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1993-2000 Dr. Rüdiger Engel 38 | Ziel des Vorstandes war es, in der Öffentlichkeit (bei Bürgern, Politikern, Journalisten) um Vertrauen für den zahnärztlichen Berufsstand zu werben. Was die baden-württembergischen Medien angeht, so kann man sagen, dass uns dies gelungen ist. Die Zahnärzteschaft konnte aus den Negativschlagzeilen weitgehend herausgehalten werden. Dies war das Ergebnis einer Öffentlichkeitsarbeit, die auf Glaubwürdigkeit und feste persönliche Kontakte setzte. Voraussetzung dafür war natürlich, dass die standespolitischen Entscheidungen damit in Einklang standen. Die Kammer als Berufsvertretung aller Zahnärztinnen und Zahnärzte ist dabei essentiell auf ihre Mitglieder angewiesen, die zufriedene Patienten haben. Die Kammer tut gut daran, nicht nur vordergründig die Interessen der Zahnärzteschaft zu vertreten, sondern gleichzeitig die Interessen der Zahnheilkunde und der Patienten. Tut sie Letzteres glaubwürdig, so wächst ihre Stellung in der Gesellschaft und die Vertretung des Berufsstandes gelingt umso besser. Auf dieser Linie lag die erfolgreiche Einführung des Konzeptes der Patientenberatung und des Zweitmeinungsmodells. Die anfängliche „Begleitmusik“ der Bedenkenträger in der Standespolitik war erheblich. Ebenfalls auf gute Resonanz stieß ein Gutachtersystem, das Patienten mit Problemen zur Verfügung steht und das das Vorurteil immer wieder widerlegt, eine Krähe würde der anderen kein Auge auskratzen. Unsere Stärke zeigte sich nicht zuletzt darin, wie beherzt die baden-württembergische Zahnärzteschaft die Gruppen- und Individualprophylaxe vorantrieb. Eine DMF-T von 1,0 bei 12-jährigen – das hätten wir doch selbst vor einigen <strong>Jahre</strong>n nicht für möglich gehalten. Diesen Weg, den unsere Vorgänger eingeschlagen hatten, entschlossen weiter gegangen zu sein, war nicht nur gut für die Zähne der Kinder, sondern auch ein zugkräftiges Thema für die Öffentlichkeitsarbeit der Kammer. Ohne die Kooperation von Zahnärzteschaft, Sozialministerium und Krankenkassen wäre der Erfolg in der Gruppenprophylaxe nicht möglich gewesen. Der Fortbildungswille der Zahnärztinnen und Zahnärzte ist unsere Stärke. Kein anderer Berufsstand hält da mit – wohlgemerkt auf eigene Initiative und eigene Kosten! Ein Kammerpräsident in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat es in dieser Beziehung leicht, hat unser Bundesland doch von jeher eine Vorreiterrolle inne: zwei kammereigene Fortbildungseinrichtungen sorgen für die entsprechende Attraktivität und Qualität. Die Etablierung der systematisierten und strukturierten Fortbildungsprogramme stellte einen wichtigen Meilenstein in der Qualifizierung unseres Berufstandes dar, der von der Kollegenschaft gut aufgenommen wurde. Hoch gingen die Wogen über die Begriffe Tätigkeitsschwerpunkte und zertifizierte Fortbildung. Manchem Standespolitiker fiel der Abschied schwer von der liebgewordenen Vorstellung, dass jeder Zahnarzt alles kann und jeder Patient das auch glaubt. Weil unser Beruf enorme Fortschritte gemacht hat und immer noch macht, bestand und besteht ein Bedarf an spezifischen Fortbildungsprogrammen. Das Informationsbedürfnis der Patienten verlangt es, hierüber in Kenntnis gesetzt zu werden. Also ist die Ausweisung von Tätigkeitsschwerpunkten die logische Konsequenz – ob uns das passt oder nicht. Wenn es denn geschieht, dann musste die Kammer die Federführung haben. So wurde ein sinnvoller Weg eingeschlagen, der noch längst nicht zu Ende gegangen ist. Dass sich das Bundesverfassungsgericht zu dem Thema äußerte … na ja – man konnte jedenfalls befriedigt feststellen, dass das zahnärztliche Praxisschild höchstrichterliche Beachtung fand. Das Stichwort Praxisschild führt zur Berufsordnung und zur freudigen Feststellung, welche Liberalisierung hier erreicht werden konnte. Man muss schon schmunzeln, wenn man nur als ein Beispiel daran denkt, welche Kämpfe um die zulässige Größe des Praxisschildes gefochten worden sind – eine völlig überflüssige Reglementierung! Kontinuierlich verfeinert haben wir die Möglichkeiten zum sinnvollen Einsatz der Helferinnen. War <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> immer schon Vorreiter, wenn es um fortgebildete Zahnarzthelferinnen geht, so stellte der Ausbau der Prophylaxe wieder eine neue Herausforderung dar, die in der Etablierung der Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin ihren Höhepunkt fand. Viel Energie setzten wir in die Erarbeitung des so genannten Dialogkonzeptes Zahnheilkunde 2000. In Kooperation von Kammer und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen des Landes entstand so eine Zusammenfassung unserer standespolitischen Vorstellung, wie die Zahnheilkunde zu organisieren sei – von der Kinder-Prophylaxe bis zu Festzuschussregelungen bei Zahnersatz. Politik und Presse nahmen das mit großem Interesse auf. Wir haben damit mitgeholfen, unsere