52<strong>BIFIE</strong>-<strong>Report</strong> 6/<strong>2010</strong>zu. Geringe Zustimmung zeigt sich hingegen bei den Items «Bildungsstandardsschärfen den Blick der Lehrkraft für Stärken und Schwächen ihrer Schüler/innen»und «Bildungsstandards erleichtern den Einsatz gezielter Maßnahmen zurFörderung schwächerer Schüler/innen» (28 %). Lediglich rund ein Viertel derLehrer/innen und Schulleiter/innen (24 %) ist der Ansicht, dass ein Schulabschlussohne klar definierte Standards bald nichts mehr wert sein wird.FazitGesamt betrachtet lässt sich feststellen, dass die Befragten Bildungsstandards stärkerals ein allgemeines Instrument zur Qualitätssicherung im Schulwesen betrachten(das Transparenz und Klarheit schafft sowie Chancengleichheit erhöht), hingegenweniger als ein Mittel zur Unterstützung bei der Lernstandsdiagnose vonSchülerinnen und Schülern. Zudem zeigt sich, dass jeweils rund ein Viertel bis einDrittel der Befragten bei der Bewertung der Aussagen die Antwortkategorie «unentschieden»gewählt hat (Abbildung 34).3.4.2.2 Analyse von GruppenunterschiedenIn der Folge soll näher analysiert werden, ob bzw. inwiefern sich einzelneBefragtengruppen im Hinblick auf die Einschätzung der positiven Aspekteder Implementierung von Bildungsstandards unterscheiden. Die Analyse vonGruppenunterschieden erfolgt – wie einleitend hingewiesen wurde – nicht mehrauf Basis der Einzelitems, sondern auf Basis der Gesamteinschätzung der «positivenAspekte» (Stanine-transformierte Faktorwerte), wobei jeweils die Mittelwerte derBefragtengruppen gegenübergestellt werden.9988776544,875,896544,93 4,705,83 6,063322110Lehrer/innenSchulleiter/innen0HS AHS HS AHSLehrer/innenSchulleiter/innenAbbildung 35: Einschätzung «positiver Aspekte» – Vergleichzwischen Lehrer/innen und Schulleiter/innen(T = -7,17, p < 0,001; n = 1350)Abbildung 36: Einschätzung «positiver Aspekte» – Vergleichvon Lehrer/innen bzw. Schulleiter/innen der HS und der AHS(T L= 1,70, p L= 0,09; n L= 1157;T SL= -0,79, p SL= 0,43; n SL= 173)Vergleich Lehrer/innen –Schulleiter/innenIn Abbildung 35 ist das Ergebnis für den Vergleich zwischen Lehrer/innen undSchulleiter/innen dargestellt, wobei sich zeigt, dass die Zustimmung beiderBefragtengruppen im mittleren Bereich liegt, die Schulleiter/innen jedoch den positivenAspekten von Bildungsstandards signifikant stärker zustimmen als dies dieLehrer/innen tun.Ein Vergleich zwischen Befragten der HS und der AHS weist insgesamt – d. h. beieiner gemeinsamen Betrachtung von Lehrerinnen/Lehrern und Schulleiterinnen/
<strong>BIFIE</strong>-<strong>Report</strong> 6/<strong>2010</strong> 53Schulleitern – auf keine signifikanten Unterschiede 19 hin (ohne Abbildung).Betrachtet man die Schulleiter/innen und die Lehrkräfte getrennt voneinander, sozeigt sich, dass innerhalb der Gruppe der Schulleiter/innen die AHS-Schulleiter/innen einen etwas höheren Mittelwert aufweisen als jene Schulleiter/innen, die inder HS tätig sind. Bei den Lehrkräften verhält es sich umgekehrt – hier stimmendie HS-Lehrer/innen den positiven Aspekten der Bildungsstandards etwas stärkerzu als die AHS-Lehrer/innen. Sowohl die Unterschiede bei den Schulleiterinnen/Schulleitern als auch bei den Lehrerinnen/Lehrern erweisen sich allerdings als nichtsignifikant (Abbildung 36).Vergleich HS – AHS98765432105,535,08 4,914,50NMS HS AHS KMSAbbildung 37: Einschätzung«positiver Aspekte» – Vergleichvon Befragten verschiedenerSchulformen(F = 4,18, p = 0,01; n = 1330)Bei einem differenzierteren Blick bezogen auf die einzelnen Schulformen lassensich sehr wohl signifikante Unterschiede in der Bewertung der vorgegebenenAussagen feststellen. Befragte der NMS stimmen den positiven Aspekten vonBildungsstandards deutlich am stärksten zu, gefolgt von den Befragten der HS undder AHS. Die niedrigste Zustimmung finden die vorgegebenen Aussagen bei denLehrerinnen/Lehrern und Schulleiterinnen/Schulleitern der KMS (Abbildung 37).VergleichHS – KMS – NMS – AHSIm Rahmen der durchgeführten Studien zur Evaluation der Bildungsstandardswährend der Pilotphasen hat sich gezeigt, dass Lehrkräfte den Argumenten zurEinführung von Bildungsstandards umso mehr zustimmten, je besser sie sich überdie Zielsetzungen der Bildungsstandards informiert bzw. in ihrer Arbeit mit denBildungsstandards unterstützt fühlten (vgl. Freudenthaler & Specht 2005, S. 25).Ob sich diese Ergebnisse auch in den Resultaten dieser Befragung widerspiegeln undsich ebenfalls ein Zusammenhang zwischen der Informiertheit und der Bewertungder vorgegebenen Aussagen feststellen lässt, soll in der Folge geklärt werden.Um zu analysieren, ob bzw. in welcher Weise sich in Bezug auf die Einschätzungender positiven Aspekte von Bildungsstandards Effekte im Hinblick auf dieInformiertheit zeigen, wurden die Befragten zunächst in drei Gruppen unterteilt:1) Befragte, die sich insgesamt gut informiert fühlen, 2) Befragte, die sich insgesamtmittelmäßig informiert fühlen und 3) Befragte, die sich insgesamt wenig informiertfühlen (die Gruppenbildung erfolgte auf Basis der Faktorwerte – siehe Kapitel 3.1 –Datenaufbereitung). Wie aus Abbildung 38 hervorgeht, zeigen sich signifikanteUnterschiede zwischen den Gruppen, wobei jene Lehrer/innen und Schulleiter/innen,die sich gut informiert fühlen, den positiven Aspekten der Implementierungvon Bildungsstandards deutlich am stärksten zustimmen und Befragte, die sich weniginformiert fühlen, den positiven Argumenten deutlich am wenigsten zustimmen.Berechnet man die Korrelation zwischen dem Faktor «Informiertheit» unddem Faktor «Einschätzung der positiven Aspekte», so zeigt sich ein signifikanter 20Unterschiede nachInformiertheit19 Ergebnis der Signifikanzprüfung: Χ HS= 5,04, Χ AHS= 4,91 (T = 1,01, p = 0,31; n = 1330).20 Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.