Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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zwar gleich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Therapiestunde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Triade. Die erste Stunde stellt die Weichen für<br />
den weiteren Verlauf. Deshalb ist es unerlässlich, die Rolle <strong>der</strong> Übersetzer<strong>in</strong> zu thematisieren.<br />
Die Klient<strong>in</strong> muss die Möglichkeit haben, die Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>er bestimmten Übersetze-<br />
r<strong>in</strong> abzulehnen (vgl. 4.3.1.3).<br />
Mit <strong>der</strong> Zeit lernen sich die Beteiligten kennen. Da kann es schnell passieren, dass die Klient<strong>in</strong><br />
Unterstützung durch die Übersetzer<strong>in</strong> auch ausserhalb <strong>der</strong> Therapie erwartet. Wie an<strong>der</strong>e ähnli-<br />
che Institutionen untersagt auch das AFK jeglichen Kontakt ausserhalb <strong>der</strong> Behandlungster-<br />
m<strong>in</strong>e. „Erfolgreiche therapeutische Arbeit setzt e<strong>in</strong>e vertrauensvolle, jedoch klar abgegrenzte<br />
Beziehung des Therapeuten zum Patienten voraus“ (Maier o. J.), und dies gelte auch für die<br />
ÜbersetzerInnen. Deshalb ist es wichtig, dass sie nicht mit <strong>der</strong> Klient<strong>in</strong> verwandt o<strong>der</strong> befreundet<br />
s<strong>in</strong>d (vgl. 3.4) o<strong>der</strong> private Kontakte pflegen. Denn wird für die Klient<strong>in</strong> die Übersetzer<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />
Freund<strong>in</strong>, wird sie vielleicht nicht mehr alles erzählen wollen, sei es aus Rücksichtnahme o<strong>der</strong><br />
aus Scham.<br />
Dieser Punkt fällt vielen ÜbersetzerInnen schwer. Oft treffen sich Klient<strong>in</strong> und Übersetzer<strong>in</strong> zu-<br />
vor im Wartezimmer o<strong>der</strong> nachher an <strong>der</strong> Tramhaltestelle. Darf da ke<strong>in</strong> Wort mit <strong>der</strong> Klient<strong>in</strong> ge-<br />
wechselt werden? Ich denke, dass diese Regel nicht zu stur angewendet werden kann. Es ist<br />
e<strong>in</strong> Unterschied, ob sie geme<strong>in</strong>sam Tram fahren o<strong>der</strong> ob sie sich ausserhalb <strong>der</strong> Therapie<br />
treffen. Wichtig ist, dass nicht über die Therapie gesprochen wird, und dass die Übersetzer<strong>in</strong><br />
nicht <strong>in</strong> die Rolle <strong>der</strong> Fachperson zu schlüpfen versucht o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e helfende Rolle gerät (vgl.<br />
4.3.2.3). Das Gespräch soll oberflächlich und unverfänglich bleiben. In solchen Fällen erzähle<br />
ich e<strong>in</strong> bisschen von mir, o<strong>der</strong> wir reden über das Wetter. Sim<strong>in</strong> Abdolali er<strong>in</strong>nert sich e<strong>in</strong>drück-<br />
lich daran, wie es ihr ergangen ist, als sie für die Befragung im Rahmen ihres Asylverfahrens<br />
vorgeladen wurde. Im Warteraum war e<strong>in</strong>e Übersetzer<strong>in</strong>. Sim<strong>in</strong> Abdolali freute sich, endlich<br />
wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Sprache reden zu können, und wollte e<strong>in</strong> bisschen plau<strong>der</strong>n. Die Übersetzer<strong>in</strong><br />
wies sie mit <strong>der</strong> knappen Begründung ab, es sei ihr verboten, mit KlientInnen zu sprechen. Das<br />
habe sie sehr verletzt, vor allem wegen <strong>der</strong> Art und Weise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es gesagt wurde. Darum<br />
möchte sie mit den KlientInnen des AFK an<strong>der</strong>s umgehen. Sie beschränkt es aber klar auf e<strong>in</strong>en<br />
kurzen Wortwechsel vor o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Therapie. Rozer<strong>in</strong> Karahan und Julia Müller sehen beide<br />
grundsätzlich ke<strong>in</strong> Problem dar<strong>in</strong>. Julia Müller unterstreicht, dass e<strong>in</strong>e gute Beziehung zwischen<br />
Klient<strong>in</strong> und Übersetzer<strong>in</strong> für die Therapie wichtig ist. Es muss zwischen allen drei, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
aber zwischen Klient<strong>in</strong> und Übersetzer<strong>in</strong>, menschlich stimmen. Was aber nicht geht, ist, wenn<br />
sie sich im privaten Rahmen treffen (s.o.).<br />
Rozer<strong>in</strong> Karahan weist darauf h<strong>in</strong>, dass diese Weisungen auch e<strong>in</strong> Schutz für die Überset-<br />
zerInnen s<strong>in</strong>d, da viele Mühe haben, sich abzugrenzen. Zudem üben viele diesen Beruf aus,<br />
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