Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Qualitätskontrolle ist es auch nützlich, <strong>der</strong> Vermittlungsstelle e<strong>in</strong> regelmässiges<br />
Feedback zu geben (Stuker 2001:197).<br />
4.3.2 Drei spezifische Schwierigkeiten<br />
In e<strong>in</strong>er Therapie mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkulturellen Übersetzer<strong>in</strong> können die Beteiligten mit verschiede-<br />
nen Problemen konfrontiert werden. Ich beschreibe nun drei, die bei <strong>der</strong> <strong>verbalen</strong> Therapie vor-<br />
kommen können 24 .<br />
4.3.2.1 Schwierigkeit: unterschiedliche Erwartungen<br />
Die Erwartungen <strong>der</strong> Beteiligten können wi<strong>der</strong>sprüchlich se<strong>in</strong> und decken sich nicht gezwunge-<br />
nermassen. Insbeson<strong>der</strong>e sehen Fachperson und Klient<strong>in</strong> die Rolle <strong>der</strong> Übersetzer<strong>in</strong> oft ver-<br />
schieden 25 . Die Klient<strong>in</strong> erwartet von <strong>der</strong> Übersetzer<strong>in</strong>, beson<strong>der</strong>s wenn diese e<strong>in</strong>en ähnlichen<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund hat, grossen E<strong>in</strong>satz und Unterstützung, oft über die Therapiestunde h<strong>in</strong>-<br />
aus, während die Fachperson Neutralität im Umgang mit den KlientInnen und Loyalität gegen-<br />
über <strong>der</strong> Institution erwartet. „Der Rückzug auf ihre Dolmetscherfunktion und die damit verbun-<br />
dene Wahrung <strong>der</strong> Neutralität, wie von den Institutionen erwartet, wird von Landsleuten oft als<br />
Unhöflichkeit und mangelnde Hilfsbereitschaft gewertet“ (Abdallah-Ste<strong>in</strong>kopff 1999:7). Doch gibt<br />
es auch e<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong>samkeiten: Beide erhoffen sich, mit Hilfe <strong>der</strong> Übersetzer<strong>in</strong> die Sprachbar-<br />
rieren zu überw<strong>in</strong>den. Sie wollen Professionalität <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass die Übersetzer<strong>in</strong> sprachlich<br />
möglichst genau übersetzen und gleichzeitig aber die eigene Me<strong>in</strong>ung möglichst gut vermitteln<br />
soll.<br />
Die Übersetzer<strong>in</strong> ihrerseits möchte meistens ihre Arbeit möglichst gut verrichten, doch was ist<br />
damit geme<strong>in</strong>t? Sie spürt die unterschiedlichen Erwartungen und würde es am liebsten allen<br />
recht machen. Zudem spürt sie auch die ambivalenten Gefühle: Fachperson und Klient<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d<br />
auf ihre Unterstützung angewiesen, s<strong>in</strong>d dankbar dafür, doch ist sie ebenso e<strong>in</strong> Störfaktor, e<strong>in</strong><br />
H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis zwischen den beiden und macht sie ungewollt auf ihre Abhängigkeit aufmerksam<br />
(vgl. 4.3.2.2).<br />
E<strong>in</strong>ige ÜbersetzerInnen fühlen sich eher den KlientInnen verpflichtet, möchten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
helfen, an<strong>der</strong>e sehen sich eher als Unterstützung <strong>der</strong> Fachperson. Viele betonen die ‚Brücken-<br />
funktion‘ zwischen verschiedenen Kulturen. Die meisten zeigen viel Engagement und haben<br />
manchmal Mühe sich abzugrenzen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Therapiestunde abzuschalten. Hier wünschen<br />
sie sich Unterstützung <strong>der</strong> Fachpersonen o<strong>der</strong> Vermittlungsstellen, z. B. durch Weiterbildungen<br />
24 Für weitere Konfliktsituationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Triade vgl. Abdallah-Ste<strong>in</strong>kopff 1999.<br />
25 Über die Erwartungen und Erfahrungen <strong>der</strong> KlientInnen ist eigentlich wenig bekannt (vgl. 1.3).<br />
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