19. § 107 GWB - Einleitung, Antrag - Oeffentliche Auftraege
19. § 107 GWB - Einleitung, Antrag - Oeffentliche Auftraege
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Weyand, Praxiskommentar Vergaberecht, 3. Auflage 2009 – Stand: <strong>19.</strong>04.2010<br />
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Dies gilt auch für den Fall, dass ein <strong>Antrag</strong>steller erst im Laufe eines<br />
Nachprüfungsverfahrens von einem Verstoß gegen Vergabevorschriften positive<br />
Kenntnis erlangt - und sei es dadurch, dass sich bei ihm erst in diesem Verfahren die hierzu<br />
erforderliche rechtliche Wertung vollzieht (OLG Düsseldorf, B. v. 08.12.2008 - Az.: VII-Verg<br />
55/08; B. v. 2.8.2002 - Az.: Verg 25/02; B. v. 05.09.2005 - Az.: 1/SVK/104-05; VK Münster,<br />
B. v. 28.06.2007 - Az.: VK 10/07; 1. VK Sachsen, B. v. 10.04.2007 – Az.: 1/SVK/020-07).<br />
Das gilt auch dann, wenn das Nachprüfungsverfahren aufgrund eines nicht den<br />
Anforderungen des <strong>§</strong> <strong>107</strong> Abs. 2, 3 <strong>GWB</strong> genügenden <strong>Antrag</strong>s eingeleitet worden ist.<br />
Vgl. dazu im Einzelnen die Kommentierung RZ 2848.<br />
Nach einer anderen Auffassung ist zwar eine Rüge entbehrlich, soweit ein Unternehmen erst<br />
im Rahmen des Nachprüfungsverfahrens Kenntnis von weiteren Vergaberechtsverstößen<br />
erhält. Auch in diesen Fällen ist es indes erforderlich, den erkannten<br />
Vergaberechtsverstoß unmittelbar und unverzüglich vor der Vergabekammer oder<br />
gegebenenfalls im Beschwerdeverfahren geltend zu machen (OLG Celle, B. v. 10.01.2008<br />
- Az.: 13 Verg 11/07; B. v. 08.03.2007 - Az.: 13 Verg 2/07; OLG München, B. v. 02.08.2007<br />
- Az.: Verg 07/07; VK Brandenburg, B. v. vom 03.04.2008 - Az.: VK 4/08; B. v. 22.11.2007 -<br />
Az.: VK 43/07; VK Lüneburg, B. v. 01.02.2008 - Az.: VgK-48/2007; VK Sachsen, B. v.<br />
10.06.2008 - Az.: 1/SVK/026-08; B. v. 17.09.2007 - Az.: 1/SVK/058-07; B. v. 15.05.2007 -<br />
Az.: 1/SVK/028-07; B. v. 07.05.2007 – Az.: 1/SVK/027-07; B. v. 29.11.2005 - Az.:<br />
1/SVK/137-05; 2. VK Sachsen-Anhalt, B. v. 23.07.2008 - Az.: VK 2 LVwA LSA - 07/08;<br />
VK Schleswig-Holstein, B. v. 03.12.2008 - Az.: VK-SH 12/08; B. v. 05.07.2007 - Az.: VK-<br />
SH 13/07). Hierzu besteht z.B. Gelegenheit auch noch im Rahmen eines<br />
Schriftsatznachlasses. Wird dies unterlassen und der (vermeintliche) Vergabeverstoß entgegen<br />
<strong>§</strong> 117 Abs. 2 <strong>GWB</strong> auch nicht im Rahmen der Beschwerdebegründung, sondern erst in einem<br />
weiteren Schriftsatz gerügt, fehlt es an einer unverzüglichen Geltendmachung des<br />
(vermeintlichen) Verfahrensfehlers. Zwar ist auch im Beschwerdeverfahren neuer Vortrag<br />
nach Ablauf der Beschwerdefrist zulässig. Die Grenze ist jedoch dort zu ziehen, wo sich die<br />
neu vorgetragenen Tatsachen und Beweismittel auf Vergaberechtsverstöße beziehen, die nicht<br />
Gegenstand der Beschwerdebegründung waren, die aber schon vor der Vergabekammer<br />
hätten gerügt werden müssen (OLG Frankfurt, B. v. 02.11.2004 - Az.: 11 Verg. 16/04; B. v.<br />
24.06.2004 - Az.: 11 Verg 15/04; VK Hessen, B. v. 28.06.2005 - Az.: 69 d VK - 07/2005; B.<br />
v. 02.12.2004 - Az.: 69 d VK – 72/2004; VK Thüringen, B. v. 07.02.2006 - Az.: 360-4002.20-<br />
063/05-EF-S).<br />
Sowohl das Verfahren vor der Vergabekammer als auch das Verfahren der sofortigen<br />
Beschwerde ist von dem Grundsatz größtmöglicher Beschleunigung bestimmt, was in den<br />
extrem kurzen Fristen des vierten Teils des <strong>GWB</strong> bis zur Entscheidung zum Ausdruck<br />
kommt. Andererseits besteht während des laufenden Nachprüfungsverfahrens vor der<br />
Vergabekammer - anders als vor dessen <strong>Einleitung</strong> - nicht mehr die Möglichkeit für die<br />
Vergabestelle, einem gerügten Vergaberechtsverstoß abzuhelfen und damit ein<br />
Nachprüfungsverfahren zu vermeiden. Angesichts dessen ist in Bezug auf den Zeitpunkt der<br />
Geltendmachung des Vergaberechtsverstoßes während des laufenden<br />
Nachprüfungsverfahrens ein etwas großzügigerer Maßstab als vor dessen <strong>Einleitung</strong><br />
vertretbar. Der Verstoß muss so rechtzeitig geltend gemacht werden, dass durch ihn das<br />
Verfahren und die das Verfahren abschließende Entscheidung nicht verzögert werden<br />
(VK Schleswig-Holstein, B. v. 03.12.2008 - Az.: VK-SH 12/08).<br />
Das OLG Düsseldorf lehnt diese Auffassung ausdrücklich ab. Die Entstehung einer<br />
Rügeobliegenheit im Nachprüfungsverfahren bedarf - schon aus verfassungsrechtlichen