Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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„Gelungene Verständigung setzt voraus, dass Professionelle sich bewusst s<strong>in</strong>d, dass sie selbst<br />
<strong>in</strong> die transkulturelle Kommunikation ihre Sprache und die Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft,<br />
ihre Position und Institution, die sie vertreten, sowie ihre eigenen soziokulturellen und biographi-<br />
schen Prägungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen“ (Salman 2001:189).<br />
Beim Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer (AFK) ist die Arbeit mit <strong>in</strong>terkulturellen Überset-<br />
zerInnen Teil des Konzeptes. Das AFK übernimmt auch die Kosten dafür, da es von den Kran-<br />
kenkassen nicht bezahlt wird. Für Rozer<strong>in</strong> Karahan, Sozialarbeiter<strong>in</strong> beim AFK, ist die Arbeit mit<br />
ÜbersetzerInnen e<strong>in</strong>e Notwendigkeit. Gerade Leute, die traumatisiert wurden, haben oft Mühe,<br />
überhaupt darüber zu sprechen, und ihr Selbstvertrauen ist stark bee<strong>in</strong>trächtigt (vgl. 2.3.4). E<strong>in</strong>e<br />
Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache kann deshalb hilfreich se<strong>in</strong>. Auch Julia Müller, Psycholog<strong>in</strong> beim<br />
AFK, sieht die Arbeit mit ÜbersetzerInnen oft als e<strong>in</strong>zige Möglichkeit. Sonst ist die Gefahr, dass<br />
ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vorbeigeredet wird, viel zu gross. Aufgrund ihrer Traumatisierung leiden die<br />
KlientInnen häufig unter Konzentrationsschwierigkeiten. Darum sollen sie sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf<br />
den Inhalt konzentrieren können und nicht durch Sprachprobleme abgelenkt werden. Zudem<br />
muss die Klient<strong>in</strong> schon sehr gut Deutsch können, um Emotionen auszudrücken – und es ist be-<br />
stimmt nicht angebracht, mit <strong>der</strong> Therapie abzuwarten, bis sie dieses Niveau erreicht hat. Es ist<br />
aber durchaus auch s<strong>in</strong>nvoll, sagt Rozer<strong>in</strong> Karahan, sich ab und zu ohne Übersetzer<strong>in</strong> zu tref-<br />
fen, um das Selbstvertrauen <strong>der</strong> Klient<strong>in</strong> zu stärken, <strong>in</strong>dem ihr so aufgezeigt wird, dass sie fähig<br />
ist, auf Deutsch zu kommunizieren, dass e<strong>in</strong>e Verständigung auch ohne Übersetzer<strong>in</strong> möglich<br />
ist. Dies kann zudem gut für die Beziehung zwischen Fachperson und Klient<strong>in</strong> se<strong>in</strong>. Auch<br />
KlientInnen äussern sich <strong>in</strong> dieser Richtung: Sie s<strong>in</strong>d zwar froh um die Übersetzung, bedauern<br />
aber, dass sie nicht direkt mit <strong>der</strong> Fachperson kommunizieren können. Manchmal ist es auch so,<br />
dass die Übersetzer<strong>in</strong> zwar dabei ist, aber nur zuhört. Sie übersetzt erst dann, wenn die Klient<strong>in</strong><br />
o<strong>der</strong> die Fachperson es wünscht.<br />
Insgesamt, so Rozer<strong>in</strong> Karahan, ist die Arbeit mit ÜbersetzerInnen anspruchsvoll und oft auch<br />
anstrengend. Sie verlangt viel Konzentration und Aufmerksamkeit, da über Umwege kommuni-<br />
ziert wird (vgl. 4.3.2.2), und ist letztlich Gewohnheitssache. Klare Abmachungen und def<strong>in</strong>ierte<br />
Rollen s<strong>in</strong>d darum unabd<strong>in</strong>gbar (vgl. 4.2). Julia Müller stellt fest, dass die Triade sich mit <strong>der</strong> Zeit<br />
e<strong>in</strong>spielt und so die Therapie sich zu e<strong>in</strong>em Prozess zu dritt entwickelt. Dazu ist aber wichtig,<br />
dass sich sowohl Übersetzer<strong>in</strong> und Klient<strong>in</strong> wie auch Übersetzer<strong>in</strong> und Fachperson gut verste-<br />
hen (vgl. 4.3.2.2).<br />
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