Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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gültigen, gesellschaftlichen Werten und Normen“ (Vieten / Schramm 2001:265-266). E<strong>in</strong><br />
erschreckendes Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Nationalsozialismus, wo psychisch Kranke und soge-<br />
nannte ‚Asoziale‘ als lebensunwert betrachtet, verfolgt, zwangssterilisiert und auf grausamer<br />
Weise ermordet wurden. Suman Fernando er<strong>in</strong>nert aber auch daran, dass „Psychiatrie und Psy-<br />
chologie [...] sich zu e<strong>in</strong>er Zeit heraus[bildeten], als die langlebigen Mythen des Rassismus fest<br />
<strong>in</strong> die europäische Kultur <strong>in</strong>tegriert waren“ (2001:79). So waren auch Freud und Jung <strong>der</strong><br />
Überzeugung, dass „Neger“ im Vergleich zu „Weissen“ unterentwickelt seien (Fernando<br />
2001:79-80). Die heutige Psychiatrie ist noch lange nicht von rassistischen Vorurteilen befreit,<br />
so Fernando weiter, auch wenn <strong>der</strong> Rassismus subtiler, verdeckter daher kommt. „So wird zum<br />
Beispiel gerechter Zorn über gesellschaftlichen Rassismus oftmals entwe<strong>der</strong> nicht erkannt, da<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Erfahrung Schwarzer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er diskrim<strong>in</strong>ierter Menschen ke<strong>in</strong>e<br />
Glaubwürdigkeit beigemessen wird, o<strong>der</strong> aber unabhängig vom gesellschaftlichen Defizit im<br />
S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er gesteigerten Verletzlichkeit des Individuums <strong>in</strong>terpretiert“ (2001:81) 8 .<br />
Rassismus kann sich auf vielseitige Weise ausdrücken, doch „erst <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Macht,<br />
gesellschaftliche Ausgrenzung zu betreiben, führt Rassismus zu den fatalen Konsequenzen“<br />
(Otyakmaz 2004:38). Auch Thomas Hegemann ortet die ethischen Probleme im Bereich <strong>der</strong><br />
Machtfrage:<br />
„Durch die unterschiedlichen Voraussetzungen <strong>der</strong> an Kommunikationssituationen Beteiligten<br />
ergibt sich e<strong>in</strong>e ganze Reihe ethischer Dilemmata, die meistens mit Machtfragen und mit<br />
Machtbalancen korrelieren. Beispielhaft seien hier die Bewertung <strong>der</strong> Geschlechterrollen, religiöse<br />
E<strong>in</strong>stellungen, die hierarchischen und beruflichen Positionen, die gesellschaftlichen<br />
Schicht- o<strong>der</strong> sozialen Milieuzugehörigkeiten, die kulturellen Werthaltungen und Sprachkompetenzen<br />
genannt“ (2001b:117).<br />
Berr<strong>in</strong> Özlem Otyakmaz weist darauf h<strong>in</strong>, dass es schwierig ist, Rassismus- und Diskrim<strong>in</strong>ie-<br />
rungserfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie richtig zu bearbeiten. Es fehlen systematische Überlegungen<br />
dazu, sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> therapeutischen Inhalte, wie auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Beziehung zwi-<br />
schen Fachperson und Klient<strong>in</strong>. Rassismus ist auf <strong>der</strong> Beziehungsebene e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
da die Fachperson nicht unbed<strong>in</strong>gt von rassistischen Vorurteilen befreit ist. Die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />
Verharmlosung ist gross,<br />
„wenn die Erfahrungen [...] des Gegenübers für die Therapeut<strong>in</strong> nicht handhabbar s<strong>in</strong>d; wenn<br />
sich die Therapeut<strong>in</strong> von Rassismus [...] ebenfalls angegriffen fühlt und den damit verbundenen<br />
Ängsten aus dem Weg gehen möchte; wenn sich die Therapeut<strong>in</strong> – als Angehörige <strong>der</strong><br />
(Majoritäts-)Gruppe, aus <strong>der</strong> die TäterInnen stammen, – aufgrund <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung ihrer<br />
Klient<strong>in</strong> angegriffen fühlt; [o<strong>der</strong>] wenn die Therapeut<strong>in</strong> – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e als Angehörige <strong>der</strong><br />
Majoritätsgruppe, aus <strong>der</strong> die TäterInnen stammen – e<strong>in</strong>er impliziten politischen o<strong>der</strong> ethischen<br />
Verantwortung entgehen möchte“ (2004:39).<br />
8 Zum Thema Rassismus und Antisemitismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie und Psychotherapie (u.a. aus Klient<strong>in</strong>nensicht)<br />
vgl. die verschiedenen Beiträge <strong>in</strong> Del Mar Castro Varela / Schulze / Volgemann / Weiss 1998.<br />
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