Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...
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Schule als "gendered institution"<br />
Die Thematisierung von Geschlechterverhältnissen ist <strong>für</strong> alle Beteiligten eine große Herausforderung. Viele<br />
Lehrkräfte haben ihre berufliche Qualifikation erworben, ohne in ihrer Ausbildung mit Geschlechterthemen<br />
konfrontiert worden zu sein. Geschlechtssensible Pädagogik und ein Gender-Wissen gehören jedoch <strong>zur</strong><br />
Professionalität des Lehrberufs. Die Auseinandersetzung mit Geschlecht schließt die eigene Person immer mit<br />
ein, wirft auch die Frage auf: "Wie lebe ich als Frau? Wie lebe ich als Mann?" und ist mit Macht- und<br />
Einflussfragen verknüpft. Hier gilt es besonders, Widerstände, Abwehrhaltungen und Verunsicherungen ernst zu<br />
nehmen.<br />
Sachinformationen – in Form von geschlechtsspezifisch ausgewerteten Statistiken <strong>zur</strong> Schul- und Studienwahl,<br />
zum Erwerbsarbeitsmarkt, durch Präsentation von Forschungsergebnissen aus der schulischen und allgemeinen<br />
Gender-Forschung – können hier Sicherheit bieten. Die Beschäftigung mit Geschlechterthemen muss am<br />
professionellen Auftrag und an der Kompetenz von Lehrpersonen und Schulverantwortlichen ansetzen. Die<br />
Widerstände zu achten bedeutet, die persönliche Integrität der Einzelnen zu wahren.<br />
Exkurs: Organisationsanalyse: Die Institution Schule – eine "bewusstlose" Organisation?<br />
Damit engagierte Lehrpersonen nicht länger Einzelkämpfer/innen gegen die Windmühlen der Institution bleiben,<br />
ist die systemische Schulentwicklung wichtig. Dazu ist zu fragen: Wie ist denn die Organisation beschaffen, die<br />
hier 'entwickelt' werden soll? Welches sind die Kennzeichen der Institution Schule?<br />
Die eigentliche Aufgabe von Schule ist die Vermittlung von Wissen. Als Organisation von Fachexpertinnen/<br />
Fachexperten ist ihr Wertesystem an der fachlichen Kompetenz orientiert, entsprechend sind auch die<br />
Kommunikationsstrukturen entwickelt: das Fachliche steht im Vordergrund, kooperatives Arbeiten wird wenig<br />
gefördert, Informationen werden eher informell weitergegeben. Sowohl die schulischen Zeitstrukturen als auch<br />
die Struktur des Arbeitsplatzes sind <strong>für</strong> die Vernetzung von Wissen wenig förderlich. "Alles was nicht mit der<br />
Erfüllung der Aufgabe als Fachexperte zu tun hat, wird als Störung betrachtet. Das Organisationsbewusstsein<br />
des Expertenbetriebes ist nicht entwickelt. Die Organisation wird als etwas Äußeres gesehen, das dazu da ist,<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die inhaltliche Arbeit bereitzustellen. Da die Bedeutung der Organisation und ihrer<br />
Strukturen in den Hintergrund gestellt wird, richtet sich die Aufmerksamkeit auf Personen. Man denkt in<br />
Personen. Auch im Umgang mit Fehlern, Krisensituationen und Kritik treten Personalisierungstendenzen auf.<br />
Zuerst wird immer nach den schuldigen Personen gesucht. (...) Eine solche Personalisierung organisationaler<br />
Handlungen wirkt somit systemstabilisierend und abwehrend auf Struktur- und Kulturveränderungen" (Cortolezis-<br />
Schlager/ Kogelbauer 1999, S. 38 f.).<br />
Projektorganisation wird oft als neues Element in die Schule eingeführt, das in bestehende Beziehungsgefüge<br />
eingreift; es finden Differenzierungen statt, die mit einer Hierarchisierung eines sonst unstrukturierten Lehrkörpers<br />
von offiziell hierarchisch Gleichrangigen einhergehen.<br />
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