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Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg 50 Jahre ... - Lzk Bw

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1955-1960<br />

Dr. Raimund Gaertner<br />

28 |<br />

Den Mittelpunkt der Konstituierenden Sitzung der <strong>Landeszahnärztekammer</strong><br />

als Körperschaft des öffentlichen Rechts am<br />

16. April 1955 in Esslingen bildete Punkt 3 der Tagesordnung:<br />

Wahl des Vorstandes.<br />

Mit großer Mehrheit wurde zum Präsidenten Dr. Raimund<br />

Gaertner, Freiburg, gewählt, zu seinem Stellvertreter Zahnarzt<br />

Herbert Fischer, Karlsruhe, als weitere Vorstandsmitglieder<br />

Zahnarzt Harr, Ludwigsburg, Zahnarzt Kasten, Tübingen,<br />

und als Vertreter der drei Landesuniversitäten Prof. Dr. Rebel,<br />

Tübingen. An der Spitze der 22 Mitglieder zählenden Delegiertenversammlung<br />

stand nun ein fünfköpfiges Vorstandsgremium.<br />

Dank gründlicher Vorarbeit eines von den vier<br />

Bezirkskammern eingesetzten „Vorbereitenden Kammerausschusses“<br />

war der Rohbau fertiggestellt; der Innenausbau<br />

konnte beginnen. Noch in derselben Sitzung wurden Satzung<br />

und Fachzahnarztordnung beschlossen.<br />

Die vier Bezirkszahnärztekammern bzw. ihre kammerähnlichen<br />

Vorgänger hatten sich in der Vergangenheit unter loser Führung<br />

des Bundesverbandes der Deutschen Zahnärzte – ein<br />

Verband, der keine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist –<br />

einer großen Selbständigkeit erfreut. Das einzige engere Band<br />

war die Ausübung desselben Berufs.<br />

Nun galt es, diese liebgewordene Freiheit einzuschränken<br />

zugunsten einer, alle Kollegen des Landes umfassenden Institution:<br />

der <strong>Landeszahnärztekammer</strong>. Wie sich zeigte, sollte es<br />

ein langwieriger und mühevoller Prozess werden. Mancherlei<br />

Spannungen und Gegensätze, größere als erwartet, galt es<br />

auszugleichen und zu überwinden.<br />

Da waren die landsmannschaftlichen Unterschiede zwischen<br />

den im neuen, drittgrößten Bundesland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

zusammenlebenden Volksstämmen der Schwaben,<br />

Alemannen, Franken und Kurpfälzer.<br />

Da waren die ausgeprägten Dialekte, je nach Stammesund<br />

Geburtsherkunft, Unterschiede in Lebensführung und<br />

Mentalität, ungleiche Größe der Kammerbezirke und damit<br />

auch der Zahl der Zahnärzte in diesen.<br />

Auch geographisch und wirtschaftlich bedingte Verschiedenheiten<br />

waren zu berücksichtigen. Zur Verdeutlichung sei hier<br />

Dr. Raimund Gaertner<br />

(† verstorben)<br />

vermerkt, dass die Besatzungsmächte nach 1945 eine amerikanische<br />

Zone mit Nordwürttemberg und Nordbaden gebildet<br />

hatten und eine französische Zone mit Südwürttemberg-<br />

Hohenzollern und Südbaden. Gegen den Versuch, die vier<br />

Landesteile zum Bundesland <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zusammenzufassen,<br />

führte der südbadische Ministerpräsident Wohlleb<br />

einen erbitterten Kampf um die Wiederherstellung der beiden<br />

früheren Länder <strong>Baden</strong> und <strong>Württemberg</strong>, bis ein Volksentscheid<br />

im November 1953 damit ein Ende machte.<br />

Beim Studium alter Sitzungsprotokolle kann man nachlesen,<br />

wie viele Sitzungen mit endlosen Debatten und hitzigen Wortgefechten<br />

im Ringen um eine erste Formulierung von neuen<br />

Ordnungen nötig waren, um letztlich zu Beschlussfassungen<br />

entscheidungsreifer Probleme zu kommen.<br />

Große Schwierigkeiten bereitete es vor allem, die seither eigenständigen<br />

Haushaltspläne der vier Bezirkszahnärztekammern<br />

gemäß der Forderung des Innenministeriums aufgrund des Kammergesetzes<br />

in einen gemeinsamen Haushaltsplan der<br />

<strong>Landeszahnärztekammer</strong> einzubeziehen. Zusätzliche Meinungsverschiedenheiten<br />

entstanden durch die Einmischung des<br />

Innenministeriums (IM) in innere Angelegenheiten der<br />

Kammer. Es wurde zum Beispiel verlangt, einem bereits vor<br />

vielen <strong>Jahre</strong>n Angestellten einer Bezirkszahnärztekammer<br />

(BZK) mit dem Ziel einer Gehaltskürzung zu kündigen. Eine<br />

weitere Forderung des IM war, den Haushaltsplan des Bundesverbandes<br />

der Deutschen Zahnärzte (BDZ) vorzulegen.<br />

Es bedurfte laufender Vorsprachen beim IM, vieler Sitzungen<br />

des Vorstandes und langer Debatten in den Delegiertenversammlungen,<br />

um die auch zwischen den BZKen bestehenden<br />

unterschiedlichen Auffassungen bezüglich Haushaltsplan,<br />

Satzung, Geschäftsordnung, Berufsordnung, Fachzahnarztordnung<br />

und Berufsgerichtsordnung auf einen Nenner zu<br />

bringen und entsprechende Beschlüsse herbeizuführen. Bei<br />

diesen Gegebenheiten bedurfte es einer starken Persönlichkeit,<br />

um unsere junge <strong>Landeszahnärztekammer</strong> in erfolgreiche<br />

Bahnen zu lenken. Bald zeigte sich, dass wir mit Dr. Gaertner<br />

die richtige Wahl getroffen hatten.<br />

Bericht von Viktor Harr, Mitglied des damaligen Vorstandes,<br />

aus der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum der <strong>Landeszahnärztekammer</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> von 1980

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