Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions

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esteht die Gefahr, dass die Übersetzerin ihre Machtposition missbraucht, indem sie z. B. Wich- tiges auslässt oder anderes betont. Der Status der Übersetzerin hängt eng mit der Anerkennung und der beruflichen Position, die ihr zugestanden wird, zusammen. „Die Übersetzungstätigkeit spiegelt insgesamt die mehrfache Benachteiligung von MigrantInnen [26] [...] Unregelmässige Arbeitszeiten und Abrufbarkeit spie- geln zudem einen typischen Frauenberuf“ (Weiss / Stuker 1998:54). Obwohl es eine anspruchs- volle und belastende Tätigkeit ist, so die Autorinnen weiter, findet sie wenig Anerkennung (1998:54) 27 . 4.3.2.3 Schwierigkeit: Umgang mit einem belastenden Thema Das Beispiel des AFK veranschaulicht mögliche Themen einer verbalen Therapie (vgl. 2.3.4). Die KlientInnen lernen hier traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und damit zu leben. Früher oder später werden sie in der Therapie über diese Erlebnisse sprechen. Und die Überset- zerInnen müssen diese genau anhören und anschliessend auf deutsch ‚wiederholen‘ (in der Ichform). Solche Situationen sind für alle Beteiligten emotional sehr intensiv. Es kann durchaus passieren, dass es für die Übersetzerin zuviel wird, gerade wenn sie vielleicht eine ähnliche Si- tuation erlebt hat. Abdallah-Steinkopff beschreibt, wie eine Übersetzerin durch die Schilderungen der Klientin retraumatisiert wurde. Im gemeinsamen Gespräch zu dritt wurde dann die Klientin über die Situation aufgeklärt und der Entscheid gefasst, eine neue Übersetze- rin zu suchen. Und die erste Übersetzerin erklärte sich mit einer Therapie einverstanden (1999:14). Dies ist ein extremes Beispiel. Doch wohl kaum eine Übersetzerin bleibt unberührt von dem Schicksal und den Erzählungen der Klientin, vor allem da mit der Zeit eine Beziehung herstellt wird (vgl. 4.3.2.2). Natürlich geht es den Fachpersonen nicht anders. Ihnen stehen aber mehr Mittel für die Verarbeitung zur Verfügung: Durch ihre Ausbildung kennen sie die Krankheitsbilder und -verläufe besser, z. B. was typische Reaktionen einer PTBS sind (vgl. 2.3.4.1), und wissen über Therapiemethoden und -konzepte Bescheid. Zudem haben sie Techniken gelernt, um sich abgrenzen zu können. Und schliesslich stehen ihnen verschiedene Austauschmöglichkeiten zur Verfügung, wie z. B. Teamsitzungen, Supervisionen oder Intervisionen. Die Übersetzerin bleibt hingegen oft alleine damit. 26 vgl. 2.1.1 27 Diesbezüglich tut sich zur Zeit einiges, nicht zuletzt dank dem Verein Interpret‘ (vgl. 3.4) 44
Nachgespräche sind eine gute Möglichkeit, um der interkulturellen Übersetzerin Raum zur Ver- arbeitung zu geben, doch reicht das nicht immer aus. Dringend notwendig sind hier Supervisio- nen, das heisst ein Austausch unter BerufskollegInnen, der durch eine Fachperson begleitet wird, im Idealfall kombiniert mit Weiterbildungen und Intervisionen. Rozerin Karahan weist darauf hin, dass die ÜbersetzerInnen im AFK grossen Belastungen ausgesetzt sind und oft Mühe haben, sich abzugrenzen. Darum ist eine Professionalisierung dieses Berufes sehr wichtig. Dazu sind Weiterbildungen und Supervisionen unerlässlich. 5. Schlussfolgerungen 5.1 Zusammenfassung Wir haben gesehen, dass die Soziogenese den Einfluss sozioökonomischer Bedingungen (pre- käre Lebens- und Arbeitsverhältnisse, soziale Ungleichheit) auf die Gesundheit betont und sie als Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung erkennt. Das zentrale Konzept der Saluto- genese ist das Kohärenzgefühl, das dem Individuum ermöglicht, Ereignisse zu verstehen und darauf zu reagieren. Dieses Kohärenzgefühl wird durch Traumatisierungen beeinträchtigt. Be- sonders belastend sind Ereignisse, die sich wiederholen oder durch Menschen verübt wurden. Traumatische Erlebnisse können nicht ungeschehen gemacht werden – Betroffene müssen also lernen, damit zu leben. In der Psychiatrie, wie im Gesundheitswesen allgemein, sind transkulturelle Kompetenzen dringend notwendig. Nur wenn diese als Querschnittaufgabe verstanden werden, können Zugangs- barrieren für MigrantInnen tatsächlich abgebaut werden. Und nur in diesem Kontext macht interkulturelles Übersetzen Sinn. Damit die interkulturelle Übersetzung ihre Brückenfunktion erfüllen kann, braucht es eine Pro- fessionalisierung dieses Berufsbilds. Zurzeit sind in der Schweiz solche Bestrebungen im Gange, unter anderem durch die Einführung eines Zertifikats. Unter diesen Voraussetzungen habe ich die Triade in der verbalen Therapie genauer betrachtet. Für die Übersetzerin sind verschiedene Rollen denkbar, oft bewährt sich eine Mischung davon. Um Rollen- und Machtkonflikte zu vermeiden, muss die Gesprächsleitung immer bei der Fach- person liegen und die Rolle(n) der Übersetzerin im Vorfeld klar definiert werden. Darum sind Vor- und Nachgespräch zwischen Fachperson und Übersetzerin sehr wichtig. In der verbalen Therapie ist die therapeutische Beziehung zwischen Fachperson und Klientin ein wesentlicher Aspekt der Behandlung. Folterüberlebende müssen ihrem Gegenüber vertrauen, um ihre Geschichte erzählen zu können. Durch die Anwesenheit der interkulturellen 45
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