RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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JOHANNES SMETTAN<br />
stark zurückentwickelt. PKWs sind aus dem Stadtbild nahezu verschwunden.<br />
So entstanden Chancen für die Weiterentwicklung<br />
der Städte, da viele Flächen, die als Straßen und Parkplätze genutzt<br />
wurden, umfunktioniert werden konnten. Dort finden sich heute<br />
in vielen Städten großzügige Parks. Das hat übrigens die Produktivität<br />
maßgeblich gesteigert. Und ist vor allem sehr schön.<br />
Ohne Schranken und Grenzen<br />
Eine Welt, ohne Schranken und Grenzen. Kurz und knapp. Das ist<br />
meine Vision <strong>2050</strong> - oder sollte ich doch besser sagen Utopie? Ich<br />
möchte in einer Gesellschaft leben, in der es nicht mehr nötig ist<br />
Gesetze und Regeln zu erlassen um bspw. die Umwelt zu schützen,<br />
Rassismus zu bekämpfen oder auch nur den Straßenverkehr zu ordnen.<br />
Eine Welt deren gesellschaftliche Systeme nicht durch Markt,<br />
Geld und Arbeit zusammengehalten werden. Ein Leben ohne Hierarchien.<br />
Natürlich ist der Weg weit. Natürlich wirkt er utopisch und<br />
nicht realisierbar. Vor allem nicht bis <strong>2050</strong>. Doch der erste Schritt<br />
muss getan werden. Und dieser Schritt ist für mich das kritische<br />
Hinterfragen. Ich möchte fragen, ob auch in Zukunft die Spielregeln<br />
der westlichen Aufklärung einfach in andere Länder und Kulturen<br />
getragen werden sollten. Ich will wissen, ob ein Antispeziesismus<br />
die Lösung der Ernährungsproblematik sein kann. Ich möchte<br />
wissen, ob nachhaltige „grüne“ Energie die Versorgungsproblematik<br />
lösen kann. Ich möchte wissen, ob wir nach wie vor noch in die<br />
Schulen müssen oder ob es nicht vielleicht Bildung „on demand“<br />
gibt. Jederzeit und für alle frei verfügbar durch das Internet. Wird<br />
es notwendig sein nach wie vor in der Welt herumzureisen: Sei es zu<br />
Konferenzen oder in den Urlaub? Ist die digitale Gesellschaft dann<br />
in der Lage ein Leben ohne Grenzen zu ermöglichen? Sind <strong>2050</strong><br />
Begriffe wie Fremdenhass, Leitkultur, Nationen, Atomkraft etc.<br />
nur noch Anachronismen einer vergangenen Epoche oder haben sie<br />
sich verstärkt und sind zu Triebfedern der Entwicklung geworden?<br />
Kann eine globale Weltgemeinschaft gemeinsam auftreten, um die<br />
Geißel der Menschheit des begonnenen 21. Jahrhunderts zu vertreiben?<br />
Wird Profitstreben nach wie vor eine große Rolle spielen?<br />
Ich lebe in einem Weltsystem, welches Tiere, Pflanzen, Umwelt und<br />
den Menschen gleichwertig achtet. Ein System, welches keine Unterschiede<br />
kennt und jeden Menschen in seiner eigenen Individualität<br />
schätzt. Das Wirtschaftssystem mit seinen Fetischen „Geld“<br />
und „Arbeit“ ist überwunden. Ein prosperierendes neues System,<br />
basierend auf noch zu diskutierenden Werten, hat es ersetzt. Es gibt<br />
keine politische Vertretung mehr. Stattdessen geben Expert/innenkommissionen<br />
Empfehlungen. Dann wird mit Hilfe schneller basisdemokratischer<br />
Prozesse eine Entscheidung auf der ganzen Welt<br />
getroffen. Diese Entscheidungen sind diskutierbar. Auf regionaler/<br />
lokaler Ebene gruppieren sich die Menschen in Kommunen, die<br />
nicht durch Stammbaum entstehen, sondern nach Interessen ausgerichtet<br />
sind. Diese sind durchlässig und werden immer wieder neu<br />
zusammengesetzt. Die elektrische Energie für dieses Zusammenleben<br />
wird autark hergestellt: Windkraft, Solarpanels und Erdwärme.<br />
Gleichzeitig ist der Energiehunger jedoch stark gesunken, der Peak<br />
Oil hat die Gesellschaft auf der Konsumebene Jahre zurückgeworfen,<br />
doch das ist für die Menschen kein größeres Problem. Denn<br />
das neue Wertesystem hat auch das Konsumstreben ersetzt.<br />
„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die<br />
Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“<br />
(Albert Einstein)<br />
Die Zukunft ist ein Phänomen. Wir können sie nicht fassen und<br />
trotzdem holt sie uns immer wieder ein. Wir können sie uns vorstellen,<br />
doch meistens trifft diese Vorstellung kaum zu. Wir können<br />
die Zukunft auch nicht nach unseren Wünschen bauen, da sie von<br />
zu vielen Faktoren abhängt, um sie alle zu kontrollieren.<br />
Doch nur weil wir die Zukunft nicht kontrollieren können,<br />
heißt das nicht, dass wir das Geschehen der Dinge nicht nach unseren<br />
Vorstellungen beeinflussen können. Doch die Zahl der Faktoren,<br />
die die Zukunft bestimmen ist riesig, und die Probleme, die<br />
sie hervorbringen, auch. Deswegen müssen wir als Bürger dieser<br />
Erde, wegen der uns dadurch aufgegebenen Verantwortung, jetzt<br />
anfangen zu steuern, denn es gibt viele Brände, die es zu löschen<br />
gilt.<br />
Neben diesen Fragen zeichne<br />
ich jedoch gerne auch ein<br />
Bild, wie ich mir das Leben<br />
<strong>2050</strong> erhoffe.<br />
PAUL STAIGER<br />
Schüler<br />
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