Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...
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Wege <strong>zur</strong> genderbewussten Pädagogik<br />
Geschlechtssensible Pädagogik – Theorie und Praxis<br />
Wenn wir geschlechtssensible Sozialisationsprozesse als Lernprozesse verstehen, als Prozesse von Darstellung<br />
und Anerkennung, können wir uns drei Hauptfragen stellen:<br />
1. Wie lernen Mädchen, Mädchen zu werden – und was lernen sie dabei? Wie lernen Buben, Buben<br />
zu werden, und was lernen sie dabei?<br />
2. Welche Vorstellungen und Erwartungen haben wir erwachsene Frauen und Männer in Bezug auf<br />
Weiblichkeit und Männlichkeit? Welche Beiträge liefern wir selbst dazu, dass geschlechtsspezifische<br />
Erwartungen und geschlechterkulturelle Normen weiterbestehen?<br />
3. Wie und was können wir – ausgehend von den unterschiedlichen erworbenen Ausgangsbedingungen,<br />
mit denen Schülerinnen und Schüler bereits in die Schule eintreten – dazu beitragen,<br />
Mädchen und Burschen dabei zu unterstützen, eine breite Palette von Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />
Emotionen und Verhaltensweisen zu leben, die nicht von Geschlechterrollenklischees beschränkt<br />
sind? Wobei wir uns auch die Frage stellen müssen: "Gefällt mir das, was ich bekomme?" (z.B.<br />
widerständige Mädchen oder unsichere Buben).<br />
Wenn der größte Unterschied zwischen Mädchen und Buben darin liegt, wie wir mit ihnen umgehen (Mackoff<br />
1998) – wie können wir uns selbst dieser unterschiedlichen Behandlung bewusst werden? Dazu gilt es wiederum<br />
drei Ebenen zu berücksichtigen:<br />
1. das Wissen um die Befunde der geschlechtsspezifischen Sozialisationsforschung, die Ergebnisse<br />
der koedukationskritischen Forschung bzw. von gender-Studien;<br />
2. die Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung von geschlechtsspezifischem Verhalten, auch bei<br />
mir selbst;<br />
3. dann erst die Veränderung im Handeln.<br />
Vor jeder Veränderung, sei es der eigenen Person, sei es im Umgang mit Mädchen und Burschen, liegt also das<br />
Verstehen, vor dem Verstehen liegt die Wahrnehmung dessen, was ist, und die Wahrnehmung wiederum wird<br />
geschult durch das theoretische Wissen um doing-gender-Prozesse ("was ich nicht weiß, das sehe ich nicht").<br />
Wirksames Handeln braucht als Voraussetzung Motivation, das heißt die persönliche Auseinandersetzung, die<br />
Reflexion der eigenen Sozialisation und der eigenen Position.<br />
Angewandte geschlechtssensible Pädagogik ermöglicht neue Formen des Lernens, neue Lernprozesse.<br />
Lernprozesse werden u.a. dann verhindert, wenn vorgefertigte Verhaltensweisen unreflektiert übertragen werden,<br />
nicht durchbrochen werden können und einer Auseinandersetzung mit 'Neuem' entgegenstehen.<br />
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