Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...
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Berufsorientierung & Lebensplanung<br />
"Berufsorientierung (...) ist ein Prozess, der sowohl durch die Geschlechterverhältnisse und<br />
die widersprüchlichen Anforderungen, Möglichkeiten und Gefährdungen der Berufs- und<br />
Arbeitswelt bestimmt ist als auch dadurch, wie die Jugendlichen die vorgefundene<br />
Wirklichkeit wahrnehmen oder interpretieren, ob sie nur die Möglichkeit sehen, sich ihr<br />
anzupassen oder auch die Chance, auf die Arbeits- und Berufswelt im Sinne ihrer<br />
Interessen und Wünsche gestaltend Einfluss zu nehmen." 93<br />
Trotz Einführung der Koedukation und formal-rechtliche Angleichungen im Schul- und Ausbildungswesen kam es<br />
in den 70er- und 80-er-Jahren nicht zu einer deutlichen Verringerung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung<br />
94<br />
. Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung meint dabei zweierlei: einerseits die gesellschaftliche Aufteilung<br />
von unbezahlter Haus- und Reproduktionsarbeit versus bezahlter Erwerbsarbeit und andererseits den<br />
geschlechtsspezifisch segmentierten Arbeitsmarkt.<br />
Der geschlechtsspezifisch segmentierte Arbeitsmarkt<br />
Frauen sind in bestimmten Bereichen des Arbeitsmarktes mehr vertreten (z.B. im Dienstleistungsbereich, der<br />
Textilverarbeitung, dem pädagogischen Bereich - so lange die Kinder klein sind,...), in anderen Bereichen<br />
dagegen kaum (z.B. in technischen Bereichen). Der Arbeitsmarkt ist aber nicht nur nach Arbeitsfeldern<br />
geschlechtsspezifisch aufgeteilt, sondern auch innerhalb der einzelnen Arbeitsfelder zeigen sich je nach Machtund<br />
Einflusspositionen Unterschiede: Frauen sind in leitenden (und damit auch besser bezahlten) Positionen<br />
seltener anzutreffen. Dies gilt in der Privatindustrie ebenso wie im öffentlichen Bereich. So verwundert es nicht,<br />
dass das mittlere Nettoeinkommen unselbstständig beschäftigter Frauen 2000 nur 62,3% jenes der Männer<br />
betrug. 95<br />
In den drei beliebtesten Berufen der weiblichen Lehrlinge (Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau oder Friseurin)<br />
absolvieren etwa 47% der Mädchen ihre Lehre, während die beliebtesten "Männerberufe" (Tischler, KFZ-<br />
Mechaniker, Elektroinstallateur) nur von 22% der männlichen Lehrlinge gewählt werden 96<br />
.<br />
93 Lemmermöhle-Thüsing 1994, S. 61<br />
94 Zwar gibt es eine deutlich höhere Bildungsbeteiligung von Mädchen/Frauen (waren 1971 erst 44,7% der Maturierenden<br />
Frauen, so sind es 2001 bereits 56,8%, die Neuzugänge an den Universitäten veränderten sich von 34,8% Frauen im<br />
Jahr 1971 zu 53,6% im Jahr 2001), aber sowohl die Schultypen- als auch die Studienwahl fällt nach wie vor sehr<br />
traditionell aus. [Quelle: Statistisches Taschenbuch 2002, S. 10]<br />
95 Lt. Statistik Austria (Hg.): Statistisches Jahrbuch. Wien 2003, Kap. 9.05 betrug das arithmetische Mittel beim<br />
Nettojahreseinkommen der Männer 20.281€, jenes der Frauen 12.636€<br />
96 vgl. BMBWK, BMSG, BMWA und AMS Österreich 2002, S. 8<br />
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