RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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TOBIAS LANGE<br />
Student Geschichte,<br />
Journalistik, Germanistik<br />
Offene Gesellschaft in Europa<br />
Am 24. März <strong>2050</strong> werde ich gerade meinen 65. Geburtstag gefeiert<br />
haben und dennoch zur Arbeit gehen, denn die Lebensarbeitszeit<br />
wird sich verlängert haben. Nach Feierabend werde ich mich in<br />
meinen Garten setzen und beim Sonnenuntergang zurückdenken,<br />
an das Jahr <strong>2011</strong>. Was haben wir in dieser Zeit alles erreicht und<br />
wie hat sich die Welt/ Europa/ Deutschland (mit, oder ohne unser<br />
Zutun) verändert?<br />
Wir werden uns in erster Linie als Europäer verstehen, da wir<br />
es nach mühevoller Kleinarbeit und dem Abbau nationaler Eitelkeiten<br />
geschafft haben werden, eine funktionierende und demokratisch<br />
legitimierte Regierung für Europa einzurichten. Die Menschen<br />
fühlen sich gegenüber dieser Regierung nicht machtlos, da<br />
sie durch diverse Mittel Einfluss nehmen können und durch Transparenzregeln<br />
jederzeit Zugang zu allen Informationen bekommen<br />
können. Daten, die geheim bleiben soll(t)en, werden nur als geheim<br />
eingestuft, nachdem ein demokratisch legitimierter Fachkreis<br />
darüber abgestimmt hat. Alle anderen Informationen sind frei.<br />
Die Bürger von <strong>2050</strong> können mit diesen Informationen umgehen<br />
und sie einordnen, da das reformierte Bildungssystem sie zu selbstständigen<br />
und zur Reflexion fähigen Menschen erzogen hat. „Man<br />
muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht!“ wurde<br />
sozusagen zum Grundsatz der Bildungspolitik. Das Wichtigste ist<br />
das Einordnen der Informationen. Damit einhergehend hat sich<br />
auch das Selbstbild der Journalisten verändert: Sie sind dafür zuständig<br />
größere Zusammenhänge zu erklären, aufzubereiten und<br />
sie neutral zu vermitteln. Durch vielfältige Formen können Mediennutzer<br />
Einfluss auf die Medien nehmen und in einen Dialog mit<br />
ihnen treten.<br />
Im Laufe der Zeit hatte die Menschheit erkannt, dass nicht jede<br />
Technologie, die ihr zur Verfügung steht, auch genutzt werden<br />
sollte, besonders, wenn sie nicht wirklich beherrschbar ist. Auch<br />
die letzten Skeptiker erkannten, dass so ebenfalls (technologischer)<br />
Fortschritt zu erreichen ist. Also lag der Fokus auf der Entwicklung<br />
umwelt- und menschenfreundlicher Technologien, mit denen die<br />
vielfältigen Probleme unserer Zeit lösbar waren. Dennoch reichte<br />
die Zeit nicht aus, um eine „perfekte“ Welt zu erschaffen. Hunger<br />
und Zugang zu Trinkwasser sind zum Beispiel immer noch große<br />
Probleme, da die Weltbevölkerung weiter angestiegen ist, aber wir<br />
sind auf einem guten Weg. Das liegt auch daran, dass autokratische<br />
Regime immer weiter zurückgedrängt wurden. Auslöser dafür waren<br />
die Revolutionen in den arabischen Ländern und das Auftreten<br />
großer Demokratien als „Global Player“, wie zum Beispiel Indien<br />
(als bevölkerungsreichstes Land der Welt) und Brasilien.<br />
Die Sonne ist untergegangen, langsam wird es frisch. Es gäbe<br />
noch viel, woran man denken könnte, doch wenn ich damit fertig<br />
wäre, würde wahrscheinlich schon der Morgen grauen und ich<br />
hätte eine Erkältung. Doch ich kann beruhigt schlafen gehen. Wir<br />
haben viel geschafft und insgesamt ist die Welt auf einem guten<br />
Weg. Nun ist es an meinen Kindern und Enkeln, die Welt weiter<br />
voranzubringen.<br />
<strong>2050</strong>: Viele Herausforderungen und gute Lösungen<br />
Bis <strong>2050</strong> müssen sich einige entscheidende Aspekte unserer Gesamtgesellschaft<br />
verändert haben. Es geht darum, entscheidende<br />
Impulse zu geben, um auch zukünftigen Generationen ein angenehmes<br />
Leben zu ermöglichen.<br />
Wir brauchen eine nachhaltige Wirtschaft. Die ökologischökonomische<br />
Doppelkrise bedeutet für mich eine Weiterentwicklung<br />
der Wirtschaft zu einem nachhaltigen und demokratischen<br />
Denken. Derzeit ist die Marktwirtschaft nicht in der Lage, über<br />
das tägliche Profitdenken hinaus zu denken. Um aber Wohlstand<br />
und eine intakte Umwelt zu ermöglichen, muss sich diese ändern.<br />
Wir brauchen eine gerechte Teilhabe an materiellen und ideellen<br />
Werten für alle Menschen. Das bedeutet für mich Zugang zu einer<br />
guten Gesundheitsvorsorge, Schutz vor Armut und eine umfassende<br />
Bildung.<br />
Wir brauchen eine nachhaltige und lebenswerte Umwelt. Der<br />
Klimawandel verlangt von uns eine umfassende Änderung unseres<br />
Verständnisses des Zusammenlebens mit der Natur. Ein komplettes<br />
Umsteigen auf regenerative Energie ist genauso notwendig, wie ein<br />
Schutz bedrohter Biotope.<br />
Wir brauchen eine starke und demokratische Europäische Union.<br />
Die Union ist ein historisch einzigartiges und wichtiges Projekt.<br />
PHILIP LE BUTT<br />
Student Jura<br />
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