Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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doch darf die <strong>in</strong>terkulturelle Arbeit ke<strong>in</strong>esfalls an e<strong>in</strong>zelne (meist MigrantInnen) delegiert werden:<br />
„Interkulturelle Arbeit liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortlichkeit aller Fachkollegen im <strong>in</strong>terkulturellen Team<br />
(<strong>in</strong>tegrativer Ansatz)“ (2001:210). Diese Art von <strong>in</strong>terkultureller Teamarbeit muss oft Hürden<br />
überw<strong>in</strong>den, „nach Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Anfangsschwierigkeiten zeigt sich jedoch <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen, dass <strong>in</strong>terkulturelle Arbeitsgruppen viele Anreize für die berufliche und für die persönli-<br />
che Weiterentwicklung aller Mitglie<strong>der</strong> bieten“ (2001:216). Nebst dieser Bereicherung und den<br />
direkten Nutzen für KlientInnen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (z. B. Therapien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache),<br />
haben solche Teams o<strong>der</strong> Institutionen auch Signalwirkung: „Wenn auch Fachärzte aus an<strong>der</strong>en<br />
Kulturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung arbeiten, so wird dem Patienten – selbst wenn er nicht von e<strong>in</strong>em<br />
solchen Arzt direkt behandelt wird – demonstriert, dass ethnische M<strong>in</strong>oritäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />
generell nicht ausgeschlossen o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertig behandelt werden“ (Priebe 2000:74).<br />
2.3.3 Ethnopsychiatrie<br />
Die Ethnopsychiatrie 9 versteht sich, wie die Migrationspsychiatrie, als Teilgebiet <strong>der</strong> Sozial-<br />
psychiatrie. Diese beiden Konzepte, die beide je nach AutorInnen mit ‚transkultureller Psychia-<br />
trie‘ umschrieben werden, unterscheiden sich bezüglich Schwerpunkt und Blickw<strong>in</strong>kel: Die<br />
Migrationspsychiatrie befasst sich eher mit <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> MigrantInnen, wobei durchaus auch<br />
die Frage nach unterschiedlichen Krankheitsbil<strong>der</strong>n, Krankheitsverständnis und Therapien an-<br />
gesprochen wird, während die Ethnopsychiatrie sich eher mit dem Krankheitsverständnis und<br />
den Therapiemethoden <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kulturen befasst, wobei die Situation von MigrantInnen<br />
durchaus auch berücksichtigt wird.<br />
Tobie Nathan geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Fier de n‘avoir ni pays ni ami, quelle sottise c‘était“ von e<strong>in</strong>er<br />
banalen Feststellung aus: „toutes les sociétés, qu‘elles soient occidentales ou non, produisent<br />
un discours explicatif de la maladie et de la souffrance psychique“ (Rechtman 1996:115) – aber<br />
sie unterscheiden sich <strong>in</strong> ihren Erklärungen und Heilpraktiken. Nathan hält zudem fest, dass die<br />
herkömmlichen Therapien ke<strong>in</strong>en Erfolg bei MigrantInnen haben (1993:43, zitiert <strong>in</strong> Rechtman<br />
1996:117). Aus diesen Überlegungen gründete er e<strong>in</strong>e Therapiemethode, die heute im ‚Centre<br />
Georges Devereux‘ (<strong>in</strong> Paris) praktiziert wird: die therapeutische Gruppe (‚groupe thérapeuti-<br />
que‘). E<strong>in</strong>e solche Gruppe besteht aus mehrere Fachpersonen und PraktikantInnen aus<br />
9 Um gleich term<strong>in</strong>ologische Verwirrungen zu klären: „Du po<strong>in</strong>t de vue de la term<strong>in</strong>ologie, l'usage a parfois<br />
réservé le terme d'ethnopsychanalyse à la théorie et à la méthodologie, et le terme d'ethnopsychiatrie à la<br />
pratique. Parfois, on utilise le terme d'ethnopsychothérapie plus conforme à la réalité de cette pratique,<br />
l'ethnopsychiatrie étant une psychothérapie d'orientation psychanalytique. Le terme d'ethnopsychiatrie<br />
englobe l'ethnopsychanalyse et les autres courants, qui à partir de l'ethnopsychanalyse, élargissent ses<br />
<strong>in</strong>térêts à d'autres champs“ (Moro 1998).<br />
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