentwicklung<br />
erklärbar. Denn die Euroraum-<br />
Teuerungsrate enthält auch Preistrends von<br />
Ländern wie Griechenland, Slowenien oder<br />
Italien, die 2013 noch in einer Rezession gesteckt<br />
sind und daher mit anderen Nachfragegegebenheiten<br />
als <strong>Österreich</strong> konfrontiert<br />
waren. „Aber auch im Vergleich mit Ländern<br />
mit einer ähnlichen Konjunkturentwicklung<br />
weist <strong>Österreich</strong> eine deutlich höhere<br />
Inflation auf. Im Jahresdurchschnitt 2013 ist<br />
die Inflation in <strong>Österreich</strong> 0,5 Prozentpunkte<br />
höher als etwa in Deutschland. Dieser Inflationsaufschlag<br />
kann nicht durch konjunkturelle<br />
Unterschiede erklärt werden. Dazu<br />
kommt, daß dieser stärkere Inflationsauftrieb<br />
im Jahr 2013 kein einmaliges Phänomen<br />
ist. Bereits seit einigen Jahren ist die<br />
Teuerung in <strong>Österreich</strong> höher als in Deutschland“,<br />
analysiert Bank Austria Ökonom<br />
Walter Pudschedl.<br />
Abgaben und Gebühren stiegen seit 2007<br />
doppelt so stark wie in Deutschland<br />
In <strong>Österreich</strong> ist ein erheblicher Teil der<br />
höheren Teuerung im Vergleich zu Deutschland<br />
auf die stärkere Anhebung sogenannter<br />
„administrierter Preise“ zurückzuführen. Die<br />
Preise für Sachgüter und Dienstleistungen,<br />
die entweder vollständig oder zum überwiegenden<br />
Teil von der öffentlichen Hand beeinflußt<br />
werden, stiegen innerhalb der vergangenen<br />
sechs Jahre in <strong>Österreich</strong> um 15,8 %,<br />
davon allein über 3 % im Jahr 2013. In<br />
Deutschland war der Anstieg der administrierten<br />
Preise im gleichen Zeitraum mit nur<br />
7 % dagegen nicht einmal halb so hoch. Der<br />
harmonisierte Verbraucherpreisindex zu konstanten<br />
Steuersätzen ist in <strong>Österreich</strong> seit<br />
2007 um 15,2 % gestiegen, damit also geringer<br />
als der Gesamtindex (15,8 %), was zeigt,<br />
daß ein Teil der Teuerung auch Steuererhöhungen<br />
geschuldet ist. „Die Anhebung administrierter<br />
Preise, wie diverse Abgaben und<br />
Gebühren, sowie auch Steuererhöhungen haben<br />
in den vergangenen sechs Jahren Preisdruck<br />
nach oben erzeugt. Strukturelle Besonderheiten<br />
in <strong>Österreich</strong>, wie zum Beispiel demographische<br />
Trends, sowie geringer Wettbewerb<br />
in einigen Branchen haben den Preisauftrieb<br />
quer über alle Wirtschaftsbereiche<br />
weitergetragen. Die vergleichsweise hohe Inflation<br />
in <strong>Österreich</strong> ist somit nicht importiert,<br />
sondern hausgemacht“, faßt Bruckbauer<br />
zusammen.<br />
Nahrungsmittel-, Wohnkosten- und<br />
Treibstoffpreise waren 2013 keine<br />
Inflationstreiber<br />
Ein Blick auf die Preisentwicklung der<br />
einzelnen Warengruppen zeigt, daß es im<br />
Vergleich zu Deutschland, nicht die oft diskutierten<br />
Nahrungsmittelpreise und auch nicht<br />
die Wohnkosten insgesamt oder die Treibstoffpreise<br />
sind, die für den höheren Preisauftrieb<br />
verantwortlich sind. Die Nahrungsmittelpreise<br />
sind zwar in <strong>Österreich</strong> um<br />
3,8 % im Vorjahr gestiegen, aber in Deutschland<br />
sogar um 4,2 %. Wohnen wurde in <strong>Österreich</strong><br />
2013 tatsächlich spürbar teurer. Die<br />
Preise in der Warengruppe Wohnen, Wasser<br />
und Haushaltsenergie stiegen mit 2,7 % überdurchschnittlich<br />
stark an, doch auch in<br />
Deutschland betrug der Anstieg immerhin<br />
2,5 %. Dabei steht dem starken Anstieg der<br />
Wohnungsmieten in <strong>Österreich</strong> ein unterdurchschnittlicher<br />
Preisauftrieb der Haushaltsenergie<br />
entgegen. Bei den Treibstoffpreisen<br />
zeigte sich infolge sinkender Weltmarktpreise<br />
2013 sogar ein inflationsdämpfender<br />
Effekt, der in <strong>Österreich</strong> mit einem Rückgang<br />
um 3,7 % zum Vorjahr sogar stärker als<br />
in Deutschland (-3,5 %) ausfiel.<br />
Preisanstieg in <strong>Österreich</strong> seit 2007 rund<br />
ein Drittel höher als in Deutschland<br />
Von 2007 bis 2013 stiegen die Preise in<br />
<strong>Österreich</strong> um insgesamt 15,8 %. In Deutschland<br />
betrug der Anstieg im gleichen Zeitraum<br />
nur 11,6 %. Somit war der Preisanstieg<br />
in <strong>Österreich</strong> rund ein Drittel höher als in<br />
Deutschland. Die Differenz von 4,2 Prozentpunkten<br />
über sechs Jahre ist auf eine höhere<br />
Preisdynamik auf breiter Ebene zurückzuführen.<br />
Einen besonders hohen Anteil an<br />
diesem Teuerungsaufschlag haben die starken<br />
Preissteigerungen in den Warengruppen<br />
Hotels und Restaurants (Anteil am Inflationsdifferential<br />
von 4,2 Prozentpunkten: 48 %),<br />
Bekleidung und Schuhe (19 %), Hausrat und<br />
Hausinstandhaltung (ca. 16 %) sowie Gesundheit<br />
(15 %).<br />
Auch 2014 wird Teuerung in <strong>Österreich</strong><br />
spürbar über jener in Deutschland liegen<br />
In <strong>Österreich</strong> ist in den kommenden Monaten<br />
zwar weiterhin eine niedrige Inflation<br />
zu erwarten. Im Jahresdurchschnitt 2014 ist<br />
sogar ein Wert unter der 2-%-Marke möglich.<br />
„Wir gehen davon aus, daß auch 2014<br />
die Teuerung in <strong>Österreich</strong> spürbar über jener<br />
in Deutschland liegen wird. Die jüngst angekündigte<br />
Anhebung von Steuern- und Gebühren,<br />
die mit März wirksam werden, könnte<br />
den Inflationsaufschlag von bisher geschätzten<br />
0,3 Prozentpunkten sogar noch erhöhen.<br />
Die Maßnahmen werden den Preisauftrieb<br />
2014 um rund einen Viertel Prozentpunkt<br />
zusätzlich erhöhen“, meint Bruckbauer.<br />
Die im Vergleich zu Deutschland seit mehreren<br />
Jahren höhere Inflation könnte sich<br />
langfristig auch als Bumerang für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der österreichischen Wirtschaft<br />
erweisen. Die nominellen Lohnstückkosten<br />
sind in <strong>Österreich</strong> seit 2007 um rund<br />
16 % angestiegen, während sich für Deutschland<br />
nur eine Zunahme von 13,8 % errechnet.<br />
„Der dauerhaft stärkere Preisauftrieb als in<br />
Deutschland birgt die Gefahr, daß über den<br />
höheren Inflationsdruck auf die Erzeugerpreise<br />
und die Lohndynamik die österreichische<br />
Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit und<br />
damit als wichtiger Zulieferer für die deutsche<br />
Wirtschaft an Boden verliert“, meint<br />
Bruckbauer.<br />
Preisentwicklung 2013 bei täglichen<br />
Ausgaben stark überdurchschnittlich<br />
Laut aktuellen Berechnungen von<br />
Statistik Austria lag die Jahresveränderungs-<br />
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