Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...
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Geschlechtssensible Pädagogik<br />
Geschlechtssensible Pädagogik<br />
Theorie und Praxis<br />
Geschlechtssensible Pädagogik geht davon aus, dass Mädchen und Buben bereits mit sozialisationsbedingt<br />
unterschiedlichen Erfahrungen, Interessen, Stärken und Schwächen in die Schule eintreten und dort unterschiedliche<br />
Erfahrungswelten vorfinden. Geschlechtssensible Pädagogik ist keine neue Methode, bietet keine Patentrezepte<br />
und kann auch nicht das Setzen einer Maßnahme bedeuten, um damit grundlegende Änderungen zu<br />
erwarten. "Didaktische Theorien können (...) keine unmittelbaren handlungspraktisch anwendbaren Regeln hervorbringen,<br />
sie geben keine Handlungsanweisungen <strong>für</strong> die Praxis, denen die Lehrenden nach dem Prinzip 'man<br />
nehme' folgen können. Sie vermitteln vielmehr Reflexionswissen, begründete Hinweise auf die Momente,<br />
Bedingungen, Probleme, die bei der Planung von <strong>Unterricht</strong> berücksichtigt werden sollten" (Lemmermöhle 1995,<br />
S. 284).<br />
Geschlechtssensible Pädagogik ist Teil der alltäglichen Beziehung zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen wie<br />
Schülern. Sie drückt eine persönliche Haltung aus, die davon ausgeht, dass menschliches Handeln, Denken, Tun<br />
geschlechtsspezifisch geprägt ist. Diesen Umstand zu reflektieren, bedeutet geschlechtssensibel zu sein.<br />
In der pädagogischen Theorie und Praxis haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten unterschiedliche Fachbegriffe<br />
herausgebildet: es wird von geschlechterbewusster, geschlechtssensibler, gendergerechter, reflektierter<br />
Koedukation bzw. Pädagogik gesprochen. In dieser Broschüre werden diese Termini synonym verwendet; ihnen<br />
liegt die Zielvorstellung zugrunde, dass Mädchen und Buben Identitäten entwickeln können, die nicht durch<br />
geschlechtsstereotype Vorstellungen eingeschränkt werden und ein gleichberechtigtes Zusammenleben<br />
ermöglichen. Geschlechtssensible Pädagogik nimmt geschlechtsspezifische Prozesse in der Schule wahr und<br />
versucht zu verhindern, dass aus Differenzen Benachteiligungen und (Macht-)Hierarchien werden. Die deutschen<br />
Schulforscherinnen Hannelore Faulstich-Wieland und Marianne Horstkemper prägten den Begriff der reflexiven<br />
Koedukation: "Reflexive Koedukation heißt <strong>für</strong> uns, dass wir alle pädagogischen Gestaltungen daraufhin<br />
durchleuchten wollen, ob sie die bestehenden Geschlechterverhältnisse eher stabilisieren, oder ob sie eine<br />
kritische Auseinandersetzung und damit Veränderung fördern" (Faulstich-Wieland, Horstkemper 1996, S. 583). 25<br />
25<br />
Vgl. dazu die Definition von GenderMainstreaming: "Gender Mainstreaming" heißt, soziale Ungleichheiten zwischen<br />
Frauen und Männern in allen Bereichen und bei allen Planungs- und Entscheidungsschritten immer bewusst wahrzunehmen<br />
und zu berücksichtigen. Alle Vorhaben werden so gestaltet, dass sie auch einen Beitrag <strong>zur</strong> Förderung der<br />
<strong>Gleichstellung</strong> von Frauen und Männern leisten. Bei allen Planungs- und Entscheidungsschritten werden die Fragen<br />
gestellt: Wie sieht in dem betreffenden Bereich das Geschlechterverhältnis aus? Wie wirkt sich das geplante Vorhaben<br />
auf die Situation von Frauen und Männern aus? Wie kann ein Beitrag <strong>zur</strong> Förderung der <strong>Gleichstellung</strong> geleistet<br />
werden? aus: http://www.gem.or.at/<br />
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