Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...
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) Auswirkungen der Koedukation<br />
Mädchenbildung und Koedukation<br />
Wie schon erwähnt, bemühte sich die traditionelle Schulforschung kaum darum, die Auswirkungen der<br />
Koedukation auf Mädchen und Buben zu erfassen, sie konnte es auch gar nicht, zeichnet sie sich doch<br />
weitgehend durch das Fehlen der Kategorie Geschlecht aus. Erst die feministische Schulforschung zeigte auf,<br />
wie trotz formaler Gleichheit faktische Ungleichheit praktiziert wird und brachte damit die Koedukationsdebatte<br />
wieder in Gang.<br />
Koedukation bedeutet de facto nicht das gleichberechtigte Nebeneinander von Schülerinnen und Schülern, sie<br />
dient vielmehr der Einübung in die Geschlechterhierarchie und verstärkt rollentypische Verhaltensweisen und<br />
Eigenschaften - so die feministische Kritik.<br />
Buben dominieren das <strong>Unterricht</strong>sgeschehen. "Sie bestimmen die Themen, die Zeiteinteilung, die Methodik<br />
und fordern die volle Aufmerksamkeit von LehrerInnen. Durch ihr Verhalten bewirken sie, dass sie bevorzugt<br />
behandelt werden. Wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, werden sie aggressiv, 'lassen's drauf ankommen',<br />
testen LehrerInnen, 'wie weit sie gehen können', und greifen auch schon mal in die Trickkiste männlicher<br />
Anmache" (Leitgeb 1991, S. 64).<br />
Da Stoffvermittlung immer auch ein Problem der Motivation und der Herstellung/ Erhaltung eines Mindestmaßes<br />
an Disziplin ist und Buben eher <strong>für</strong> Störungen des <strong>Unterricht</strong>s als verantwortlich gesehen werden (und<br />
auch sind), ist es nicht verwunderlich, wenn die Auswahl der Themengebiete und die Art der Vermittlung eher an<br />
den Interessen bzw. Bedürfnissen der Buben orientiert sind, als an denen der Mädchen. Schülerinnen können<br />
nicht in gleichem Ausmaß wie Schüler an ihren Erfahrungen und Wertvorstellungen anknüpfen.<br />
Die Ergebnisse der Interaktionsforschung 21 zeigten, dass<br />
Mädchen<br />
- weniger Aufmerksamkeit und Kritik erhalten,<br />
- weniger oft Interaktionen mit der Lehrkraft haben,<br />
- oft als sog. "Hilfslehrerinnen" eingesetzt werden, z.B. wenn schlimme Buben zwischen Mädchen gesetzt<br />
werden 22<br />
,<br />
- mehr <strong>für</strong> Versagen als <strong>für</strong> Stören kritisiert werden,<br />
- eher <strong>für</strong> Fleiß und <strong>für</strong> Sauberkeit gelobt werden.<br />
21<br />
Vgl. auch das Kapitel "Interaktions- und Kommunikationsstrukturen"<br />
22<br />
d.h. auch, dass die sozialen Fähigkeiten der Mädchen funktionalisiert werden, indem sie als Aufpasserinnen eingesetzt<br />
werden und damit die <strong>Unterricht</strong>sarbeit der Lehrkraft entlasten<br />
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