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Das schädelhirnverletzte Kind: Prävention ... - Hannelore Kohl Stiftung

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ZNS Symposium • <strong>Das</strong> <strong>schädelhirnverletzte</strong> <strong>Kind</strong><br />

Wir legten von Anfang an großen Wert darauf unseren Sohn zuhause nicht<br />

nur zu pflegen, sondern auch zu therapieren, um ihn so weiter zu rehabilitieren.<br />

So kann Raphael inzwischen bis zu zwölf Stunden täglich selbständig<br />

atmen, pürierte Nahrung essen, die notwendige Flüssigkeit trinken, konnte<br />

seine Wahrnehmung und sein Verständnis enorm verstärken, kurzum seine<br />

Lebensqualität erheblich steigern.<br />

Die größten Schwierigkeiten während der neun Jahre, die Raphael nun schon<br />

wieder zu Hause verbringt, bestanden und bestehen nicht im Umgang mit<br />

Raphael selbst, sondern im Umgang mit Behörden und Kostenträgern sowie<br />

im Finden geeigneter Helfer. Nachdem der MDK den beatmeten schwersthirngeschädigten<br />

Jungen, der alleine nichts tun und sich auch nicht äußern<br />

kann, mehrfach in die Pflegestufe II einordnen wollte, erhielten wir vor Kurzem<br />

sogar den Einberufungsbescheid zum Dienst am Vaterland, um nur eine<br />

der Kuriositäten zu nennen, die uns Eltern von einem Schwerstbehinderten<br />

begegneten.<br />

Leider gab es bereits zwei Jahre, nachdem Raphael zu Hause war, zu wenig<br />

Zivis für diese Art der Schwerstbehinderten-Betreuung. Jetzt zeigte es sich, wie<br />

schwer es ist, geeignete Kräfte zu erhalten. Hilfskräfte, die noch nicht oder<br />

nur wenig mit Menschen gearbeitet haben, sind nach kurzer Zeit überfordert,<br />

beruflichen Kräften fehlt die Aufstiegschance und der Kontakt mit Kollegen.<br />

Die Fluktuation der Pflegekräfte ist enorm hoch. Eine Rund-um-die-Uhr-<br />

Betreuung von Raphael durch Hilfskräfte war daher in den über neun Jahren<br />

niemals möglich gewesen.<br />

Wir Eltern mußten die ganzen Jahre die Nachtbetreuung übernehmen und<br />

auch am Tage mithelfen. Ein weiteres großes Problem, mit dem wir tagtäglich<br />

und nächtlich fertig werden mußten, ist die ständige Anwesenheit fremder<br />

Personen im Familienkreis. In den nun fast 10 Jahren, seit Raphael zuhause<br />

versorgt wird, habe ich bestimmt schon über 50 Arbeitsverträge für Pflegehilfskräfte,<br />

Therapeuten, Pädagogen oder Altenpflegehelferinnen unterzeichnet.<br />

In der dringenden Not mußten wir auch Hausfrauen, Fliesenleger oder<br />

Schreiner einstellen, die mangels Qualifikation für diese Arbeit nicht geeignet<br />

waren und daher nach kurzer Zeit wieder gingen oder gehen mußten.<br />

Auf der Suche nach Tips und Hinweisen, wie wir mit unserem <strong>Kind</strong> qualitativ<br />

und effektiv therapeutisch umgehen sollen, stießen wir auf die Glenn-Doman-<br />

Therapie. Nicht rein aus Überzeugung, daß nur die Doman-Therapie das Allheilmittel<br />

wäre, flogen wir zu einem Grundkurs nach Philadelphia in die USA<br />

und fuhren mit unserem Raphael bisher insgesamt 10 Mal nach Wales in Großbritannien.<br />

Diese Aufenthalte waren für uns insbesondere deswegen sehr hilfreich,<br />

weil wir ein auf unseren Sohn hin zugeschnittenes ganzheitliches

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