Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...
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Koedukation heute<br />
Mädchenbildung und Koedukation<br />
"Doch Wünsche und Forderungen, die nicht <strong>zur</strong> Zeit ihrer<br />
Entstehung sondern erst viel später eingelöst werden, bringen meist<br />
etwas sehr anders als das ursprünglich Erstrebte hervor.<br />
Koedukation, so scheint es, ist erst zu dem Zeitpunkt und (schrittweise)<br />
eben in jeweils dem Ausmaß durchsetzbar geworden, wie die<br />
psychologische Polarisierung der Geschlechter die Mädchen und Jungen<br />
gegen eine wirkliche Angleichung immun gemacht hatte:<br />
sie konnten nunmehr nebeneinander sitzen und den gleichen <strong>Unterricht</strong> erfahren,<br />
ohne dass sie dasselbe lernten." 19<br />
Mit der Forderung nach Koedukation war die Hoffnung verbunden,<br />
- dass durch den gemeinsamen <strong>Unterricht</strong> von Mädchen und Buben die Geschlechterrollenklischees<br />
vermindert würden und ein gleichberechtigter, herrschaftsfreier Umgang zwischen den Geschlechtern<br />
entsteht,<br />
- dass es zu einer weitergehenden Öffnung der traditionell männlichen Bildungseinrichtungen <strong>für</strong> Frauen<br />
kommt (waren an die Öffnung traditionell weiblicher Bildungseinrichtungen <strong>für</strong> Männer ebenfalls<br />
Hoffnungen geknüpft?)<br />
- und dass in Folge die geschlechtsspezifische Aufteilung des Arbeitsmarktes überwunden werden kann<br />
und Frauen ein größeres Maß an Einfluss und Teilhabe an Macht erhalten.<br />
Diese Hoffnungen konnten trotz der nun fast 30 Jahre währenden Koedukationspraxis nicht eingelöst werden.<br />
a) Formale <strong>Gleichstellung</strong> und ihre (Nicht-)Auswirkungen<br />
Die formale <strong>Gleichstellung</strong> von Mädchen und Buben führte nicht dazu, dass die traditionellerweise<br />
geschlechtsspezifischen Ausbildungsgänge im berufsbildenden Bereich in stärkerem Maß durchmischt wurden.<br />
Zwar beträgt der Anteil der Mädchen bei den Maturanten und Maturantinnen mittlerweile 57,4%, je stärker aber<br />
der Schultyp in Richtung Berufsausbildung tendiert, desto deutlicher zeigt sich eine Geschlechtertrennung.<br />
19<br />
Hageman-White 1988, S. 41<br />
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