RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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(Ich erinnere mich noch, dass<br />
die genauen Einzelheiten<br />
des Modells in 2012 bekannt<br />
wurden.)<br />
„Es ist besser ein kleines<br />
Licht anzuzünden, als über<br />
die große Dunkelheit zu klagen.“<br />
(Laotse / Mt22,37ff).<br />
Das durch die Genossenschaft neu strukturierte Firmenmodell gilt<br />
heute <strong>2050</strong> noch als vorbildlich: Das Unternehmen ist hauptsächlich<br />
darauf ausgelegt, seinen Mitarbeitern den Lebensunterhalt zu<br />
sichern und darüber hinaus einen Mehrwert in die Gesellschaft zu<br />
tragen, die Welt zum Positiven hin zu entwickeln.<br />
Noch immer ist es ein Ziel Gewinne zu erwirtschaften, jedoch<br />
werden Ökologie, Innovationen, Arbeitsbedingungen, gerechte<br />
Entlohnung und Wertigkeit im gesamten Prozess, intern wie extern,<br />
immer berücksichtigt und mit priorisiert. Das Unternehmen<br />
ist so transparent, dass interne Strukturen öffentlich einsehbar und<br />
so über das Unternehmen hinaus nutzbar sind.<br />
Einige andere Firmen haben diesem Beispiel nachgeeifert und die<br />
riesigen Finanzkonzerne damit ein Stück weit an Macht einbüßen<br />
lassen. 2018 kam es zu einer erneuten Wirtschaftskrise: In vielen<br />
Ländern, auch in Deutschland, wurde daraufhin so starker Druck<br />
auf die Regierung ausgeübt, dass erste einschränkende Gesetze über<br />
weltweite Finanzspekulationen erlassen wurden.<br />
Seitdem sind Banken und Private Equity Konzerne in ihrer<br />
Vorgehensweise stark eingeschränkt. Um den Wert eines Unternehmens<br />
zu berechnen, werden die realen wirtschaftlichen Leistungen<br />
herangezogen. Träumerische Zinsversprechungen werden seit dem<br />
letzten Zusammenbruch kritisch bewertet.<br />
Ein Umdenken fand damals statt: Strategisch-wirtschaftliche Planungen<br />
unter 20 Jahren wurden als spekulativ angesehen. Mehr<br />
und mehr Firmen entschlossen sich, ihre Produktionsketten genauer<br />
zu durchdenken. Der größte Anteil an verwendeten Rohstoffen<br />
stammt heute aus recycelten Materialien. Es wird darauf geachtet,<br />
die Umwelt zu nutzen und gleichzeitig zu erneuern. Das Energieproblem,<br />
das zu Beginn des Jahrhunderts noch herrschte, ist fast<br />
vollkommen gelöst worden.<br />
Es werden schon seit längerer Zeit energieneutrale Gebäude<br />
gebaut, zudem alte nachgerüstet. Darüber hinaus gibt es Technik,<br />
die es erlaubt, den aus umweltfreundlichen Mitteln gewonnenen<br />
Strom langfristig zu speichern und über weite Strecken hinweg zu<br />
nutzen.<br />
BIOLANDWIRTSCHAFT<br />
Biolandwirtschaft – eine reale Vision<br />
In meiner Vision (betreffend auch mein Leben) für das Jahr <strong>2050</strong><br />
gibt es in Deutschland (Europa, in der ganzen Welt) nur noch biologisch<br />
wirtschaftende Landwirtschaftsbetriebe. Selbstverständlich<br />
verzichten diese auf jede Art der Gentechnik und besinnen sich auf<br />
die alten Gedanken des biologischen Landbaus (Müller, Rusch) zurück.<br />
Hierbei sollte die regionale und saisonale Vermarktung durch<br />
den Endverbraucher wieder mehr unterstützt werden. Durch optimale<br />
Fruchtfolgen und den Erhalt/ Steigerung der Bodenfruchtbarkeit<br />
können die Erträge in Größenordnungen kommen, welche<br />
das Ernährungsproblem auf der Welt beseitigen. Nicht nur die Steigerung<br />
der Erträge helfen das Ernährungsproblem zu lösen, sondern<br />
die Menschheit muss ihre Ernährungsweise umstellen (von<br />
Fleisch hin zu Getreide, Obst, Gemüse und Fisch aus Aquakulturen).<br />
Durch sein optimales Futter-Zuwachsverhältnis bietet sich<br />
Fisch als Eiweißträger der Zukunft an. Die weiteren Tierrassen, wie<br />
z.B. Rinder, Schweine und Schafe werden in extensiven Systemen<br />
gehalten (z.B. Mutterkuhherden, extensive Milchviehhaltung mit<br />
Weidegang). Auch die nachwachsenden Rohstoffe (für z.B. E10,<br />
Biogasanlagen und Kurzumtriebsplantagen zur Hackschnitzelgewinnung)<br />
können sinnvoll in die Fruchtfolge eingebunden werden<br />
und somit geht kein Boden für die Nahrungsmittelproduktion verloren<br />
und es stehen genug Flächen zur Verfügung, um auch das<br />
Erdölproblem zum Teil zu kompensieren. Weiterhin sollen auf<br />
nicht landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, welche weit entfernt<br />
von Siedlungen sind, Energieparks jeglicher Art entstehen. Für die<br />
Mobilität der landwirtschaftlichen Maschinen bietet der Elektroantrieb<br />
sicherlich die beste Lösung. Auch die Forstwirtschaft sollte<br />
nachhaltiger betrieben werden. Dies bedeutet die Umstellung aller<br />
Wälder auf Mischwälder mit Arten, welche mit den neuen Klimabedingungen<br />
zurechtkommen.<br />
Die Subventionen, wie wir sie heute kennen, gibt es nicht<br />
mehr. Die Lebensmittel kosten was sie wert sind! Agrarsubventionen<br />
werden nur noch für die Förderung alter Rassen, Naturschutz,<br />
Artenvielfalt, Bodenfruchtbarkeitserhalt und Biodiversitätsprojekte<br />
ausbezahlt. Auch sollten sich die Landwirte wieder mehr trauen<br />
mit den Naturschutzorganisationen zusammenzuarbeiten. Land-<br />
ARMIN GÜNTER<br />
Biolandwirt<br />
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