Interkulturelles hbersetzen in der verbalen ... - weiss traductions
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Scham und Unsicherheit beobachtet“ (Frey 2004:164). E<strong>in</strong> gutes Kohärenzgefühl kann aber<br />
auch e<strong>in</strong>e hilfreiche Stütze im Umgang mit Trauma se<strong>in</strong>.<br />
Barbara Abdallah-Ste<strong>in</strong>kopff bemerkt zudem, dass Menschen, die Folter als Folge e<strong>in</strong>er eigenen<br />
Entscheidung verstehen können, an<strong>der</strong>s damit umgehen können. Es handelt sich um Men-<br />
schen, die aufgrund ihrer politischen Aktivität verfolgt wurden und die also diese Gefahr mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger bewusst <strong>in</strong> Kauf genommen haben. „Auch die Art und Weise, wie Opfer von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft als Helden und Märtyrer gewürdigt o<strong>der</strong> aber als Geächtete, wie häufig im Fall ver-<br />
gewaltigter Frauen, stigmatisiert werden, hat als soziale Bed<strong>in</strong>gung Auswirkungen auf die Über-<br />
w<strong>in</strong>dung erlittener Traumen“ (Abdallah-Ste<strong>in</strong>kopff 2001:326).<br />
2.3.4.1 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)<br />
„Das beschädigte Kohärenzgefühl nach sequentieller Traumatisierung durch Folter und Krieg<br />
kann zu erheblichen körperlichen, seelischen sowie sozialen Bee<strong>in</strong>trächtigungen führen“ (Frey<br />
2004:165). Im Gegensatz zur ‚akuten Belastungsreaktion‘, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen zeitlichen Zu-<br />
sammenhang mit dem traumatischen Ereignis steht, ist von ‚posttraumatischer Belastungsstö-<br />
rung‘ (PTBS) die Rede, wenn die Reaktion auf e<strong>in</strong> traumatisches Ereignis verzögert (e<strong>in</strong> bis<br />
sechs Monate später) auftritt o<strong>der</strong> immer noch andauert. Gemäss <strong>der</strong> offiziellen <strong>in</strong>ternationalen<br />
Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> ICD 10 s<strong>in</strong>d die typischen Merkmale<br />
„das wie<strong>der</strong>holte Erleben des Traumas <strong>in</strong> sich aufdrängenden Er<strong>in</strong>nerungen (Nachhaller<strong>in</strong>nerungen,<br />
Flashbacks), Träumen o<strong>der</strong> Alpträumen, die vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es andauernden<br />
Gefühls von Betäubtse<strong>in</strong> und emotionaler Stumpfheit auftreten [...], Gleichgültigkeit gegenüber<br />
an<strong>der</strong>en Menschen, Teilnahmslosigkeit <strong>der</strong> Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit<br />
sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Er<strong>in</strong>nerungen an das Trauma wachrufen<br />
könnten. Meist tritt e<strong>in</strong> Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung,<br />
e<strong>in</strong>er übermässigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression s<strong>in</strong>d<br />
häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken s<strong>in</strong>d<br />
nicht selten“ (http://icd.web.med.uni-muenchen.de/cgi-b<strong>in</strong>2/icd10.cgi).<br />
In Zusammenhang mit <strong>der</strong> Behandlung von Folterüberlebenden gibt es auch Kritik am Konzept<br />
<strong>der</strong> PTBS: „Bemängelt wird unter an<strong>der</strong>em die fehlende Ressourcen- und Prozessorientierung,<br />
die starke Ausrichtung an westlichen Denkmustern, die mangelhafte Berücksichtigung des<br />
sozialpolitischen Kontexts sowie die ungenügende therapeutische Relevanz“ (Frey 2004:166).<br />
Das PTBS ist zwar e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternational anerkannte Diagnose – und somit e<strong>in</strong>e ‚offizielle‘ Aner-<br />
kennung des Leidens von Opfern traumatisieren<strong>der</strong> Ereignisse –, doch gerade <strong>in</strong> diesem Zu-<br />
sammenhang wird sie auch kritisiert:<br />
„Durch die Medikamentalisierung sozialen Leides kommt es zur Individualisierung und Entpolitisierung<br />
des Leidens: von den Gräueln des Krieges zum [PTBS-]erkrankten Individuum.<br />
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