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19. § 107 GWB - Einleitung, Antrag - Oeffentliche Auftraege

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Weyand, Praxiskommentar Vergaberecht, 3. Auflage 2009 – Stand: <strong>19.</strong>04.2010<br />

Vergabestelle aus diesem Verhalten den Schluss ziehen durfte, dass mit rechtlichen<br />

Einwänden des späteren <strong>Antrag</strong>stellers nicht mehr gerechnet werden müsse, sie darauf<br />

vertraut und sich im Weiteren darauf eingerichtet hat (Umstandsmoment) (VK Köln, B. v.<br />

01.04.2008 - Az.: VK VOB 3/2008; 1. VK Sachsen, B. v. 13.08.2009 - Az.: 1/SVK/034-09,<br />

1/SVK/034-09G; B. v. 06.03.2009 - Az.: 1/SVK/001-09; im Ergebnis ebenso OLG Celle, B.<br />

v. 29.10.2009 - Az.: 13 Verg 8/09; OLG Düsseldorf, B. v. 18.06.2008 - Az.: VII - Verg 23/08;<br />

B. v. 30.04.2008 - Az.: VII - Verg 23/08; VK Münster, B. v. 06.05.2008 - Az.: VK 4/08).<br />

2823<br />

2824<br />

2825<br />

Dies kann der Fall sein, wenn z. B. von der Kenntnis des Vergabeverstoßes bis zur<br />

Beantragung des Nachprüfungsverfahrens mehr als 3 oder 4 Monate vergehen. Zwar<br />

existieren für die Beantragung eines Nachprüfungsverfahrens keine Fristen. Dennoch gilt<br />

auch für das Nachprüfungsverfahren, dass eine späte Klageerhebung gegen Treu und<br />

Glauben verstoßen kann, wenn der Rechtschutz Begehrende erst dann Rechtmittel einlegt,<br />

wenn der Gegner und die sonstigen Beteiligten nicht mehr mit einem Verfahren rechnen<br />

(OLG Brandenburg, B. v. 15.09.2009 - Az.: Verg W 13/08 - bejaht für eine Frist von 12 bzw.<br />

5 Monaten; OLG Dresden, B. v. 11.9.2003 - Az.: WVerg 07/03; OLG Düsseldorf, B. v.<br />

<strong>19.</strong>07.2006 - Az.: VII - Verg 26/06 – abgelehnt für eine Frist von zwei Monaten; OLG<br />

Frankfurt, B. v. 07.09.2004 - Az.: 11 Verg 11/04 und 12/04; Thüringer OLG, B. v. 08.05.2008<br />

- Az.: 9 Verg 2/08 - abgelehnt für eine Frist von zwei Monaten; VK Baden-Württemberg,<br />

B. v. 16.01.2009 - Az.: 1 VK 65/08 – abgelehnt für eine Frist von drei Monaten; 1. VK<br />

Brandenburg, B. v. 30.09.2008 - Az.: VK 30/08 – abgelehnt für einen Zeitraum von etwa<br />

sechs Wochen; B. v. 21.11.2005 - Az.: 1 VK 67/05; 1. VK Bund, B. v. <strong>19.</strong>11.2008 - Az.: VK<br />

1 - 135/08; B. v. <strong>19.</strong>11.2008 - Az.: VK 1 - 126/08 – jeweils abgelehnt für eine Frist von zwei<br />

Monaten; 2. VK Bund, B. v. 28.03.2008 - Az.: VK 2 – 28/08 - bejaht für eine Frist von<br />

sechs bzw. acht Monaten; VK Lüneburg, B. v. 17.05.2005 - Az.: VgK-16/2005 für eine<br />

Frist von mehr als 10 Monaten; VK Münster, B. v. 06.05.2008 - Az.: VK 4/08 – abgelehnt<br />

für eine Frist von 7 Monaten -; 1. VK Sachsen, B. v. 08.07.2004 - Az.: 1/SVK/042-04; B. v.<br />

15.7.2003 - Az.: 1/SVK/092-03 für eine Frist von 14 Monaten; 2. VK Sachsen-Anhalt, B. v.<br />

03.07.2008 - VK 2 LVwA LSA - 05/08 – abgelehnt für eine Frist von drei Monaten; VK<br />

Schleswig-Holstein, B. v. 02.02.2005 - Az.: VK-SH 01/05). Ausschlaggebend ist hierbei,<br />

inwieweit der Rechtsschutz Suchende die zur Begründung seines Rechtsmittels angeführten<br />

Tatsachen kennt, ob Rechte Dritte durch dieses Verfahren betroffen sind und das<br />

zwischenzeitliche Verhalten der Beteiligten (1. VK Brandenburg, B. v. 21.11.2005 - Az.: 1<br />

VK 67/05; 2. VK Bund, B. v. 13.11.2002 - Az.: VK 2 - 78/02).<br />

Die Anwendung des Grundsatzes der Verwirkung ist auch im Vergaberecht nicht auf die<br />

Fälle beschränkt, in denen der Berechtigte Kenntnis von seinem Recht hatte (OLG<br />

Karlsruhe, B. v. 13.06.2008 - Az.: 15 Verg 3/08).<br />

Die <strong>Einleitung</strong> des Nachprüfungsverfahrens ist jedoch nicht ohne weiteres wegen<br />

widersprüchlichen Verhaltens gemäß <strong>§</strong> 242 BGB unzulässig, wenn z.B. ein Bieter in einem<br />

nicht-förmlichen Vergabeverfahren ein Angebot abgegeben hat und nunmehr, nachdem sein<br />

Angebot unberücksichtigt geblieben ist, geltend macht, der Auftraggeber habe<br />

vergaberechtsfehlerhaft kein Vergabeverfahren durchgeführt. Widersprüchliches Verhalten<br />

ist missbräuchlich, wenn für den anderen Teil ein Vertrauenstatbestand geschaffen<br />

worden ist oder wenn andere bestimmte Umstände die Rechtsausübung treuwidrig<br />

erscheinen lassen. Notwendig ist daher, dass der Auftraggeber darauf vertrauen durfte,<br />

dass das Unternehmen seine Schutzansprüche nicht mehr geltend machen wird. Ein solcher<br />

Vertrauenstatbestand könnte nur dann angenommen werden, wenn der Bieter trotz positiver<br />

Kenntnis von dem Erfordernis eines förmlichen Vergabeverfahrens ein Angebot eingereicht<br />

und von der Rüge des Vergabefehler abgesehen hat und dem Auftraggeber dies bekannt war

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