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Erziehung zur Gleichstellung - Bundesministerium für Unterricht ...

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Gewalt gegen Mädchen in der Schule<br />

Gewalt<br />

Monika Barz untersuchte, was Buben und Mädchen während des <strong>Unterricht</strong>s durch den Kopf geht. Dabei stellte<br />

sie fest, dass mehr als ein Viertel aller Mädchenaussagen über Buben davon handelt, dass Mädchen von Buben<br />

geschlagen, körperlich beeinträchtigt oder sexuell genötigt werden. Nimmt man <strong>zur</strong> körperlichen Gewalt noch<br />

jene Aussagen über das "Geärgert werden" hinzu, so bezog sich ca. die Hälfte der Mädchenaussagen darauf,<br />

dass sie von Buben schlecht behandelt werden. D.h. die Auseinandersetzung mit Dominanzverhalten und Gewalt<br />

von Buben beschäftigt Mädchen in der Schule in einem hohen Maß (vgl. Barz 1990, S. 92-119) !<br />

Hier einige Beispiele der Mädchenaussagen:<br />

"In der Pause kommen die Buben manchmal mit solchen Lineals und schlagen einem auf den<br />

Hintern drauf."<br />

"Die Jungen sind blöd, die schlagen einen dauernd und werfen einen in den Papierkorb und<br />

ins Bubenklo. Die klopfen uns halt. Das macht denen Spaß."<br />

"Oh je, in der 5. Klasse war's noch viel schlimmer. Da hab ich immer die Gosch voll gekriegt.<br />

Da ja der Andreas hat alleweil gesagt 'Du bist jetzt meine Freundin, du gehst jetzt mit' und<br />

so... Das war ganz saumäßig."<br />

"(...) Dann hat Antonio die Claudia gepackt und hat ihr einen Backenkuss gegeben. Aber die<br />

wollte gar nicht. Dann hat er die Daniela mit ins Bubenklo genommen. Was dann war, weiß<br />

ich nicht. Ich war ja nicht drin. Sie hat immer gesagt, sie sollen aufhören. Dann haben die<br />

Buben aber trotzdem weitergemacht."<br />

"Da zerren also die Kerle die Mädchen ins Bubenklo und umgekehrt, rasen den Mädchen<br />

auf's Mädchenklo nach... Da finden dann immer so Schlägereien statt... Da werden dann<br />

einzelne Mädchen festgehalten, von ein paar Buben festgehalten und dann wieder zu<br />

anderen Kerlen hingeführt... Da haben sie dann anscheinend immer verschiedene hingelegt<br />

und andere draufgelegt - also auch gezwungen." (ebd., S. 94 f.)<br />

Auch Mädchen schlagen und ärgern Buben – dies jedoch viel seltener: nur 9% der Bubenaussagen handelt<br />

davon, von Mädchen geschlagen oder geärgert zu werden.<br />

"Körperliche Gewalt gegen das weibliche Geschlecht beginnt bereits in der Schule, und mit ihr auch das<br />

Tabu, das über die Gewalt gestülpt wird. Bestenfalls wird sie umgedeutet und als alltägliche Raufereien<br />

zwischen Kindern bagatellisiert oder mit psychologischen Theorien (...) entpolitisiert. (...) Das Ausmaß<br />

der Gewalt sollte uns aufhorchen lassen, denn die Erfahrungen aus den Frauenhäusern zeigen uns, dass<br />

es nicht dabei bleibt, dass kleine Jungen kleine Mädchen schlagen, sondern auch im Erwachsenenalter<br />

der Faden der Gewalt nicht abreißt" (ebd., S. 94 und S. 97).<br />

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