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Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions

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ar, da wir gleichzeitig Subjekt und Objekt unserer Untersuchung s<strong>in</strong>d“ (2004:4). In Anlehnung<br />

daran möchte ich kurz me<strong>in</strong>e Motivation zu dieser Studie darstellen.<br />

Seit Januar 2005 arbeite ich regelmässig im Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer <strong>in</strong> Zürich.<br />

Dort wurde ich mit e<strong>in</strong>er neuen Situation konfrontiert, die Fragen aufwarf. Die Studie ermöglicht<br />

mir, diesen Fragen mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken und mich somit bewusst mit<br />

me<strong>in</strong>em Tun und me<strong>in</strong>er Rolle ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Ich arbeite also als ‚<strong>in</strong>terkulturelle Übersetzer<strong>in</strong>‘, doch muss ich h<strong>in</strong>zufügen, dass ich ke<strong>in</strong>en Mi-<br />

grationsh<strong>in</strong>tergrund habe. Ich b<strong>in</strong> zweisprachig <strong>in</strong> Genf aufgewachsen und mit neunzehn Jahren<br />

nach Zürich gezogen, um e<strong>in</strong>e Ausbildung als Pflegefachfrau zu absolvieren. Auch wenn <strong>der</strong><br />

Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sprachregion und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues soziales Umfeld e<strong>in</strong>e prägende Erfah-<br />

rung war, kann dies ke<strong>in</strong>esfalls verglichen werden. Auch teile ich nicht den kulturellen H<strong>in</strong>ter-<br />

grund <strong>der</strong> KlientInnen, die meist aus Afrika stammen – e<strong>in</strong>em Kont<strong>in</strong>enten, den ich nicht mal von<br />

Reisen her kenne.<br />

1.3 Fragestellung, Methode und Ziel<br />

Durch den E<strong>in</strong>bezug e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen Übersetzer<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>t sich die Konstellation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>verbalen</strong> Therapie. Unter ‚verbaler Therapie‘ verstehe ich jegliche therapeutische Behandlung,<br />

die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie über gesprochene Worte stattf<strong>in</strong>det. In e<strong>in</strong>er solchen Therapie spielt die Be-<br />

ziehung zwischen Fachperson und Klient<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle für den Erfolg. Wie wirkt sich<br />

diese Tatsache auf die therapeutische Beziehung und somit auf die Behandlung aus? Ist e<strong>in</strong>e<br />

verbale Therapie mit Übersetzung überhaupt möglich?<br />

Um dieses Thema fassbarer zu machen, habe ich e<strong>in</strong>e Institution genauer angeschaut, die ge-<br />

zielt mit <strong>in</strong>terkulturellen ÜbersetzerInnen arbeitet: das Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer<br />

(AFK) <strong>in</strong> Zürich. „Laut e<strong>in</strong>er Studie muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz jede vierte Person, die als Flüchtl<strong>in</strong>g<br />

anerkannt wird, mit den Folgen von Folter o<strong>der</strong> Krieg leben. Diese Menschen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Ge-<br />

sundheit und Würde zutiefst verletzt“ (AFK Zürich o. J.). In e<strong>in</strong>er Studie bezeichneten jedoch<br />

ÄrztInnen „die mangelnde Erfahrung im Umgang mit Asylsuchenden und Flüchtl<strong>in</strong>gen sowie das<br />

Fehlen von spezifischem Know-how bei <strong>der</strong> Behandlung von Kriegstraumatisierten und bei Ver-<br />

gewaltigungs- und Folteropfern als die wichtigsten Lücken im Versorgungssystem“ (Gilgen et al.<br />

2004:509). Als e<strong>in</strong>e mögliche Antwort auf diese Versorgungslücke betreiben seit 2003 das<br />

Schweizerische Rote Kreuz und die Psychiatrische Polikl<strong>in</strong>ik des Universitätsspitals <strong>in</strong> Zürich e<strong>in</strong><br />

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