RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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ANDREA WITTEK<br />
Absolventin Rechts- und<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
schon eine Menge erreicht. Die Siege bei den Weltmeisterschaften<br />
2014, 2018 und 2022 unter Jogi Löw waren auch sportlich eine<br />
tolle Zeit. Na ja, wir waren aber auch Idealisten damals beim Zukunftsdialog.<br />
Freue mich schon auf unser 40-jähriges Jubiläumstreffen.<br />
Ganz besonders freue ich mich auf die Jubiläumsrede durch<br />
den Bundesminister für Nachhaltigkeit und Demografie.<br />
24.03.<strong>2050</strong><br />
Ich bin 63 Jahre alt. Wie mein Leben heute, im Jahr <strong>2050</strong>, aussieht?<br />
Vormittags habe ich, wie meistens, von Zuhause aus gearbeitet und<br />
mich virtuell in die Firma eingeklinkt. Ich bin wirklich froh, dass<br />
es mittlerweile normal ist, im Homeoffice zu arbeiten. Wenn ich<br />
da an das tägliche Pendeln zur Arbeit vor 40 Jahren denke, ist das<br />
wirklich ein riesiger Fortschritt. Die virtuelle Konferenz mit meinem<br />
internationalen Team lief auch ganz gut, und endlich konnte<br />
ich meine neue Kollegin aus Indien mal „live“ sehen. Die internationale<br />
Zusammenarbeit auch bei kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen hat sich in den letzten 40 Jahren nochmals intensiviert.<br />
Heute wissen wir, dass die internationale Zusammenarbeit<br />
der Schlüssel zum Erfolg ist. Wir haben viel voneinander gelernt<br />
und lernen jeden Tag noch mehr voneinander!<br />
Und ich bin wirklich froh, dass ich auch in meinem Alter noch<br />
arbeiten kann und darf... Ich weiß gar nicht, was die Menschen in<br />
meinem Alter vor 40 Jahren gemacht haben... Rente??? Oh je, das<br />
kann ich mir gar nicht vorstellen! Ich fühle mich noch unglaublich<br />
fit und möchte noch viel von meinem angesammelten Wissen in<br />
das Unternehmen einbringen. Und dank diesen neuen Arbeitsmodellen<br />
mit Homeoffice und Jobsharing, ist das auch ganz leicht. Ich<br />
kann gerade den jüngeren Berufseinsteigern noch viel beibringen,<br />
immerhin habe ich im Laufe meines Berufslebens viele kritische<br />
Situationen erlebt, und diese Erfahrungen sollen nicht verloren gehen.<br />
Das haben auch die meisten Arbeitgeber mittlerweile verstanden,<br />
und es ist nichts Außergewöhnliches mehr, wenn auch ältere<br />
Menschen noch beratend im Unternehmen tätig sind.<br />
Mittags habe ich dann alle relevanten Ereignisse des Tages auf<br />
meinem mobilen Endgerät verfolgt. Seit die klassische Papierzei-<br />
tung vor 20 Jahren auf Grund von Umweltbedenken abgeschafft<br />
wurde, kann ich zwar morgens nicht mehr gemütlich mit einem<br />
Kaffee die „normale“ Zeitung lesen, dafür bekomme ich alle relevanten<br />
Informationen digital übermittelt. So bin ich immer über<br />
alle relevanten Entwicklungen und Ereignisse informiert und muss<br />
nicht mehr (so wie früher) jedes Wochenende mein Altpapier entsorgen.<br />
Heute habe ich auch einen interessanten Artikel gelesen:<br />
Heute wurde ein neues Museum in meiner Stadt eröffnet, in dem<br />
die Autos aus der Zeit vor 40 Jahren gezeigt werden. Ich kenne die<br />
alten Dinger ja noch, aber für die Kinder von heute ist das schon<br />
interessant: Benzinautos gibt es ja gar nicht mehr, und auch so große<br />
Fahrzeuge, die wir noch als „Limousinen“ gekannt haben, gehören<br />
schon längst der Vergangenheit an. Wenn ich aus dem Fenster<br />
sehe, sehe ich nur noch kleine Autos mit zwei Sitzen, die lautlos mit<br />
einem Elektromotor durch die Stadt fahren. Vielleicht kann man<br />
in dem Museum so ein Auto auch mal starten, damit die Kinder<br />
merken, wie sehr es früher aufgrund der Abgase in den Städten<br />
gestunken hat!<br />
Na ja, ich habe ja sowieso kein eigenes Auto mehr, sondern<br />
benutze nur das Elektroauto meiner Hausgemeinschaft. Carsharing<br />
ist ja mittlerweile was ganz Normales...<br />
Wenn ich über die letzten 40 Jahre nachdenke, dann fallen mir<br />
auch einige wichtige Meilensteine ein, dank derer sich die Welt, in<br />
der wir heute leben, um ein Vielfaches verbessert hat:<br />
• das Abschalten der Atomkraftwerke erst in Deutschland und<br />
später auch in ganz Europa;<br />
• die Einführung einer europäischen Staatsbürgerschaft;<br />
• medizinische Fortschritte: Heilung der Immunschwächekrankheit<br />
HIV, höhere Heilungschancen bei Tumoren, Herzinfarkten<br />
und Schlaganfällen;<br />
• Abschaffung der Todesstrafe.<br />
Das Jahr <strong>2050</strong> ...<br />
Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich sehr froh, dass wir in den<br />
letzten 40 Jahren die richtigen Entscheidungen getroffen haben.<br />
Die Entscheidung jedes Einzelnen war und ist immer noch wichtig.<br />
Wir haben gelernt, dass man für seine Überzeugung gerade stehen<br />
muss und dass man manchmal auf Annehmlichkeiten verzichten<br />
muss – FÜR unsere Zukunft, FÜR unsere Kinder und FÜR unsere<br />
Welt. Es war nicht immer einfach. Aber es hat sich gelohnt.<br />
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