Das schädelhirnverletzte Kind: Prävention ... - Hannelore Kohl Stiftung
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Diskussion<br />
ZNS Symposium • <strong>Das</strong> <strong>schädelhirnverletzte</strong> <strong>Kind</strong><br />
Nach Auskunft des BA Statistik wurden 1996 48.175 <strong>Kind</strong>er im Straßenverkehr<br />
verletzt. Am häufigsten verunfallten <strong>Kind</strong>er als Fahrradfahrer (16.269 =<br />
34%), PKW-Insassen (15.877 = 33%) und Fußgänger (14.600 = 30%). <strong>Das</strong><br />
Risiko im Straßenverkehr getötet zu werden betrug für die verunfallten <strong>Kind</strong>er<br />
zwischen 0,5 und 0,9% (Fahrradfahrer: 77 / 16.269 = 0,5%, Fußgänger: 117 /<br />
14.600 = 0,8%; PKW-Insasse 147 / 15.877 = 0,9%) (3).<br />
Im eigenen Krankengut zeigte sich eine besonders hohe Anzahl von <strong>Kind</strong>ern,<br />
die als Fußgänger verunfallt waren. Seltener wurden <strong>Kind</strong>er als PKW-Insassen<br />
oder Zweiradfahrer verletzt. Ursache ist vermutlich einerseits das Einziehungsgebiet<br />
(Großstadt). Andererseits ist die Verletzungsschwere beim ungeschützten<br />
Aufprall auf einen PKW größer, sodaß dadurch eine Überrepräsentation<br />
im eigenen Krankengut vorliegt.<br />
Im Falle einer schweren Unfallverletzung muß in 76% mit einem SHT gerechnet<br />
werden, wobei 40% ein schweres SHT erleiden. 88% der <strong>Kind</strong>er haben<br />
eine oder mehrere Frakturen, 33% ein schweres Thoraxtrauma, und 42% ein<br />
Abdominaltrauma. Die Anzahl und Schwere der Begleitverletzungen ist dabei<br />
unbeeinflußt vom Vorliegen eines schweren SHT. Die präklinische Versorgung<br />
polytraumatisierter <strong>Kind</strong>er ist jedoch durch die zum Teil veränderte Physiognomie<br />
und Physiologie des <strong>Kind</strong>es erschwert. So kann eine Zyanose sowohl<br />
Ausdruck einer Dyspnoe nach Thoraxtrauma als auch Folge einer Hypothermie<br />
sein. Auch ist die Erhebung des Glasgow coma scale im Kleinkindesalter<br />
nur schwer anwendbar. Eine Zentralisation kann Folge eines Schocks sein, ist<br />
jedoch auch bei Schmerzen und/oder Unterkühlung vorhanden. Schlußendlich<br />
wird auch der Blutverlust bei <strong>Kind</strong>ern häufig falsch beurteilt. So kann ein<br />
Säugling bereits bei einem Blutverlust von 35ml im Volumenmangelschock<br />
sein (8,9).<br />
Durch eine effektive Versorgung am Unfallort und ein straffes klinisches<br />
Management kann jedoch die Letalität nach einer Schwermehrfachverletzung<br />
minimiert werden. Die Prognose nach kindlichem Polytrauma wird dabei<br />
überwiegend vom Ausmaß der Schwere des SHT bestimmt. Die Letalität<br />
polytraumatisierter <strong>Kind</strong>er durch das SHT wird in der Literatur mit 60–90%<br />
der Todesfälle angegeben (7,10).<br />
Die hohe Zahl verletzter und getöteter <strong>Kind</strong>er nach Unfällen verlangt nach<br />
einer verstärkten <strong>Prävention</strong>, da bis zu 21% der Todesfälle allein durch Tragen<br />
von Sicherheitseinrichtungen wie Gurte oder Helme hätten vermieden werden<br />
können (11). Ebenso sollten Erwachsene durch wiederholte Aufklärung<br />
(Tagespresse, Verkehrserziehung) auf das untypische Verhalten von <strong>Kind</strong>ern<br />
im Straßenverkehr hingewiesen werden.