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RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011

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denn seit die Zugangsbeschränkungen an den Universitäten gefallen<br />

sind, sind die Hälfte aller deutschen Europabürger mit einer<br />

Bildungseinrichtung ihrer Umgebung verbunden, über die sie alle<br />

paar Jahre an Bildungs- und Forschungsaufenthalten und kulturellen<br />

Kooperationen in anderen Ländern teilnehmen oder Menschen<br />

von anderswo bei sich aufnehmen.<br />

Unsere Gesellschaft hat verstanden, dass die Künste und Wissenschaften<br />

zu ihrem Frieden und Glück notwendige Voraussetzung<br />

sind, daher ist das Bildungssystem gebührenfrei, regional ausgebaut<br />

und jedem Interessierten offen. Ein Beispiel für diese Umwälzung<br />

ist die Musikalisierungsrate der Gesellschaft: Wie früher viele Tagebuch<br />

führten, heimlich Gedichte oder Geschichten schrieben,<br />

sowie eigene Blogeinträge und E-Mails, so komponieren heute viele<br />

Menschen Musik für sich selbst und andere, zu Geburtstagen,<br />

Hochzeiten und Beerdigungen und führen diese in ihren Familienverbänden<br />

sogar meist selbst auf.<br />

Die verschiedenen Bildungseinrichtungen sind eng miteinander<br />

vernetzt und unterstützen die Persönlichkeitsentwicklung ihrer<br />

Bildungswilligen, indem sie sie weitersenden, wenn ihre Bedürfnisse<br />

nach neuen Ufern und Herausforderungen verlangen. Das Gesicht<br />

dieser Bildungseinrichtungen ist nicht zentralistisch, bürokratisch<br />

und managerial-autoritär zerfurcht. Stattdessen sind sie von unten<br />

organisiert, auf Bekanntschaft und Beziehungen hin strukturiert,<br />

ohne an Transparenz zu mangeln.<br />

Die Menschen organisieren sich in regionalen Versammlungen, auf<br />

denen sie ihre politischen Belange diskutieren und selbst entscheiden.<br />

Es gibt noch von diesen Versammlungen beschäftigte Bürokraten<br />

und Politiker, denn wer sich dem öffentlichen Leben mit<br />

Heißblut verschreibt, wird wertgeschätzt. Doch die Distanz zwischen<br />

professionellen und nichtprofessionellen politisch Aktiven ist<br />

geschrumpft, der Wechsel zwischen beiden Bereichen häufig.<br />

Ähnlich ihrem politischen Regionalbezug leben die Menschen<br />

auch in überschaubaren Stadtvierteln und Dorfgemeinschaften.<br />

Auch wenn die Einwohnerdichte und die Größe der Städte zugenommen<br />

hat, sind die Lebensräume anders organisiert, die Menschen<br />

leben und arbeiten in Gruppen, die sich kennen, und einsame,<br />

isolierte Wohnformen sind selten geworden.<br />

Es gibt überregionale Organisationen und mit politischer Legitimität<br />

ausgestattete Organe für die internationale Repräsentation<br />

in diesem Deutschland, doch ihre Anbindung an die regionalen<br />

Einheiten ist enger, die Bürger entscheiden direkter mit, die Macht<br />

dieser Organe, ins Innere des Landes hinein zu entscheiden, ist geringer<br />

als früher.<br />

Ähnlich ist die Wirtschaft von Bürgern und Gesetz so sehr eingehegt<br />

und eingebunden, dass Skandale der Entfremdung und Abgehobenheit,<br />

wie man sie noch um die Jahrtausendwende kannte,<br />

seltener geworden sind. Weitreichende Entscheidungen von größeren<br />

Wirtschaftsunternehmen, ebenso wie Entscheidungen überregionaler<br />

Staatsorgane werden von den Beteiligten gemäß den strikt<br />

überprüften Gesetzesvorgaben auf ihre Verträglichkeit mit den Bedürfnissen<br />

der Natur und jetziger wie zukünftiger Generationen<br />

abgestimmt.<br />

Design, Architektur und Städteplanung orientieren sich an<br />

Prinzipien, die Umweltverträglichkeit, Energieeffizienz und Vermeidung<br />

unnötigen Energieverbrauches garantieren und gleichzeitig<br />

den Menschen als soziales und kommunikatives, nach Autonomie<br />

und Verbundenheit strebendes Wesen berücksichtigen. Die<br />

Menge erworbener Gegenstände pro Person ist gesunken, Gegenstände<br />

sind langlebiger entworfen, werden eher repariert als ersetzt.<br />

Produkte, die lange Transportwege mit sich bringen, werden durch<br />

regionale Pendants ersetzt oder weniger nachgefragt, denn die Menschen<br />

entscheiden bewusster, was sie einkaufen.<br />

Die Mobilität der Menschen wird unterstützt von umweltfreundlichen,<br />

weit ausgebauten und finanzierbaren öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln. Wie die Bildung jedes Menschen kostenfrei und<br />

von der Gemeinschaft gefördert wird, so auch seine Mobilität. Nur<br />

noch wenige Menschen besitzen eigene motorisierte Bewegungsmittel,<br />

die weiterhin genutzten sind meist in der Gemeinschaft geteilt.<br />

Der Energiebedarf der heutigen Gesellschaft ist gegenüber der<br />

Jahrtausendwende stark geschrumpft. Gleichzeitig wird die Energie<br />

regional in kleinen Einheiten produziert und über intelligente<br />

Stromtransportsysteme dort verbraucht, wo sie benötigt wird. Die<br />

Energieproduktion verzichtet auf Großkraftwerke, die endliche<br />

Ressourcen verwenden, also Atom-, Öl-, Gas- und Kohlekraftwerke.<br />

Die einzigen Großproduzenten, die es noch gibt, sind Windund<br />

Solarparks. Die Häuser produzieren die geringe Wärme und<br />

Kühlung, die sie trotz der optimierten Bauweise noch benötigen,<br />

oft selbst. Der Häuserbau ist staatlich so massiv reguliert worden,<br />

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