Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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E<strong>in</strong> weiteres Problem ist die Stereotypisierung, das heisst, die „feststehende Annahme über<br />
Menschen und ihr Verhalten, die, ohne aktuell gültig zu se<strong>in</strong>, die Wahrnehmung bee<strong>in</strong>flussen“<br />
(Fernando 2001:82). Dies führt dazu, dass Schwarze häufiger zwangse<strong>in</strong>gewiesen werden, o<strong>der</strong><br />
dass Schizophrenie häufiger bei MigrantInnen diagnostiziert wird (Haasen et al. 2000, Fernando<br />
2001:82, Weiss 2003:186-187). Auch Roland Littlewood weist auf den E<strong>in</strong>fluss subjektiver An-<br />
nahmen und den gesellschaftlichen Kontext h<strong>in</strong>: „Jedes Krankheitskonzept basiert auf e<strong>in</strong>em<br />
Menschenbild“ (2001:32). Und so konnte immer wie<strong>der</strong> nachgewiesen werden, dass „Entschei-<br />
dungen und Bewertungen westlicher Psychiater weit mehr vom aktuellen sozialen Kontext und<br />
von moralischen Bewertungen abh<strong>in</strong>gen als von mediz<strong>in</strong>ischen Vorgaben <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Lehrbücher“ (2001:31). Als grundlegendes H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis für den Heilungsprozess benennt Collatz<br />
an erster Stelle „ethnozentrierte Sichtweisen, die zudem mit Armutsdiskrim<strong>in</strong>ierungen verbunden<br />
s<strong>in</strong>d“ (2001b:56). Auch Weiss kritisiert diese Sichtweisen: „Kultur als Erklärung für Verhalten<br />
wird häufig überbetont. Dagegen bleibt <strong>der</strong> kulturelle H<strong>in</strong>tergrund biomediz<strong>in</strong>ischer o<strong>der</strong> psychia-<br />
trischer Konzepte und Diagnosen ausgeklammert“ (2003:147).<br />
2.3.2 Migrationspsychiatrie<br />
Weiss schreibt, dass sich die Forschung wenig mit dem Themenkomplex ‚Migration und<br />
Psychiatrie‘ befasst hat: „Untersuchungen mit migrationsspezifischen Fragestellungen s<strong>in</strong>d<br />
selten“ (2003:163). So ist <strong>der</strong> Forschungsstand lückenhaft. Der Zugang zur Gesundheitsversor-<br />
gung wird auch <strong>in</strong> diesem Bereich als problematisch bezeichnet und beruht auch hier haupt-<br />
sächlich auf <strong>der</strong> sozialen Ungleichheit und dem Aufenthaltsstatus (Weiss 2003:258-260, vgl.<br />
auch 2.2).<br />
Was auffällt, ist e<strong>in</strong>e Tendenz zur Medikamentalisierung (Collatz 2001b:54, Weiss<br />
2003:260+262, Domenig 2004:58), das heisst die voreilige Verschreibung von Medikamenten<br />
anstelle e<strong>in</strong>es sonstigen Therapieangebotes. Dies könnte gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie auf Sprach-<br />
barrieren beruhen:<br />
„Auslän<strong>der</strong>Innen werden nämlich öfter Medikamente verschrieben als SchweizerInnen, was<br />
[...] aber auch mit <strong>der</strong> begrenzten sprachlichen Kompetenz des Patienten [zusammenhängen<br />
könnte], die den Therapeuten dazu veranlassen kann, e<strong>in</strong>e medikamentöse Behandlung <strong>der</strong><br />
psychotherapeutischen vorzuziehen, da bei <strong>der</strong> letzteren <strong>der</strong> Sprache e<strong>in</strong>e ganz entscheidende<br />
Rolle zukommt“ (Testa-Ma<strong>der</strong> / Clerici / Degrate 2004:545).<br />
2.3.2.1 Interkulturelle Teamarbeit<br />
Analog zur Gesundheitsversorgung allgeme<strong>in</strong> (vgl. 2.2.1) s<strong>in</strong>d also auch im Bereich Psychiatrie<br />
transkulturelle Kompetenzen dr<strong>in</strong>gend notwendig. Für Gari Pavkovic muss dies durch die E<strong>in</strong>-<br />
stellung von Fachkräften mit entsprechenden Kompetenzen gewährleistet werden (2001:206),<br />
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