RNE_Visionen_2050_Band_2_texte_Nr_38_Juni_2011
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unbürokratische rechtliche Hilfe vertrauen. Kulturelle Vielfalt prägt<br />
das gesellschaftliche Zusammenleben, allerorts laden multikulturelle<br />
Begegnungsstätten und Bürgerhäuser zum aktiven interkulturellen<br />
Austausch und zu gesellschaftlichem Miteinander ein. Unser<br />
offenes und kostenloses Bildungssystem garantiert zudem chancengleiche<br />
Bildungszugänge für jeden. Wir haben längst begriffen,<br />
dem Menschen ist das Lernen eigen, man braucht es ihm nicht<br />
durch Leistung aufzwingen. Das Resultat dieser Erkenntnis lässt<br />
sich wunderbar in unseren generationsübergreifenden Bildungszentren<br />
beobachten. Kitas und Gesamtschulen sind heute Orte des<br />
selbstbestimmten und lebendigen Lernens. Bildungsinhalte und<br />
Lernziel werden gemeinsam mit den Heranwachsenden erarbeitet.<br />
Ein jeder hat das Recht auf individuelle Lernwege, die dem eigenen<br />
Entwicklungstempo entsprechen. Eine gelebte Alltagsdemokratie<br />
ermöglicht Kindern und Jugendlichen eine Vielzahl von Beteiligungschancen,<br />
somit werden gesellschaftliche Teilhabe und soziale<br />
Verantwortung schon früh erlernt.<br />
Dem Wachstumsparadigma der vergangenen Jahrzehnte,<br />
das immerwährenden technischen Fortschritt und ökonomisches<br />
Wachstum propagierte, um Wohlstand zu mehren, steht heute<br />
eine nachhaltige Wirtschaftsweise gegenüber, die neben Effizienzebenso<br />
Suffizienzziele verfolgt. Über den Verkauf von Emissionsund<br />
Naturverbrauchsrechten wurden in den vergangen Jahrzehnten<br />
die notwendigen markwirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
und Anreizsysteme für ein nachhaltiges Wirtschaften geschaffen.<br />
Seither sind Unternehmen stark darum bemüht emissionsneutral<br />
und ressourcenschonend zu produzieren.<br />
Unsere Ökonomie des späten 21. Jahrhunderts ist eingebunden<br />
in ein Referenzsystem, das die marktwirtschaftliche Logik der<br />
reinen Nutzen- und Gewinnmaximierung durchbricht und neben<br />
dem Finanzgewinn, als Kriterium für unternehmerischen Erfolg,<br />
ökologische und soziale Wertschöpfung als Ziel unternehmerischen<br />
Handelns implementiert. Seit einigen Jahren wird jedes Unternehmen<br />
im Sinne einer Gemeinwohlbilanz auf seine ökologische Verträglichkeit,<br />
seine sozialen Standards und sein gesellschaftliches Engagement<br />
hin überprüft. Kapitalanleger und Investoren legen heute<br />
großen Wert auf einen möglichst hohen ökologischen und sozialen<br />
Marktwert eines Unternehmens, insbesondere börsennotierte Unternehmen<br />
bemühen sich daher um eine hohe Gemeinwohlbilanzierung.<br />
Seit der Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens<br />
wurden unzählige Social Businesses gegründet, mit dem Ziel<br />
soziale/ gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen zu lösen.<br />
Statt Gewinnmaximierung streben sie einen möglichst hohen<br />
Social Value an. Mögliche Gewinne werden daher in den Gründungszweck<br />
des Social Business reinvestiert. Finanzierungsquelle<br />
sind in der Regel Investoren, die mit ihrem Kapital eine soziale<br />
Rendite erzielen wollen, sie erhalten nämlich keinerlei Dividende<br />
für ihre Einlagen.<br />
Aufgrund der immer knapper gewordenen natürlichen Ressourcen<br />
haben wir begonnen diverse Gebrauchsgegenstände des<br />
täglichen Lebens als Gemeingüter miteinander zu teilen. Außerdem<br />
kaufen wir als kritische und bewusste Konsumenten weitestgehend<br />
ökologische und fair-gehandelte Produkte. Die meisten von<br />
uns legen sehr viel Wert auf langlebige und qualitativ hochwertige<br />
Produkte. Regionalität und Saisonalität stehen hoch im Kurs – wir<br />
haben erkannt, wie wichtig die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe<br />
ist, um eine nachhaltige Wirtschaftsweise voranzutreiben.<br />
Unsere Lebensmittel kommen daher meist aus der umliegenden<br />
Region, sind zu 100% biologisch und werden absolut ressourcenund<br />
umweltschonend produziert. Ein weiteres Beispiel wäre unsere<br />
Energieversorgung, die ausschließlich auf regenerativen Energiequellen<br />
basiert und in weiten Teilen unseres Landes regional und<br />
dezentral organisiert wird. Nachhaltige Mobilitätskonzepte setzen<br />
auf öffentliche Verkehrsmittel und ein gut ausgebautes Schienennetz.<br />
Das Reisen mit der Bahn ist für uns zur Selbstverständlichkeit<br />
geworden, ebenso wie das Fahrrad, mit dem wir uns vor allem in<br />
Städten fortbewegen. Es ist in den vergangen Jahren zum Symbol<br />
eines nachhaltigen urbanen Lifestyles geworden. Das Auto hingegen<br />
ist in den Städten praktisch von der Bildfläche verschwunden<br />
und mit ihm die unzähligen Parkplätze – an ihrer Stelle befinden<br />
sich nun urbane Gemeinschaftsgärten und Grünanlagen. Wer dann<br />
doch einmal ein Auto benötigt, geht zur nächsten E-Carsharing-<br />
Station und leiht sich dort eins aus.<br />
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