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05. Zeitschrift für Bauwesen LXII. 1912, H. VII-IX= Sp. 333-520

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U:r%401 Mahlko, Ohinesieche Dachtbrmen. 402Bedeutung haben sie nicht. Auf große Genauigkeit machtChambers selbst gar keinen Anspruch.Callery verwirft die Zeltthcorie; er versucht eine andereErklärung zu geben, die aber in weitem Bogen um den Kernder Frage herumgeht, oline ihm irgendwie näher zu kommen.Auf diese Ausführungen brauche ich deshalb nicht nähereinzugehen.Nach der Schrift von Callery ist man in maßgebendenKreisen erst der Frage nach der Erklärung der Dacheigentümlichkeitenwieder nähergetreten Ende der achtziger Jahredes vorigen Jahrhunderts. Im Journal of the China branchof tho Royal Äsiatic Society, 1889/90 Vol. XXIV S. 253bis 288 liefert J. Edkina einen Aufsatz über ,ChineseArchitecture", aus dem für die vorliegende Abhandlung folgendeAusführun- , , • •gen bemerkenswertsind: „Die chinesischeArchitekturhat nichts zu tunmit der Nachahmungvon Zeltformen..... DieArchitektur derChinesen in frühesterZeit war ebengeometrisch undpraktisch brauchbar.PhantastischeKurven am unterenTeil der Dächerkamen erst spätermit Vorliebe inAufnahme; ihr Ursprungmuß imBuddhismus gesuchtwerden."An anderer Stellesagt derselbe Verfasser;„Die gebogenen Traufen chinesischer Bauten sindwahrscheinlich eine Nachahmung einiger früherer Pagoden,die zahlreich errichtet wurden seit dem sechsten Jahrhundert;da China keine Erkläning für die gebogenen Traufenzu bieten vermag, scheint es nötig, sie auf eine fremdeQuelle zurückzuführen."Diese Veröffentlichung von J. Edkins hat s. Zt. die Mitgliederder Royal Asiatic Society lebhaft bewegt, und zwarbesonders seine Ausführungen über die Chinesen-Dächer undüber die Zeltfrage. Man vrav nicht zufrieden mit seinen Ausführungenund hätte eine gründlichere Behandlung besondersder eigentümlichen Dachformen gewünscht. Dies geht hervoraus dem in derselben <strong>Zeitschrift</strong> 1889/90 vcrofFentlichtenAufsatz über „The Tent theory of Chinese Architecture"von S. Elfter v. Fries. Dieser Gelehrte ist der erste, deres versucht hat, mit verständigen Gründen an die Lösungder beregten Dachfrage heranzutreten. Er selbst ist keinArchitekt, kein Bausachverständiger. Er gibt für die weitereBehandlung der Dächerfrage Richtlinien an, u. a. führt erauch einen etymologischen Beweis, Aus seinem Aufsatz verdientfolgendes Beachtung: „Wenn wir annehmen, die Chi-nesen waren mit der Zeltform so vertraut, daß sie ebendieselbesogar beim Bau ihrer Häuser dauernd beibehielten,müssen wir in erster Linie in der Lage sein, nachzuweisen,daß die Eingeborenen jemals in Zelten gewohnt habenSoweit ich habe in Erfahrung bringen können, betrachtensich weder die Chinesen selbst als Nomaden, noch werdensie von fremden (westlichen) Qeschichtschreibern als solchegeschildert. Wir haben allen Grund zu glauben, daß sieschon in allerfrühester Zeit ein seßhaftes Volk waren, undzwar hauptsächlich Bauern (vgl. Shennung, der göttliche Landwirt),ein Beruf, der schon ganz von selbst das Umherziehenverbietet. Angesichts dieser Tatsachen sollten wir sehr kräftigeGrundlagen fordern für die Annahme, daß die Chinesenstatt Höhlen- und Hüttenbewohner irgendwann einmal Zeltbewohnergewesensind. Daß Zeltevon ihnen benutztworden sind aufihren zahlreichenKriegszügen, selbstim grauen Altertum,will ich gernzugeben, zumal sieihren Gebrauch insolchen Fällen vonihren nördlichennomadischen Nachbarnhaben lernenkönnen. Meinnächster Beweisgrundist etymologisch.Hat irgendeinerder Charaktere(Wortzeichen)oder ein Teil derselben,welcher denAbb. 1, Hof des Klosters Tai't'singltung bei Taingtau.Begriff „Haus,Wohnung, Heimusw." bezeichnet, auch nur die geringste Beziehimg zueinem zeltähnlichen Gebilde? Weisen nicht die Wurzeln(liadicals) *^^ mien und ^ hu unverkennbar beide hinauf eine Höhle und eine Wohnung mit Türen, wodurch sieganz deutlich anzeigen, daß ein Zelt nicht gemeint sein kann?Schließlich ist der Ausdruck ehang-fang für „Zelt" ein Kompositumund deshalb natürlich auch eine Erfindung neuererZeit Wenn es gar nicht möglich ist, Beweisgründe anzuführen,weder aus der Geschichte noch ans der <strong>Sp</strong>rachforschungzur Verteidigung der Zelttheorie, so möchte ich mirdie Frage erlauben, durch welche Um.?täude werden wir dannnoch gezwungen, anzunehmen, trotz dieses bezeichnendenSchweigens, daß die Zeltform der Grund der charakteristischenForm und Anordnung chinesischer Gebäude ist? Die sonderbareSchweifung des Daches ist, wie ich berichtet, so einBeweis nach dem ersten Eindruck. Ich wage nicht nur anzuzweifeln,daß das übliche Chinesendach seine Form vomZelt hergeleitet hat; ich gehe sogar weiter, ich behaupte,daß eine solche Schweifung schwerlich irgend einen Vergleichrait einem Zelte verträgt. Die Außenlinien des letzteren sindnotwendigerweise gerade, und nur der Eaum zwischen dem26*

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