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Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...

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Interaktions- und Kommunikationsstrukturen<br />

Im Rahmen des <strong>Unterricht</strong>sprinzips "<strong>Erziehung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Gleichstellung</strong> von Frauen und Männern" sollen die<br />

Schüler/innen und Lehrer/innen befähigt werden, die Dimension Geschlecht in den vielfältigen, scheinbar<br />

neutralen Lern- und Kommunikationsprozessen wahrzunehmen.<br />

Gerade bei Kommunikations- und Interaktionsprozessen spielt das Geschlecht der beteiligten Personen eine<br />

bedeutende Rolle. Für Erwachsene scheint in unserer Kultur das Geschlecht die erste und wichtigste Information<br />

zu sein, die auch bei flüchtiger Interaktion wahrgenommen und gemerkt wird. Fehlt die Information darüber, so<br />

wird das Geschlecht vermutet oder unterstellt, um eine Interaktion überhaupt zu ermöglichen. Selbst bei<br />

Neugeborenen werden unterschiedliche Eigenschaften wahrgenommen, je nachdem, ob sie als weiblich oder<br />

männlich identifiziert werden (vgl. Hageman-White 1984, S. 50).<br />

Interaktionsforschung 53<br />

Empirische Untersuchungen belegen, dass im <strong>Unterricht</strong> nach Geschlecht differenziert unterrichtet wird - dies<br />

jedoch (im Normalfall) nicht wahrgenommen wird:<br />

Eine der "klassischen" und vielzitierten Untersuchungen, die die Aufmerksamkeitsverteilung der Lehrpersonen<br />

quantitativ erfasste, ist von Dale Spender:<br />

"Oft ist es Lehrerinnen und Lehrern noch nicht einmal bewusst, wie sie ihre <strong>Unterricht</strong>szeit<br />

verwenden. Wenn sie befragt werden, ob sie Mädchen oder Jungen bevorzugen,<br />

protestieren sie in der Regel heftig und behaupten mit Überzeugung, dass sie keinerlei<br />

Unterschied zwischen den Geschlechtern machen und alle Schüler gleich behandeln. Aber<br />

wenn ihre nächste Stunde auf Band aufgenommen wird, stellt sich oft heraus, dass sie über<br />

zwei Drittel ihrer Zeit auf die Jungen verwandt haben, die manchmal weniger als die Hälfte<br />

der Klasse ausmachen" (Spender 1986, S. 72).<br />

Seit dieser Feststellung sind über 15 Jahre vergangen. Aber auch neuere Studien belegen, dass das 2/3-Gesetz<br />

nach wie vor gültig ist. Wiltrud Thies und Charlotte Röhner (2000) fassen in der Teilstudie "Der Einfluss des<br />

Geschlechts auf die unterrichtliche Interaktion am Beispiel des Deutschunterrichts eines Lehrers und einer<br />

Lehrerin im Jahrgang 7" ihre Beobachtungen wie folgt zusammen:<br />

53<br />

Interaktionen definieren Enders-Dragässer und Fuchs als "prozesshafte und wechselseitige Handlungen zwischen<br />

Personen, über die einerseits der Inhalts- und andererseits der Beziehungsaspekt zum Ausdruck kommt" (Enders-<br />

Dragässer, Fuchs 1989, S. 50).<br />

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