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Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions

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schiedlichen sozialen Kontexte, die sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Abklärung mitbr<strong>in</strong>gen“ (S<strong>in</strong>gy /<br />

Weber / Guex 2004:553).<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ethnopsychiatrie (vgl. 2.3.3) übernimmt die Übersetzer<strong>in</strong> die Rolle e<strong>in</strong>er Mediator<strong>in</strong>.<br />

Sie entziffert kulturelle Codes und br<strong>in</strong>gt prägende traditionelle Vorstellungen über das Krank-<br />

se<strong>in</strong> zur Sprache. „Sie br<strong>in</strong>gt damit kulturelles Material <strong>in</strong> die Therapie und spricht anstatt <strong>der</strong><br />

Patient<strong>in</strong> und <strong>der</strong>en Familie“ (Weiss / Stuker 1998:46).<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt dieser Rolle ist, dass die Übersetzer<strong>in</strong> als aktiv und selbständig wahrge-<br />

nommen wird. Sie ist also nicht mehr e<strong>in</strong> Werkzeug, son<strong>der</strong>n Teil <strong>der</strong> Triade. Es besteht aber<br />

die Gefahr <strong>der</strong> Kulturalisierung. „Die Überbewertung von Verhaltensweisen, die auf die kulturelle<br />

Herkunft e<strong>in</strong>es Individuums zurückgeführt werden, führt zur Verleugnung von an<strong>der</strong>en kommu-<br />

nikationserschwerenden Faktoren, z. B. solchen, die sich aus Statusunterschieden ergeben“<br />

(Weiss / Stuker 1998:46).<br />

4.2.3 Die Fürsprecher<strong>in</strong><br />

Hier ist die Übersetzer<strong>in</strong> noch näher bei <strong>der</strong> Klient<strong>in</strong> als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Mediator<strong>in</strong>. „Sie ist dabei<br />

aktiv, unterstützt die PatientInnen durch eigene Interventionen und fungiert dar<strong>in</strong> als argumenta-<br />

tive Verstärkung“ (Weiss / Stuker 1998:48). Die Anliegen <strong>der</strong> Klient<strong>in</strong> stehen im Vor<strong>der</strong>grund<br />

(Bischoff / Loutan 2000:46). Die Rolle kann sich über die Triade h<strong>in</strong>aus erstrecken, z. B. <strong>in</strong>dem<br />

die Übersetzer<strong>in</strong> <strong>der</strong> Klient<strong>in</strong> beim Besuch auf e<strong>in</strong>em Amt o<strong>der</strong> beim Erledigen von adm<strong>in</strong>istrati-<br />

ven Aufgaben hilft.<br />

Problematisch ist die Fürsprache <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn diese Rolle nicht explizit vere<strong>in</strong>bart<br />

wurde. O‘Neill nennt dies die ‚implizite Fürsprache‘ und sagt, dass viele ÜbersetzerInnen „als<br />

Reaktion auf sozial und politisch ungleiche Machtverhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion zwischen Arzt<br />

und Patient e<strong>in</strong>e Übersetzungsstrategie entwickeln, welche die PatientInnen stärke“ (Weiss /<br />

Stuker 1998:48). Diese Art von Fürsprache br<strong>in</strong>gt die Gefahr von Missverständnissen und Ver-<br />

zerrungen mit sich.<br />

4.2.4 Die Co-Therapie<br />

Weiss und Stuker weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Begriff Co-Therapie zwar immer wie<strong>der</strong> auftaucht,<br />

doch zu wenig reflektiert wird. Er stammt aus <strong>der</strong> systemischen Paar- o<strong>der</strong> Familientherapie und<br />

me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e klar geregelte Zusammenarbeit zwischen zwei o<strong>der</strong> mehreren TherapeutInnen<br />

(Weiss / Stuker 1998:49) 19 . Co-Therapie bedeutet eigentlich die geme<strong>in</strong>same Planung und<br />

19 Nathans ‚therapeutische Gruppe‘ kann als e<strong>in</strong>e Art Co-Therapie verstanden werden (vgl. 2.3.3).<br />

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