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Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions

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Aspekte möglichst unverfremdet abbilden“ (Weiss / Stuker 1998:45). Doch, so die Autor<strong>in</strong>nen<br />

weiter, sei dies e<strong>in</strong>e Illusion, da die Ausdrücke und Bil<strong>der</strong> <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Sprache an<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>d.<br />

Trotzdem befürworten auch viele Fachpersonen e<strong>in</strong>e solche Übersetzung. Salman nennt als<br />

ethischen Grundsatz für ÜbersetzerInnen „wörtlich wie <strong>in</strong>haltlich genau, kommentarlos und un-<br />

parteiisch zu übersetzen“ (2001:176). Abdallah-Ste<strong>in</strong>kopff unterstreicht die Bedeutung von<br />

sprachlichen Regelungen zwischen Therapeut<strong>in</strong> und Übersetzer<strong>in</strong>. Über die Rolle <strong>der</strong> Überset-<br />

zerInnen schreibt sie:<br />

„Sie s<strong>in</strong>d verpflichtet alles, was gesagt wird, möglichst wortwörtlich übersetzen. Sprachliche<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>haltliche Missverständnisse bei Patient o<strong>der</strong> Therapeut sollen dem Therapeuten rückgemeldet<br />

und nicht selbständig verbessert werden. Zusätzliche Information über psychiatrische<br />

Störungen und <strong>der</strong>en Diagnose kann den Dolmetschern e<strong>in</strong>sichtig machen, warum<br />

sie auch wirre Äusserungen o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungen <strong>der</strong> Patienten genau übersetzen sollen.<br />

Verwendete Metaphern und Redewendungen von beiden Seiten sollen ebenfalls wortwörtlich<br />

übersetzt und auf die Bedeutung h<strong>in</strong>gewiesen werden“ (1999:12).<br />

Pohl vertritt dieselbe Haltung und fügt e<strong>in</strong> konkretes Beispiel h<strong>in</strong>zu: E<strong>in</strong>e Klient<strong>in</strong> erzählt, dass<br />

zehn Polizisten <strong>in</strong> ihre Gefängniszelle kamen und „Allahs Wille geschah“. Die Übersetzer<strong>in</strong> ver-<br />

steht, dass die Klient<strong>in</strong> vergewaltigt wurde und übersetzt es nicht wörtlich, son<strong>der</strong>n sagt „und<br />

alle haben mich vergewaltigt“. Für die Fachperson kl<strong>in</strong>gt dies so, als ob die Klient<strong>in</strong> offen und<br />

direkt über die Vergewaltigung sprechen könnte. Darum ist es wichtig, wörtlich zu übersetzen<br />

und auf die Rückfrage <strong>der</strong> Fachperson zu warten (2004:11).<br />

Die unterschiedlichen Me<strong>in</strong>ungen erklären sich vielleicht, nebst <strong>der</strong> Frage nach dem kulturellen<br />

Kontext (vgl. 4.2.2) und <strong>der</strong>jenigen <strong>der</strong> passiven Zuschreibung, auch durch die unterschiedliche<br />

Auffassung <strong>der</strong> wörtlichen Übersetzung. Abdallah-Ste<strong>in</strong>kopff me<strong>in</strong>t bestimmt ke<strong>in</strong>e exakte Wort-<br />

für-Wort-Übersetzung, son<strong>der</strong>n eher den Versuch, möglichst nahe am Gesagten zu bleiben.<br />

4.2.2 Die kulturelle Mediation<br />

Die kulturelle Mediation zeichnet sich dadurch aus, dass die Übersetzer<strong>in</strong> nicht nur übersetzen,<br />

son<strong>der</strong>n auch kontextuelle Erklärungen und Informationen vermitteln soll, die für das Verstehen<br />

notwendig s<strong>in</strong>d: „Kulturelle Mediation zielt auf die Vermittlung zwischen Menschen ab, die <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen sozioökonomischen und kulturellen Kontexten leben“ (Weiss / Stuker<br />

1998:46). In Lausanne wird seit 1996 e<strong>in</strong>e Ausbildung für KulturmediatorInnen-<br />

DolmetscherInnen angeboten, die auf e<strong>in</strong>er Konzeption des Dolmetschens beruht, die stark von<br />

e<strong>in</strong>er wortgetreuen Übersetzung abweicht: Es sollen „unterschiedliche kulturelle und soziale<br />

Vorstellungen und Werte <strong>der</strong> beteiligten Akteure ebenso berücksichtigt werden, wie die unter-<br />

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