RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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ERKAN INAK Meine Vision für <strong>2050</strong><br />
Skizzen einer Welt von morgen – Vision <strong>2050</strong><br />
Meine Vision für <strong>2050</strong>. Es sind noch 39 Jahre hin. Doch auch<br />
wenn es so lange aussieht, vergeht die Zeit dann doch schneller<br />
als man denkt. Ich bin der Auffassung, dass wir bis dahin sehr viel<br />
schaffen können!<br />
Wir leben heute im Jahre <strong>2011</strong>, dieses Jahr ist besonders, denn es<br />
ist das Jubiläum der Einwanderung: 50 Jahre Einwanderung in<br />
Deutschland.<br />
Doch reden wir leider weiterhin über Integration.<br />
Ich wünsche mir, dass dieser ganze „Integrationsprozess“ bis <strong>2050</strong><br />
endlich abgeschlossen ist. Dass es kein „wir“ und „ihr“ gibt, sondern<br />
dass wir alle in Deutschland ständig lebenden Menschen zu<br />
einem gemeinsamen „wir“ schmelzen. Denn wir brauchen gar keine<br />
Brücken, wir leben schon so lange zusammen, wir müssen nur<br />
über unsere Schatten springen.<br />
Die politische Partizipation ist sehr wichtig, daher wünsche ich<br />
mir bis <strong>2050</strong>, dass nicht nur EU-Bürger und Deutsche aktiv und<br />
passiv an der Politik teilnehmen dürfen, sondern alle in Deutschland<br />
ständig lebenden Menschen, die sich für diese Gesellschaft<br />
einsetzen. Es ist traurig, wenn ich Menschen sehe, die seit 40 Jahren<br />
hier leben, immer arbeiten, ihre Steuern gezahlt haben, letztendlich<br />
dann aber aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit gar nicht politisch<br />
mitwirken dürfen.<br />
Vielleicht hat unser Bundeskanzler oder unsere Bundeskanzlerin in<br />
<strong>2050</strong> einen Migrationshintergrund.<br />
Keine Frage, dass es auch viele aktive Jugendliche gibt, die auch<br />
schon das Recht haben, aktiv oder passiv mitwirken zu dürfen.<br />
Wenn ich auf die Teilnehmerliste unserer Konferenz schaue, sehe<br />
ich nur sehr wenige Namen mit Migrationshintergrund. Für mich<br />
spiegelt das nicht unsere Gesellschaft wider, deswegen wünsche ich<br />
mir, dass bei der nächsten Konferenz mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
nominiert werden, damit auch deren Ansichten<br />
vertreten werden können und die Gesellschaft widergespiegelt werden<br />
kann.<br />
Heute im Jahre <strong>2050</strong> leben wir in einer pluralistischen Gesellschaft,<br />
in der trotz unterschiedlichster Lebensentwürfe ein gesamtgesellschaftlicher<br />
Konsens darüber herrscht, die Grundsätze der Nachhaltigkeit<br />
im eigenen Leben zu verwirklichen. Eine Ethik der Nachhaltigkeit<br />
findet allgemein Ankerkennung und dient uns als normative<br />
Grundlage gesellschaftlicher Werteorientierung. Eines der zentralen<br />
Gebote lautet Genügsamkeit. Eine wichtige Frage, die sich ein<br />
jeder von uns in diesem Zusammenhang zu stellen hat, lautet: Was<br />
brauche ich wirklich um ein sinnerfülltes und glückliches Leben zu<br />
führen? Viele Menschen haben sich in den vergangenen Jahren darauf<br />
besonnen, ihr eigenes Wohlergehen in Einklang mit dem ihrer<br />
Mitmenschen und der Natur zu bringen. Wohlsein im Augenblick<br />
des gelebten Lebens ist für viele von uns wichtiger geworden als<br />
die Mehrung materiellen Wohlstands. Außerdem sichert ein Bedingungsloses<br />
Grundeinkommen die Existenz eines jeden Bürgers auf<br />
einem lebenswerten Niveau. (Jedes zusätzlich erwirtschaftete berufliche<br />
Einkommen ist frei verfügbares Vermögen.) Arbeit hat damit<br />
ihre primäre existenzsichernde Funktion verloren und ist zu einer<br />
sinnstiftenden Lebensaufgabe geworden – ein jeder hat die Freiheit,<br />
das zu tun, was er selbst für nötig und für richtig hält. Viele Menschen<br />
nehmen diese Chance zur Selbstentfaltung wahr, besinnen<br />
sich auf ihre Talente und Potenziale und verbinden ihr Tätigsein<br />
mit der Frage, wie sie sich mit ihrem Wissen und Können in ein<br />
gelingendes wirtschaftliches und gesellschaftliches Zusammenleben<br />
einbringen können. Insbesondere die gesellschaftliche Mitgestaltung<br />
ist für uns Bürger längst zu Selbstverständlichkeit geworden,<br />
ein jeder von uns trägt mit seinem persönlichen Engagement zu<br />
einem starken Gemeinwesen bei. Wir leben in einer bürgernahen<br />
Demokratie, in der die Teilhabe eines jeden Bürgers an politischen<br />
Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen durch eine Vielzahl<br />
von Beteiligungsverfahren gefördert und gesichert wird. Vor allem<br />
auf lokaler Ebene beteiligen sich viele Bürger aktiv an der Gestaltung<br />
politischer Prozesse.<br />
Unsere gelebte Kultur der Inklusion garantiert, dass jeder Mensch<br />
in seiner Individualität und Ethnizität von der Gesellschaft akzeptiert<br />
wird und im vollen Umfang an ihr teilhaben kann. Menschen,<br />
denen dahingehend Unrecht widerfährt, können auf schnelle und<br />
LUKAS JAEGER<br />
Student Management<br />
Sozialer Innovationen<br />
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