RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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schen aus Bollywood, und Shanghai hat New York mittlerweile als<br />
wirtschaftliche und intellektuelle Hauptstadt der Welt abgelöst. In<br />
der Schule lernen die Kinder neben Englisch Mandarin, und viele<br />
werden später zum Studieren nach Peking, Singapur, Mumbai oder<br />
Lahore gehen.<br />
Trotz dieser Entwicklung ist China keine Demokratie westlicher<br />
Prägung. Vielmehr hat sich in dem Land eine besondere Form der<br />
wohlwollenden Autokratie ausgeprägt. Es gibt keine freien Wahlen<br />
und Politik wird vor allem innerhalb der Partei gemacht. Allerdings<br />
sichert das Regime sich seine Macht, indem es geschickt auf die<br />
Bedürfnisse der Bevölkerung reagiert und etwa online Stellungnahmen<br />
zu gegenwärtigen Gesetzesvorhaben einholt. Zudem hat<br />
sich die chinesische Regierung in Menschenrechtsfragen sehr stark<br />
geöffnet und lässt weitestgehend eine freie Presse und Meinungsbildung<br />
zu. Kritik am Regime ist erlaubt und führt teilweise gar zum<br />
Umdenken in der Politik.<br />
Vor allem hat der Westen inzwischen erkannt, dass er nicht mehr<br />
den Schlüssel für die Zukunft unseres Planeten in den Händen<br />
hält. In den ersten drei Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts hat sich<br />
die rasch wachsende, chinesische Mittelschicht vor allem an den<br />
USA und an Westeuropa orientiert. Man wollte Wohlstand „made<br />
in USA“. Umweltbelange waren dabei zweitrangig, schließlich hatte<br />
man gegenüber dem Westen noch so viel aufzuholen. Auch hatte<br />
es dort kein überzeugendes Angebot eines nachhaltigen Lebensstils<br />
gegeben, den nachzuahmen es wert gewesen wäre.<br />
Mittlerweile haben Erderwärmung und Naturkatastrophen aber<br />
derart zugenommen, dass sich vor der drohenden Apokalypse die<br />
Augen nicht mehr verschließen lassen. Wissenschaftler auf der ganzen<br />
Welt arbeiten daher, unterstützt von enormen Forschungsmitteln,<br />
an einer Lösung des Klimaproblems. So wird etwa zurzeit ein<br />
chemischer Stoff entwickelt, der für eine Kühlung der Erdatmosphäre<br />
sorgen könnte. Allerdings ist der Erfolg des Projekts höchst<br />
ungewiss. Hoffen wir, dass das Umdenken nicht zu spät kam!!<br />
<strong>2050</strong> — ein Umdenken hat stattgefunden<br />
Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, um unser Klima und<br />
unsere Ressourcen zu schonen, vor allem durch die Förderung der<br />
Forschung. Beispielsweise die Gewinnung und Speicherung von<br />
Energie sind kein Problem mehr. Wir verbrauchen auch nicht mehr<br />
so viel davon. Ebenso wurde die Kooperation über Landesgrenzen<br />
hinaus, also in Europa, immer bedeutender, um verbindliche Standards<br />
für die Länder zu definieren.<br />
Außerdem entwickelten Staat und Wirtschaft Hand in Hand<br />
ein System, um Produkte langlebiger zu gestalten und am Ende<br />
zu 100% zu recyceln und somit im Kreislauf zu behalten. Dieser<br />
Fortschritt macht sich aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen<br />
global bemerkbar.<br />
Auch unser Konsum hat sich gewandelt, denn jeder ist sich<br />
seiner Verantwortung bewusst geworden und beeinflusst durch sein<br />
Verbraucherverhalten die Märkte und den Handel. So kaufen wir<br />
vorzugsweise Produkte aus umweltverträglicher und ethischer Herstellung<br />
und achten auf die Gesunderhaltung unseres Körpers.<br />
Werte, wie das gemeinsame Miteinander und die gemeinsame<br />
Gestaltung von Staat und Gesellschaft, sind ein wichtiger Teil<br />
des Lebensstils. Statt „Ellenbogen“ dominieren Gemeinschaft und<br />
Wertschätzung. Dies spiegelt sich auch in Familie, Unternehmen<br />
und im Staat wider. Noch immer wird Leistung belohnt, doch durch<br />
unser Verhalten lassen wir andere an unserem Erfolg teilhaben.<br />
So wird unser Sozialsystem durch die Unterstützung der Mitglieder<br />
der Gesellschaft gestützt. Nicht nur finanzielle Beiträge werden<br />
erhoben, sondern auch die tatkräftige Unterstützung von allen<br />
- egal welchen Alters und welchen Milieus oder welcher Kultur -<br />
wird als Beitrag an unserer sozialen Sicherung bemessen, sozusagen<br />
wie ein „Bonus“-System. Daraus resultiert auch eine größere Akzeptanz<br />
des sozialen Engagements, da dieses System einen Anreiz<br />
bieten soll, dass jede und jeder an der Gesellschaft teilhaben und<br />
dafür auch Anerkennung erfahren kann.<br />
Auch die Teilhabe am politischen Leben wird als wesentlicher<br />
Faktor des Lebens betrachtet. Bürger/innen übernehmen Verantwortung<br />
für ihr Handeln und „mischen sich ein“ aber „mischen<br />
auch mit“. Die Übernahme von Ämtern in Politik und Gesellschaft<br />
wird gefördert, sodass jeder Erfahrungen am Dienst an der Gesellschaft<br />
erleben kann. Voraussetzung dafür ist die Bildung und die<br />
ANGELINA PLATZ<br />
Studentin<br />
Public Management<br />
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