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RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011

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Nachhaltiges Denken und Handeln, vielleicht mit einem Kontrollsystem,<br />

das nicht nur rationale, kühle Entscheidungen treffen<br />

kann, vielmehr ein System, das auch auf ethische Grundsätze achtet<br />

und diese in eine Zukunftsplanung einbezieht.<br />

Vision 2: Starke Demokratie<br />

Meine zweite Vision bezieht sich auf das Thema parlamentarische<br />

Demokratie.<br />

Bundestagswahl, Landtagswahlen und Kommunalwahlen haben<br />

alle eins gemeinsam. Die Wahlbeteiligung geht meist zurück!<br />

Dies ist meiner Meinung nach längst kein schleichender Prozess<br />

mehr, vielmehr wird er langsam aber sicher zu einem Unaufhaltsamen.<br />

Warum ist die Politikverdrossenheit, die sich einerseits durch<br />

zurückgehendes Engagement bei der ehrenamtlichen politischen<br />

Arbeit und andererseits bei dem erschreckenden Rückgang der<br />

Wahlbeteiligung zeigt, zu einem solchen „Volkssport“ geworden?<br />

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, nur ein paar möchte ich hier<br />

nennen: Für die Generationen vor uns, aber vor allem die Generation<br />

der Kriegsjahre kommt ein „Nicht-Wählen-Gehen“ sicher<br />

nicht in Frage. Denn sie wissen, wie es ist, einerseits nicht wählen<br />

gehen zu dürfen, und andererseits wie es ist, wenn extremistische<br />

Parteien, bedingt durch geringe Wahlbeteiligungen, an die Macht<br />

kommen (Sachsen-Anhalt zeigt diesbezüglich einen positiven Aspekt<br />

der Partizipation). Nein sie wissen um ihr Recht, wählen gehen<br />

zu dürfen.<br />

Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Problematik in der<br />

arabischen Welt, wo wir mit Entsetzen und Hilflosigkeit zusehen<br />

müssen, wie Rechte misshandelt werden bzw. gar nicht erst bestehen,<br />

die wir hier als Selbstverständlichkeit ansehen und sie teilweise<br />

nicht mehr wahrnehmen, kann man die Problematik erkennen.<br />

Ein weiterer Punkt, der zur Politikverdrossenheit der Bevölkerung<br />

beiträgt, ist sicherlich das negative Bild der „Politikerklasse“.<br />

Herausragende Persönlichkeiten gibt es nicht, unbeliebte Themen<br />

prägen die kurz- bis mittelfristige Politik (Haushaltskonsolidierung<br />

mit einhergehenden Einschnitten für die breite Masse der Bevölkerung)<br />

und eine mediale Berichterstattung, die keine Differenzierung<br />

mehr zwischen einzelnen Politikern (gerne nach dem Motto,<br />

„wenn einer Falsches macht, ist es nicht der Einzelne“, vielmehr ist<br />

es ein „allgemeines Phänomen der Politiker“) macht.<br />

Aber welches sind die Folgen wenn es so weitergeht?<br />

Das ist offensichtlich: Bundesregierungen, Ministerpräsidenten/innen<br />

und Bürgermeister/innen, die nur noch durch niedergeschriebene<br />

Paragraphen in den verschiedensten Verfassungen ihr Amt<br />

antreten. Denn bei einer beispielhaft prognostizierten Wahlbeteiligung<br />

von 40 % und einem Stimmenanteil für die regierende Partei<br />

von eventuell 35 % der abgegebenen Stimmen, so ist das wahre<br />

Ergebnis, dass die oder der Regierende mit einem absoluten Stimmenanteil<br />

von 14 % der Wahlberechtigten, auch über alle anderen<br />

regiert.<br />

Das ist urdemokratisch und legitim, aber ist es auch richtig?<br />

Muss sich nicht jede/r Abgeordnete und Gewählte fragen, ob er/<br />

sie wirklich berechtigt ist, Entscheidungen zu treffen. Meiner Meinung<br />

nach müsste er/sie das und für mich ist an einem solchen<br />

Punkt unsere parlamentarische Demokratie in ihren Grundfesten<br />

erschüttert.<br />

Somit gilt es, dieses Problem abzuwenden, Ideen müssen gefunden<br />

werden, damit sich junge Menschen wieder für ihren Staat interessieren<br />

und sie müssen animiert werden, aktiv ihre Gedanken mit<br />

einzubringen. Es wird wohl keine Musterlösung hierfür geben, aber<br />

wir sollten darüber reden. Auch hier sollten wir weitere Ideen finden,<br />

damit die Vision eines funktionierenden Deutschlands auch<br />

in <strong>2050</strong> noch besteht.<br />

Vision 3: Zufriedene Menschen<br />

Dies ist wohl der philosophischste Punkt, aber vielleicht auch der<br />

Spannendste.<br />

Was würden die Menschen aus dem 16. Jahrhundert zu unserer<br />

Welt von heute sagen? Wären sie überglücklich, weil sie Elektrizität<br />

hätten oder dass sie im Warmen zur Toilette gehen könnten,<br />

womöglich mit beheizter Klobrille? Vielleicht würde sie aber auch<br />

denken: „Welch ein Stress, das ganze Lernen und diese Hektik“.<br />

Oder aber auch das Problem, dass man eventuell nicht mehr gebraucht<br />

wird in dieser Gesellschaft, da man seine Stärken nicht ausspielen<br />

kann. Die Halbwertzeit von Wissen wird immer kürzer.<br />

Sicher ist, die Globalisierung und der technische Fortschritt<br />

bringen nicht nur Vorteile mit sich, und es liegt an unserer Generation,<br />

den richtigen Weg zu gehen. Einen Weg, der vor allem eins<br />

schafft: Die Menschen in einem Land müssen glücklich sein. Das<br />

Ja, vielseitig sind die Probleme,<br />

in denen das besagte<br />

Szenario wurzelt.<br />

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